Innerhalb von drei Minuten drehte der FC 03 Radolfzell am Samstag die Partie gegen den VfR Stockach. Aus einem Rückstand wurde drei Minuten später eine komfortable 3:1-Führung.
Dass auf ein Erfolgserlebnis weitere innerhalb kürzester Zeit folgen, ist ein typisches Phänomen, dass sich im Fußball und in anderen Ballsportarten beobachten lässt. Beispielsweise erzielte Konstantin Hahn für den SC Konstanz-Wollmatingen im Lokalderby gegen die SG Dettingen-Dingelsdorf innerhalb von 13 Minuten einen lupenreinen Hattrick.
Im Sport weit verbreitet
Sicherlich kann sich auch jeder an den Torrausch von Ex-Bayern-Torjäger Robert Lewandowski erinnern, als er 2015 nach seiner Einwechslung innerhalb von neun Minuten fünf Treffer gegen den VfL Wolfsburg erzielte. Solche Ereignisse werden in der Wissenschaft als „Hot-Hand-Phänomen“ beschrieben, welches insbesondere im Basketball stark erforscht wird.
Dort konnte beobachtet werden, dass Spieler und Teams häufig viele Treffer und Punkte hintereinander innerhalb einer kurzen Zeit erzielen und somit in dieser Phase mit einer „Heißen Hand“ agieren, die besonders gefährlich ist.
Ähnliches konnte auch im Fußball gezeigt werden, indem Hattricks meist in kurzen Abständen erzielt werden und generell ein Torerfolg zu einer höheren Wahrscheinlichkeit eines weiteren Tores in den nächsten Minuten führt. Es handelt sich also um einen Spezialfall des generellen Momentum-Phänomens, welches bereits Thema einer früheren Kolumne war.
Spieler werden selbstbewusster
Doch welche Gründe gibt es für diese Beobachtungen? Insbesondere spielt wohl das gesteigerte Selbstvertrauen nach einem Treffer eine wichtige Rolle. Die Spieler entwickeln eine positive Körpersprache, zeigen mehr Risikobereitschaft. Es scheint alles zu gelingen, sie sind also für eine kurze Zeit wie im Rausch.
Zudem zeigt sich, dass die betroffenen Spieler in diesen Phasen im Schnitt 15 % mehr Ballkontakte haben, 20 % häufiger aufs Tor schießen. Die sich im Flowzustand befindenden Spieler werden somit von Ihren Mitspielern häufiger gesucht.
Das „Hot-Hand-Phänomen“ kann trainiert werden, indem Belohnungsregeln in Trainingsformen integriert werden. Beispielsweise bleibt das Team, welches ein Tor erzielt hat, in Ballbesitz.
Außerdem können Tore doppelt bepunktet werden, die im nächsten Angriff nach einem vorherigen Torerfolg fallen. Generell können Trainer die Erkenntnisse gewinnbringend für ihre Teams nutzen, indem das positive Gefühl nach einem Treffer verstärkt wird.