Fußball-Bezirksliga: – Was für ein Debakel! Ausgerechnet im Duell gegen seinen Trainer-Kumpel Urs Keser versagte der SV Herten seinem Trainer Thorsten Szesniak die Gefolgschaft. Schon vor der Pause deutete sich an, dass es gegen das Schlusslicht nichts mit einer Wiedergutmachung für das 0:3 beim SV Jestetten geben würde. Nach dem Wechsel fiel das Team endgültig auseinander. Ein Gegner mit mehr Offensivkraft hätte es wohl nicht bei einem 6:1-Sieg belassen: "Spätestens nach dem unfassbaren Treffer zum 0:3 fehlten mir die Worte", so Szesniak, der in den nächsten Tagen über die Bücher gehen will.
Für den 41-jährigen Trainer, der mit kurzer Unterbrechung seit nunmehr elf Jahren beim SV Herten tätig ist, war die Demütigung durch die SpVgg. Brennet-Öflingen deprimierend: "Seit ein paar Wochen schleicht sich da etwas ein, das den Teamgeist kaputt macht. Wir sind auf einem sehr gefährlichen Weg", moniert er vor allem die Einstellung einiger Akteure: "In der Pause fordere ich, dass die Zweikämpfe angenommen werden und und drei Minuten nach Wiederanpfiff kassieren wir ein Tor, das mich bezweifeln lässt, dass mir zugehört wird."

Ein weiter Abschlag von Elvis Gojak wurde von Tolga Polat am Strafraum angenommen. Ein Doppelpass gegen fünf Abwehrspieler mit Denis Götz brachte ihn in Schussposition zum 0:3. Spätestens jetzt war die Partie für den SV Herten gelaufen. Polat hatte schon vor der Pause zum 2:0-Zwischenstand getroffen, die Führung durch Yusuf Cam hatte der Routinier mit vorbereitet.
In der Folge hatten die Hausherren mehr Probleme mit sich selbst, rieben sich in Scharmützeln mit den Gegenspielern auf. Höhepunkt war der verbale Disput zwischen Gästestürmer Faruk Cam und dem eingewechselten Julian Jäger, was dem Hertener Stürmer etwas später "Gelb-Rot" (76.) einbrachte.
Der SpVgg. Brennet-Öflingen war es egal. Yusuf Cam (54.), Fabian Schmidt (69.) und David Heinz (75.) machten das halbe Dutzend voll. Den Ehrentreffer von Tunahan Kocer (72.) nahmen nicht einmal mehr die einheimischen Zuschauer zur Kenntnis.
Während der Neuling im Verlauf des Spiels immer tiefer in die Krise rutschte, zogen sich die Brenneter einmal mehr am eigenen Schopf aus dem Sumpf: "Es hatte sich schon gegen den FV Lörrach-Brombach II vor der Pause angedeutet, dass wir auf einem guten Weg sind", atmete Trainer Urs Keser erst einmal tief durch: "Dass wir hier jedoch ein 6:1 holen – damit war nicht zu rechnen."
Dem Torkonto tut der Kantersieg so gut wie dem Selbstvertrauen: "Nun müssen wir beim SV Weil II und dann zu Hause gegen den SV Buch unter Beweis stellen, dass wir die Kurve tatsächlich gekriegt haben", mahnt Keser vor zuviel Euphorie: "Ich denke schon, dass mir genügend einfällt, um die Jungs auf dem Boden zu halten."
Ein sicheres Zeichen dafür, dass Urs Keser etwas zuversichtlicher in die Zukunft schauen kann, zeigt ein Blick auf die Reservebank. Sieben Akteure drängten sich auf engstem Raum, Keser hatte ungewohnte Möglichkeiten zum Wechseln. Und das trotz der nicht verfügbaren Matthias Springstein, Silvio Fratamico und Timo Bernauer.
Interview mit Remo Laisa (SV Herten):
Interview mit Denis Götz (Spvgg. Brennet-Öflingen):
Yusuf Cam (SpVgg. Brennet-Öflingen): "Nach dem Führungstreffer haben wir viel lockerer aufgespielt."
Seit Sommer spielt Yusuf Cam (24) wieder bei seinem Heimatverein SpVgg. Brennet-Öflingen. Als B-Junior hatte er den Verein verlassen und seither zahlreiche Stationen hinter sich gelassen.

Yusuf, der Kreis hat sich geschlossen. Wieso kamen Sie vom Landesligisten FSV Rheinfelden nach Brennet?
Ganz einfach. Mein Bruder Faruk, der seit der Winterpause hier spielt, hat den entscheidenden Ausschlag gegeben. Nachdem wir gemeinsam mit unserem Bruder Fatih in Schopfheim in einem Team waren, wollte ich zumindest mit ihm wieder in einer Mannschaft spielen.
Beim SV Herten gelang der zweite Sieg. Sie trafen doppelt. Angekommen?
Ich denke schon, dass mit dieser Leistung und in diesem Spiel bei uns und auch bei mir persönlich der Knoten geplatzt ist.
Das hatte man auch schon nach dem Sieg gegen den FC Wallbach vermutet und prompt gab es nur eine Punkt aus vier Spielen?
Richtig, aber damals hatten wir danach im Derby beim FC Wehr extrem viel Pech. Und wenn du dann mal hinten drin steckst, klappt vieles nicht. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir die Qualität haben, die Abstiegszone hinter uns zu lassen.
Welche Rolle spielte das 2:7 vor einer Woche nun bei diesem Sieg in Herten?
Naja, wir wollten einfach etwas gut machen. Wir haben treue Fans, die wir zuletzt enttäuscht hatten.
Hätten Sie auf einen derart hohen Sieg gewettet?
Auf keinen Fall. Natürlich wollten wir gewinnen, aber ein 1:0 wäre auch in Orndung gewesen. Schließlich hast der SV Herten keine schlechte Mannschaft. Aber es lief einfach super für uns. Das Führungstor war für die Mannschaft und für mich als Torschütze eine Erlösung. Wir haben danach viel lockerer gespielt.
Welche Ziele haben Sie sich für diese Saison gesetzt?
Mit Tuni Kocer vom SV Herten habe ich eine kleine Wette laufen, wer mehr Tore schießt. Noch hat er zwei Treffer mehr – aber ich kriege ihn noch!
Fragen: Matthias Scheibengruber