Fußball-Bezirksliga: – Nein, so hatte er sich sein Comeback beim VfB Waldshut nicht vorgestellt: "Über weite Strecken hat die Abstimmung noch nicht gepasst. Wir müssen noch viel miteinander arbeiten", hob der 25-jährige Stürmer nach dem enttäuschenden 2:3 gegen den SV Herten im "Duell am Strich" mahnend den Zeigefinger: "Ich möchte alles dafür tun, dass wir im letzten Saisonviertel den Abstieg noch vermeiden."

Es war eines der gern zitierten "Sechs-Punkte-Spiele" für die beiden Kontrahenten. Jeder der 22 Aktueure auf dem Platz wusste um die Bedeutung. Zunächst schien sich der Gastgeber besser eingestellt zu haben. 110 Sekunden war gespielt, da lag der Ball im Hertener Tor. Marvin Hezel, der seit knapp drei Wochen wieder im Kader steht, hatte Fabian Eppler die Kugel auf den Kopf serviert – 1:0.

So hätte es weiter gehen können, doch nichts da. Schon im Gegenzug zischte ein Schuss von Tunahan Kocer hauchdünn übers Tor. Noch näher war Dennis Schubbe dran. Kurz angespielt von Musah Musliu donnerte er den Ball aus drei Metern an die Lattenunterkante, verletzte sich beim Nachsetzen im Kopfballduell und lief fortan mit einem Turban über den Platz.

"Lasst die Schmetterlinge in unserem Bauch zu Drachen werden", hatte Kapitän Remo Laisa seine Elf vor dem Anpfiff noch heiß gemacht. Und sechs Minuten vor der Pause brüllte der Drache dann zum ersten Mal. Shqiprim Kertoku ließ Davide Beltrani flanken, Schubbe war vor Stelios Dimitriadis am Ball – 1:1.

Vier Minuten später klatschte Gabriel Topka einen Ball zur Ecke ab, doch Beltrani erwischte die Kugel noch auf der Linie, spielte sie vors Tor und Schubbe schob den Ball vor der konsternierten Waldshutern zum 1:2 ins Netz.

"Solche Tore darfst du nicht kassieren", ärgerte sich Trainer Giuseppe Pavano nicht nur über die fehlende Zuordnung beim Rückstand: "Auch beim 1:3 sehen wir schlecht aus", monierte er, dass SVH-Abwehrspieler Philip Bitzer (63.) beim Freistoß von Musliu fast unbedrängt ins Tor köpfen durfte.

Entscheidendes hatte sich allerdings schon 15 Minuten zuvor ereignet. Die Waldshuter hatten sich gerade vom Schreck erholt, dass die Latte das 1:3 durch Beltrani verhindert hatte, da säbelte Waldemar Schmidt über den Ball. Eppler hatte freie Bahn und nur noch SVH-Torwart Andreas Bolinger vor sich. Der behielt die Nerven und schnappte dem Waldshuter Angreifer im Strafraum den Ball vom Fuß.

Von diesem Patzer erholte sich der VfB Waldshut trotz optischer Überlegenheit in der letzten halben Stunde nicht mehr. Die Gäste hatten sich nach dem 3:1 allerdings das Leben selbst schwer gemacht, ehe sie erstmals seit dem zweiten Spieltag wieder auf einen Nichtabstiegsplatz rutschten. "Wir standen nur noch hinten drin. Da war das Glück auf unserer Seite", erlebte Thorsten Szesniak eine bange Minuten, zumal Bastian Eschbach einen Querpass von Vesel Alidemaj zum 2:3 (89.) ins eigene Tor schob. "In der Nachspielzeit wurde es nochmal richtig eng für uns", erinnerte Szesniak an Vassilios Dimitriadis' Freistoß (90.+6), den er von der Strafraumlinie in die breite Hertener Mauer wuchtete.

Die Schlussminute beim Spiel VfB Waldshut gegen SV Herten

Interview mit Marvin Hezel (VfB Waldshut)

Interview mit Dennis Schubbe (SV Herten)

Vesel Alidemaj: "Wir haben jetzt nur noch Endspiele vor der Brust"

Seit einem Jahrzehnt spielt Vesel Alidemaj (28) für den VfB Waldshut. Der Routinier stellte sich nach dem 2:3 gegen den SV Herten unseren Fragen.

Vesel, so wird das aber nichts mit dem Ligaverbleib?

Es war eine bittere Niederlage in einem ungemein wichtigen Spiel für uns. Aber es ist noch lang nichts entschieden. Aber wir haben jetzt nur noch Endspiele vor der Brust.

Dabei hat alles ganz gut begonnen.

Ja, wir führen nach zwei Minuten. Doch danach wurde viel falsch gemacht. Vor allem bei den Gegentreffern sind wir völlig falsch gestanden. Das System, das uns der Trainer mit auf den Weg gegeben hat, hat nicht funktioniert.

Wie sehr war der Doppelschlag von Dennis Schubbe vor der Pause entscheidend für die Niederlage?

Nach dem Wechsel haben wir umgestellt und hatten ja unsere Chancen zum Ausgleich.

Fabian Eppler lief allein auf den Torwart zu!

Richtig, der muss drin sein. Aber wir können ihm keinen Vorwurf machen. Er kann wegen seines Studiums nicht so trainieren, wie er es gern würde. Ihm fehlt die Spielpraxis.

Sie zählen zum bewährten Stamm, haben schon viel im Verein erlebt. Wie sieht Ihre Zukunft aus?

Zunächst geht es darum, in der Liga zu bleiben. Wir bekommen einige gute A-Junioren für die es wichtig wäre, in der Bezirksliga zu spielen. Ich selbst würde wegen meiner Schichtarbeit eigentlich gern kürzertreten. Aber eine endgültige Entscheidung gibt es noch nicht.

Fragen: Matthias Scheibengruber