In der einen Ecke des Zürcher Letzigrundstadions wird Armand Duplantis vorgestellt, Olympiasieger, Weltmeister und Weltrekordhalter im Stabhochsprung. Daneben feiert Yulimar Rojas gerade ihren Sieg im Dreisprung, auch sie Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Weltrekordhalterin.
Gegenüber kämpfen die Hochspringer um den Sieg, mit dabei Weltmeister Gianmarco Tamberi und Mutaz Essa Barshim, mit dem er gemeinsam Gold bei den Olympischen Spielen in Tokio gewonnen hatte. Und mittendrin, vor 25 000 begeistert feiernden Zuschauern, eine junge Singenerin, Merle Menje.
Strahlende Sechste
Die 19-Jährige startet bei Weltklasse Zürich über 1500 Meter mit dem Rollstuhl. Ein kühler Wind weht durch das Rund, die letzten Sonnenstrahlen des Tages scheinen auf die Tribüne. Unten auf der Tartanbahn kann sich das Starterinnenfeld sehen lassen, der Name des Meetings hält eben, was er verspricht.
Dementsprechend strahlt die Hegauerin nach dem Rennen in den Katakomben der Arena, als habe sie den Wettkampf gewonnen und nicht als Sechste beendet. „Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und war eine große Ehre, hier eingeladen worden zu sein“, sagt Merle Menje, „es war einfach ein brutal starkes Teilnehmerfeld.“
Viel wichtiger als Zeiten und Platzierungen ist der inklusive Charakter des Leichtathletikabends, an dem die Stars des Behindertensports neben den Stars der Athleten ohne Handicap starten dürfen. „Wahnsinn. Mega“, sagt Merle Menje, „so was brauchen wir, um den Behindertensport sichtbarer zu machen.“
Die Singenerin mit dem anthrazitfarbenen T-Shirt nimmt den Rennhelm ab und wischt sich über die Stirn. „Es gibt keinen Unterschied. Wir sind Leistungssportler wie die auch. Besser kann Inklusion gar nicht funktionieren“, sagt sie.
Abi, WM, Letzigrund
Auf der Tribüne hat ihre Familie aus dem nahen Hegau mitgefiebert, und auch wenn es nicht zum Sie in Zürich gereicht hat, geht gerade ein ganz besonderes Jahr für Merle Menje zu Ende. Abitur, die Premiere bei der Para-Weltmeisterschaft in Paris – und jetzt der Start vor 25 000 Zuschauern beim gefühlten Heimspiel in der Schweiz.
„Es lief definitiv viel, es war ein ereignisreiches Jahr“, sagt Merle Menje. Nach so vielen Highlights kommt die Winterpause gerade recht. „Jetzt muss ich das alles erst einmal sacken lassen. Ich kann das noch gar nicht so recht realisieren“, fährt die Singenerin fort.
Paralympics sind das nächste Ziel
Das nächste Jahr soll schließlich nicht weniger ereignisreich werden als 2023. Das Abitur hat Merle Menje zwar in der Tasche und eine weitere Weltmeisterschaft in Paris steht auch nicht auf dem Programm. An die Seine würde die 19-Jährige dennoch wieder gerne reisen.
Zu den Paralympics, die vom 28. August bis 8. September in der französischen Hauptstadt stattfinden. Vor zahlreichen Fans wie in Zürich.