B-Juniorinnen-Bundesliga: TuS Steißlingen – SG TG Altdorf/Ettenheim (Sonntag, 14.30 Uhr, Mindlestalhalle). – Die Handball-Abteilung im TuS Steißlingen hat in ihrer fast 100-jährigen Historie schon viele Erfolgsgeschichten geschrieben, so etwas hat es allerdings bislang nicht oft gegeben: eine Mannschaft, die bundesweit für Schlagzeilen sorgt.
Die B-Juniorinnen haben in der neu eingeführten Bundesliga ihre acht Vorrundenspiele allesamt gewonnen und ziehen in die Meisterrunde ein. Im letzten Heimspiel des Jahres am Sonntag gegen Altdorf/Ettenheim entscheidet sich, ob sie zwei oder vier Punkte mitnehmen.
„Wir wollen im ganzen Verein durch strukturierte Arbeit den Jugendlichen das bestmögliche Programm anbieten. Der Erfolg dieser Mannschaft spiegelt die Arbeit, die wir in den letzten Jahren frühzeitig investiert haben, am schnellsten wider“, sagt Trainer Sascha Spoo, der viele seiner Schützlinge bereits seit Mini-Tagen kennt und seit der E-Jugend trainiert. Eine Spielerin trägt seit Kurzem sogar das Trikot der U17-Nationalmannschaft: Anne Riedle.
Die 16-Jährige ist ein echtes Steißlinger Eigengewächs. Ihr Vater Achim erzielte in seinen langen Jahren als TuS-Handballer mehr als 1000 Tore und ist heute Vorsitzender des Vereins, ihre Mutter Birgit war unter ihrem Mädchennamen Schöller für den SV Allensbach in der 2. Bundesliga erfolgreich. Und die drei Geschwister Jule (15), Lotte (13) und Lasse (9) sind – natürlich – auch Handballer im TuS-Nachwuchs.
„Man hat schon in der E-Jugend gesehen, dass in ihr ein besonderes Potenzial schlummert“, sagt Trainer Spoo über Anne Riedle, die nicht nur bei den B-Juniorinnen eine verlässliche Größe ist, sondern auch bei den Damen in der Regionalliga. Die A-Juniorinnen hat das Ausnahmetalent übersprungen, da die Regularien nicht erlauben, in mehr als zwei Jahrgängen aktiv zu sein.
46 Tore hat die 16-Jährige in den ersten acht Bundesligapartien erzielt und kommt dabei „fast in jedem Spiel auf eine nahezu hundertprozentige Trefferquote“, wie ihr Trainer anerkennend sagt.
Anne Riedle selbst sieht das Erfolgsgeheimnis im großen Teamgeist. „Alle sind gut befreundet“, sagt sie. „Andere Mannschaften leben von zwei, drei herausragenden Spielerinnen, bei uns sind alle richtig gut. Wir haben einen breiten Kader, und egal, wer spielt, es gibt keinen Leistungsabfall.“
Überhaupt ist die junge Frau keine, die große Sprüche klopft. „Emotionale Leaderinnen gibt‘s andere“, sagt Trainer Sascha Spoo, „Anne geht mit Leistung voran. Man muss sie noch manchmal anstupsen, aber sie wird selbstbewusster durch ihre Erfolge und wächst als Persönlichkeit. Das ist schön zu sehen.“
Die Entwicklung Anne Riedles, deren Schwester Jule auch für die B-Juniorinnen des TuS in der Bundesliga auf Torejagd geht, ist schon früh bei verschiedenen Auswahl-Lehrgängen aufgefallen. Anfang 2022 flatterte schließlich die erste Einladung zu einer Sichtung für die Nachwuchs-Nationalmannschaft ins Haus. Seitdem hat Riedle, die neben dem Handball auch turnt, elf Länderspiele für das deutsche Team bestritten, war dafür in Polen, der Schweiz und Schweden unterwegs.
„Es ist immer etwas Besonderes, im Nationaltrikot spielen und die Hymne hören zu dürfen“, sagt die Schülerin, neben der acht weitere Steißlinger Spielerinnen in den DHB-Nachwuchs-Stützpunkten trainieren. Riedles nächster Lehrgang ist im März, dann findet eine Jugendolympiade statt und die Europameisterschaft in Montenegro steht an.
Das nächste Ziel: Vier Punkte für die Meisterrunde
Zuvor will Anne Riedle, die gerade für den Führerschein büffelt, aber mit den B-Juniorinnen des TuS Steißlingen weiter für Furore in der Bundesliga sorgen. Da sich die Konkurrenten von der HSG Hossingen-Meßstetten und der SG TG Altdorf/DJK Ettenheim gegenseitig die Punkte abgenommen haben, stehen die Hegauerinnen vorzeitig als Vorrunden-Gruppensieger fest.
„Unser nächstes Ziel ist es, mit 4:0 Punkten weiterzukommen“, sagt Anne Riedle. Mit einem Sieg am Sonntag gegen Altdorf/Ettenheim könnten die Steißlingerinnen auch hinter diesem Vorhaben einen Haken machen. Nicht nur deswegen soll das letzte Heimspiel nochmals ein Handballfest im Mindlestal werden.
„Nun ist alles möglich“, sagt Trainer Spoo, der sein Erfolgsteam, das eine kleine Regionalauswahl ist, so beschreibt: „Die Mannschaft hat durchweg Bock und die Spielerinnen betreiben einen enorm hohen Aufwand. Einige kommen mehrmals die Woche mit dem Zug aus dem Schwarzwald ins Training. Diese hohe Eigenmotivation ist eine gute Grundlage.“
Und die Basis für eine starke Bundesliga-Saison, die noch möglichst lange weitergehen soll.