Bezirksliga Bodensee: SG Reichenau/R.-Waldsiedlung – SV Allensbach (Samstag, 16 Uhr, Sportplatz Baurenhorn). – Nikolas Weltin schleppt schonmal die ersten Fässer ins Vereinsheim der SG Reichenau/R.- Waldsiedlung.

Die Sonne strahlt auf das Gebäude, durch die großen Fenster hat man einen schönen Blick auf das Strandbad, den Fußballplatz und das andere Seeufer. Das urige Örtchen ist wie gemacht für einen Fußballverein.

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Die rustikale Einrichtung harmoniert mit den Pokalen und Urkunden an den Wänden – eine Dartscheibe und ein Kickertisch runden das Gesamtbild ab.

Kaum zu glauben, dass es am Samstag beim Gnadensee-Derby gegen den SV Allensbach das erste Mal ist, dass das Gebäude offiziell als Vereinsheim dient.

Vorher wurde die Gaststätte verpachtet und die fehlende Kommunikation sorgte bei Weltin und seiner Mannschaft für Verzweiflung.

Endlich ein eigenes Vereinsheim

„Wenn das Wetter gut war, haben wir uns auf dem Platz getroffen oder sind zu einem Spieler nach Hause gefahren.“ Ein richtiges Vereinsheim haben sie aber schon immer vermisst.

Die Unzufriedenheit braute sich zusammen – und als einer der Pächter 80 Euro für einen Kasten Bier verlangte, lief das Fass über.

Der Verein übernahm die Gaststätte, und Spieler, Trainer und Mitglieder richteten das Gebäude nach ihren Vorstellungen ein.

Einer davon ist Nikolas Weltin. Der 28-Jährige spielt schon seit der Jugend bei der SG Reichenau/R.-Waldsiedlung und lebt voll für den Verein. Die Vorfreude auf das Derby gegen den SV Allensbach ist riesig.

Nikolas Weltin (Mitte) zeigt im Duell mit Lennart Feldt (SV Orsingen-Nenzingen) seine Defensiv-Stärke.
Nikolas Weltin (Mitte) zeigt im Duell mit Lennart Feldt (SV Orsingen-Nenzingen) seine Defensiv-Stärke. | Bild: Peter Pisa

Im Optimalfall will der Mittelfeldspieler dem Rivalen Tore und nach dem Spiel den Mannschaftskollegen ein paar Bier einschenken. Schließlich hat Weltin neben dem Fußball ein weiteres großes Hobby – das Bierbrauen.

Ironischerweise kommt ihm in dem Gebäude, das er nun endlich Vereinsheim nennen darf, in jungen Jahren der Traum einer eigenen Brauerei. „Diesen Wunsch habe ich immer noch. Mal sehen, was die Zukunft bringt“, sagt Weltin.

Aktuell arbeitet er im Wechsel bei der Brauerei „Inselbier“ und bei seinem Onkel als Gemüsegärtner. Zusätzlich spielt er als defensiver Mittelfeldspieler beim Tabellenachten.

Drei Weltins in der Mannschaft

Mit seinen Brüdern Simon an der Seitenlinie und Fabian auf dem Platz spielt Nikolas Weltin eine solide Saison, in der aber mehr drin gewesen wäre.

„Wir haben uns durch zu viele Fehler selbst bestraft. Zudem müssen wir mehr Tore schießen“, sagt der 28-Jährige. Eine Sonderbehandlung gibt es für Nikolas Weltin nicht.

Und das, obwohl er aus der Brauerei Haustrunk gestellt bekommt, den er mit der Mannschaft teilt. „Wir haben einen großen Kader und jeder möchte am Wochenende auf dem Platz stehen“, erklärt Weltin.

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Besonders am Samstag, wenn der SV Allensbach zum Gnadensee-Derby auf die Reichenau kommt. „Dieses Spiel ist für jeden ein Highlight – es ist eine Hassliebe.

Wir necken uns das ganze Jahr und machen Witze. Auf dem Platz wollen wir alles geben und am Ende als Sieger vom Feld gehen“, sagt Weltin.

Den Gegner bezeichnet er als Wundertüte. Der Kreisliga-Aufsteiger ist das Überraschungsteam dieser Bezirksliga-Saison.

„Sie schießen sehr viele Tore, kassieren aber auch viele“, erklärt Weltin. „Es wird darauf ankommen, unsere Stärken auf den Platz zu bringen. Wir sind eine geschlossene Mannschaft, die über den Kampf kommt.“

Vorfreude auf das Gnadensee-Derby

Auf dem Platz ist Weltin nach eigener Aussage laut. „Manchmal sogar zu laut. Jeder, der mal mit mir auf dem Feld stand, weiß das“, sagt der Bierbrauer mit einem Lachen. Laut wird es vermutlich auch, wenn es mit dem Gnadensee-Derby nun endlich wieder zum Kräftemessen gegen den SV Allensbach kommt.

Das letzte Mal, als beide Mannschaften in der selben Liga spielten, ist acht Jahre her. „Wir lieben es, Späße über die Allensbacher zu machen. Dass sie aufgestiegen sind, hat uns dennoch gefreut. Wir wollen diese Spiele auch in Zukunft bestreiten“, sagt Weltin.

Daher wäre ein Allensbacher Abstieg aus der Bezirksliga kein Grund zur Freude für den 28-Jährigen. Am Samstag hofft er natürlich trotzdem auf drei Punkte. Und auch darauf, nach dem Sieg die ersten schönen von vielen weiteren Erinnerungen zu schaffen. Im wunderschönen Clubheim mit Nikolas Weltin hinter der Theke.