Thomas Kopp arbeitet als Office-Manager für ein Landschaftsarchitekturbüro und betreibt nebenher mit seiner Agentur den Online-Auftritt „Konstanz und Bodensee Leben & Genießen“ mit rund 20.000 Followern auf Facebook und Instagram sowie eine Homepage. Vieles davon macht er ehrenamtlich und aus idealistischem Antrieb.

„Es ging mir immer darum, die Gastronomie zu stärken“, sagt er. „Ich wollte den Menschen zeigen, wie toll die Szene in Konstanz und am Bodensee ist.“ Einerseits organisiert der langjährige Gastronom in Friedrichshafen und in Konstanz für Restaurants oder Cafés deren Homepages, andererseits testet er das Angebot – mal als freier Tester ohne Bezahlung, mal im Rahmen einer Marketing-Maßnahme gegen Übernahme der Rechnung.

Thomas Kopp hat genug: Darum macht der Gastro-Berater aus Konstanz Schluss

Der 57-Jährige spricht in der Vergangenheitsform. Denn er wird seine Aktivitäten beenden. Ab dem 31. Dezember lässt er seine Internet-Auftritte ruhen, hängt seine Selbstständigkeit an den Nagel. Grund dafür sind einerseits „zunehmende Bürokratisierung, stetig steigende Kosten für Arbeitsmittel und Tools sowie spürbare Veränderungen in Gastronomie und Handel“, wie er es ausdrückt.

Doch vielmehr haben ihn die Veränderungen in der Kommunikationskultur durch die Sozialen Medien zum Aufhören bewogen. „Seit Corona geht es steil bergab“, erklärt Thomas Kopp. „Diese ständige Nörgelei, dieses ständige Schimpfen. Es ist wirklich schockierend. Es gibt immer weniger Anstand. Diese Hetze will ich mir und meiner Frau nicht mehr antun.“

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Als Beispiel nennt er eine Diskussion über ein Glas Wasser für 3,80 Euro, das auf Facebook für einen Shitstorm gesorgt hat gegen den Betreiber der Gastronomie. „Wissen die Leute eigentlich nicht, dass das Wasser zum Wirt kommen muss? Dass das Glas gekauft und nach dem Gebrauch gespült werden muss? Dass Pacht und Mitarbeiter bezahlt werden müssen? Nein, stattdessen wird gleich geschimpft und gemeckert. Furchtbar.“

In Zukunft wolle er seine Freizeit neben seinem Hauptberuf lieber „für schöne Zeit mit Spieleabenden und einer leckeren Grillwurst mit meiner Frau und Freunden“ verbringen. Seine Ehefrau Silvia sitzt im Rollstuhl und ist auf Hilfe angewiesen. Auch hier spürt er einen Wandel in der Gesellschaft. „Wenn ein Mensch mit Gehbehinderung am Straßenrand steht, dauert es lange, bis ein Auto anhält, um die Person die Seite wechseln zu lassen“, erzählt Thomas Kopp aus seiner Erfahrung.

„Leben und genießen“ will Thomas Kopp künftig in Ägypten

Vor etwas mehr als einem Jahr ereilt den Konstanzer ein Schicksalsschlag: Im Gespräch mit einer Nachbarin zeigen sich plötzlich Sprachstörungen. „Das stellte sich im Krankenhaus als Epileptischer Sprachanfall heraus“, erzählt Thomas Kopp. Die Ärzte wiesen ihn in die Intensivstation ein. „Am nächsten Morgen bin ich aufgewacht und dachte wegen leichter Schmerzen im Brustkorbbereich, ich hätte mich verlegt.“

Dann erfuhr er, was sich in der Nacht abspielte: „Ich hatte einen Herzstillstand, da ein weiterer Anfall die Versorgung des Herzens unterbrach“, sagt Thomas Kopp. „Die Alarme gingen los, ich wurde wiederbelebt, habe aber nichts mitbekommen. Das kam wie aus dem Nichts. Das macht etwas mit dir und man lernt, wer die wahren Freunde sind und was der Wert des Lebens ist.“ Der Entschluss reifte, fortan einen ruhigeren Weg zu gehen.

Thomas Kopp sagt: „Diese ständige Nörgelei, dieses ständige Schimpfen. Es ist wirklich schockierend. Es gibt immer weniger Anstand. ...
Thomas Kopp sagt: „Diese ständige Nörgelei, dieses ständige Schimpfen. Es ist wirklich schockierend. Es gibt immer weniger Anstand. Diese Hetze will ich mir und meiner Frau nicht mehr antun.“ | Bild: Andreas Schuler

Dieser Weg wird ihn und seine Frau für rund sechs Monate im Jahr ins ägyptische Hurghada führen. „Wir haben dort eine tolle und günstige Mietwohnung in einem Gebäude mit Pools, Betreuung und Sicherheitsdienst“, erzählt er. „Die Menschen dort sind sehr, sehr herzlich und empathisch. Wir haben uns einen Freundeskreis aufgebaut und lieben das Leben dort.“

Seinen Hauptberuf als Office-Manager kann er über das Internet weiterführen. Und auch in seiner neuen (Teil-)Heimat wird Thomas Kopp versuchen, mit Internet-Auftritten wie „Leben und Genießen in Ägypten“ oder „Ägypten mit Handicap genießen“ seinen Lesern wertvolle Tipps zu geben.