An die tollen Tage im Mai 2008 kann sich Oliver Lebherz noch gut erinnern. Damals trainierte er die Mannschaft des SV Allensbach, die in der besten Saison der Vereinsgeschichte gegen Borussia Dortmund in der Relegation nur hauchdünn den Aufstieg in die Bundesliga verpasste.

Nun, 13 Jahre später, stehen die Handballerinnen vom Bodensee erneut in einer Aufstiegsrunde, und wieder hat Oliver Lebherz das Sagen auf der Bank.

Teamchef Oliver Lebherz.
Teamchef Oliver Lebherz. | Bild: Fotodesignts

Der einstige Coach ist inzwischen Teamchef, doch da Trainerin Sandra Rebholz ein Sabbatical eingelegt hat, ist der 53-Jährige allein verantwortlich in diesen so wichtigen Partien. Im Mai 2021 will der einstmals dienstälteste Zweitligist SV Allensbach zurück in die mittlerweile eingleisige 2. Bundesliga.

„Das wird eine große Herausforderung für uns alle“, sagt Lebherz und meint damit nicht einmal nur die lange Fahrt zum ersten Spiel am Samstag, 17 Uhr, beim 1000 Kilometer entfernten MTV Heide in Schleswig-Holstein. Denn obwohl die Allensbacher Handballerinnen seit ihrem letzten Pflichtspiel durchgängig trainieren konnten, ist das Thema Corona auch am Riesenberg allgegenwärtig.

Spielerinnen beim Aufwärmen Video: Feiertag, Ingo

„Die Rahmenbedingungen sind ganz besonders“, sagt Lebherz, „wir können nicht an einem Tag hin und zurück.“ Am Freitagmorgen macht sich der SVA-Tross auf in Richtung Heide an der Nordsee. „Dort dürfen wir dank einer Sondergenehmigung vom Gesundheitsamt in einer Jugendherberge übernachten und sind allein im Haus“, erklärt Lebherz.

Gemeinsam essen oder frühstücken dürfen seine Spielerinnen allerdings nicht. „Der Ablauf für so ein wichtiges Spiel ist ganz anders als sonst“, sagt der Teamchef.

Torhüterin Joelle Arno.
Torhüterin Joelle Arno. | Bild: Feiertag, Ingo

Fit sei seine Mannschaft, erklärt Oliver Lebherz. Nach den beiden Siegen nach dem Saisonabbruch in der 3. Liga in Heiningen (41:19) und gegen die HSG Würm-Mitte (26:22) haben die Spielerinnen dreimal pro Woche in der Halle trainiert und zusätzlich in den eigenen vier Wänden an der Athletik gearbeitet, allerdings fehlt seit Ende Oktober die Wettkampfpraxis.

Training der Torhüterinnen Video: Feiertag, Ingo

„Wir haben in den letzten Wochen die Umfänge erhöht, konnten im Training aber nie über die volle Distanz gehen“, sagt Lebherz, der die vier Relegationsgegner Heide und Frankfurter HC (Staffel Nordost), TV Aldekerk 07 (Nordwest) und ESV 1927 Regensburg (Süd) so intensiv analysiert hat, dass er sie „inzwischen in und auswendig“ kennt.

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Die vier Partien im Modus „Jeder gegen Jeden“ sind für Teamchef Lebherz allesamt „Endspiele“. Die beiden Tabellenersten der Runde steigen direkt auf, die drittbeste Mannschaft muss sich in zwei Relegationsspielen gegen den Drittletzten der 2. Bundesliga behaupten.

„Wenn wir uns gut präsentieren und den Spaß wie am Anfang der Saison haben, dann ist alles möglich“, sagt Lebherz, der weiß: „Alle fünf Mannschaften haben die gleichen Chancen, und wer am Ende vielleicht mit den ganzen äußeren Umständen am besten klarkommt, wird sich dann auch durchsetzen.“ Mitte der Woche ließ er noch einige Grundtaktiken trainieren, ehe am Feinschliff in der Abwehr gearbeitet wurde.

Trainingsspiel Video: Feiertag, Ingo

Schließlich muss der Teamchef zwei Zugänge in die Mannschaft integrieren. Zwar fehlen Tabea Maier (Schulter-OP), Laura Strosack (Kreuzbandriss) und Mia Kernatsch (gebrochene Nase) in der Relegation, doch zuletzt waren zwei neue Gesichter im Training in der Riesenberghalle.

Die 21-jährige Linkshänderin Charleen Heieck, die vom PSV Recklinghausen kam, ist bereits am Samstag in Heide spielberechtigt.

Charleen Heieck.
Charleen Heieck. | Bild: Feiertag, Ingo

Rückraumspielerin Sara Goudarzi muss sich indessen bis zum ersten Heimspiel am 15. Mai gegen den TV Aldekerk gedulden, da die 21-Jährige am 3. März noch für Ketsch in der Bundesliga im Einsatz war.

Sara Goudarzi.
Sara Goudarzi. | Bild: Feiertag, Ingo

1000 Zuschauer werden sich dann nicht in die Riesenberghalle drängen wie vor 13 Jahren gegen den BVB. Und doch sind sie glücklich beim SV Allensbach über den ersten Auftritt in eigener Halle nach mehr als einem halben Jahr – auch, wenn es ein Geisterspiel sein wird.

„Wir freuen uns auf den Wettkampfmodus und sind gespannt, wie die Mädels sich nach so langer Zeit ohne Spiele auf der Platte zeigen werden“, sagt Vorstand Andreas Spiegel.