Tischtennis: Kai Moosmann hätte tennis da tavolo spielen können. Oder tenis de mesa. Oder pingpong. In jedem Fall Tischtennis. „Ich hatte Anfragen aus Italien, Spanien, der Schweiz und Deutschland“, erklärt der 23-Jährige wenige Tage vor dem Saisonstart in der Regionalliga.
Fokus auf den TTC Mühlhausen
Tischtennis-Spieler können für mehrere Teams starten, in jedem Land aber nur für einen Verein. Eine internationale Laufbahn ist daher keine Seltenheit, da sich aber auch ein Schwarzwälder Spitzenspieler nicht klonen kann, belässt es Moosmann bei Einsätzen in der Schweiz und Deutschland, wobei der Fokus auf der Regionalliga-Saison mit dem TTC Mühlhausen liegt (siehe Infokasten).
Der TTC Singen spielte vor einigen Jahren als bislang einzige Mannschaft aus der Region in solchen Sphären, in denen die Hälfte der Spieler als Halb- oder Vollprofis ganz auf Tischtennis konzentrieren.
Intensive Saisonvorbereitung
Auch Kai Moosmann hat sich für die neue Saison intensiv vorbereitet. In Madrid trainierte er im Rahmen einer Sprachreise drei Monate lang im Olympiastützpunkt mit den besten Spielern Spaniens. Tenis de mesa, von Montag bis Sonntag.
„Tischtennis, Tischtennis, Tischtennis. Nichts anderes. Alle Spieler dort waren unglaublich diszipliniert. Im Training und abseits der Platte. Wenn wir uns am Freitag in einer Bar trafen, hat keiner ein Bier getrunken. Wasser, höchstens eine Coke Zero – mehr gab es nicht“, erzählt der 23-Jährige.
Disziplin durch Hausaufgaben
Disziplin statt Tapas, was der Iberer kann, ist dem Schwarzwälder aber schon lange bewusst. „Mein Opa Fridolin hat mir in der Grundschule bei den Hausaufgaben geholfen. Und wenn ich die nicht ordentlich gemacht habe, hat er mir ein leeres Blatt vorgelegt und gesagt, dass ich es jetzt noch mal mit ordentlicher Schrift machen soll“, erinnert sich Moosmann.
„Ich habe es gehasst“, sagt er, lacht, und fügt an: „Aber später habe ich gemerkt, dass es genau darum geht. Man kann nicht dreckig üben oder trainieren und dann glauben, dass es im Spiel oder bei einer Prüfung klappt.“
Faszination Tischtennis
Eigentlich wollte Kai Moosmann Fußballer werden. Schon mit drei Jahren spielt er bei den Bambinis, träumt von einer Karriere als Top-Stürmer. Und vielleicht würde der Student heute in der Kreisliga oder höherklassig kicken, wenn die Familie vor 13 Jahren den Sommerurlaub nicht in Kroatien verbracht hätte.
„In einem Freibad stand dort eine Tischtennis-Platte. Ich war völlig begeistert, habe die ganze Zeit Rundlauf mit meiner älteren Schwester Vera und anderen Kindern gespielt.“
Anfänge in Bräunlingen
Zurück zu Hause besucht er ein Training beim TTC Bräunlingen. Mit einem Speckbrett, wie Tischtennis-Spieler einen sehr einfachen Schläger nennen, spielt er die Bälle übers Netz. So gut, dass Trainer Jan Walter ihm einen Anfängerschläger besorgt.
Er spielt fortan in der Bräunlinger Schülermannschaft und der Bezirksauswahl. Ein Jahr später startet er bereits bei den Männern, erobert die Tischtennis-Welt im Schwarzwald, hängt die noch kleinen Kickschuhe an den oft zitierten Nagel.
Von der Landesliga steil bergauf
Und die Familie hilft mit. „Ich weiß noch, als meine Trainer mir sagten, dass ich einen besseren Schläger bräuchte. Ich bin dann mit meiner Mama ins Pingpong-Paradies gefahren, so hieß das Geschäft. Und meine Mutter war völlig verdutzt, dass es da 100 unterschiedliche Hölzer und noch viel mehr Beläge zur Auswahl gab“, erinnert sich Moosmann an die Anfänge.
Mit 13 Jahren wechselt er zur DJK Villingen in die Landesliga, ein Jahr später geht es zum TTC Singen. Papa Gerd, Mama Carla und Opa Fridolin fahren ihn drei Mal die Woche ins Training, am Wochenende zu den Spielen. Ein Leben zwischen Schupfball und Topspin, zwischen Schule und Training.
Start in der 3. Liga
Mit 17 Jahren schlägt er unterm Hohentwiel in der Regionalliga auf. Wenngleich am Saisonende die Mannschaft auseinanderfällt, sammelt Moosmann wichtige Erfahrungen und empfiehlt sich für höhere Aufgaben beim bayerischen TTC Wohlbach in der 3. Liga. „Ich hatte das Abitur gerade geschafft, hatte Freiraum bis zu meinem International-Business Management-Studium in Schwenningen“, erzählt der 23-Jährige.
Zurück in die Heimat
Nach einer intensiven Vorbereitung verliert er zwar sein Einzel beim ersten Saisonspiel gegen Stuttgart, schlägt sich dabei aber ganz ordentlich. Vielleicht wäre Moosmann heute bei einem Drittligisten eine Stammkraft, eine Krankheit zerstört jedoch die Karriere-Planung. „Ich bekam das Pfeiffersche Drüsenfieber, lag einen Monat komplett flach“, erinnert sich Moosmann. Er hätte in Bayern bleiben können, aber um zurück zu alter Form zu finden, erschien eine Rückkehr in die Heimat sinnvoller.
Alte Weggefährten und neue Kollegen
Beim TTC Mühlhausen trifft er in Adam Robertson auf einen Weggefährten aus Singener Tagen, fühlt sich pudelwohl in einer Mannschaft, die mit Jochen Burt, Milan Papcun und Georg Winkler über Routiniers verfügt, die zuletzt aber auch mit Schweizer Talenten wie Noe Keusch und seit dieser Saison Lars Posch verstärkt wurde.
Zukunftsziele
In Konstanz möchte er seinen Master machen, hat dort in einem Wohnheim eine Bleibe für die kommenden anderthalb Jahre gefunden. Den Klassenerhalt will er schaffen.
Und eines Tages in der Liste der 100 besten Spieler Deutschlands stehen. „Ich habe dieser Tage einen Spruch gelesen, dass es einem unangenehm sein sollte, die eigenen Ziele zu nennen.“ Also Schluss mit Zurückhaltung! „Die Top-50 sollten drin sein.“ Und außerdem gäbe es ja noch Ziele beim tennis da tavolo, tenis de mesa oder Pingpong.