Fußball Als Aktivspieler hat es Jonathan Hader aus Jestetten zur Bezirks- und Landesliga gereicht. Nun aber ist der 27-Jährige endgültig in der Bundesliga angekommen. Schritt für Schritt arbeitete er sich nach oben. Vor wenigen Wochen hat ihn Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim zum „Leiter Scouting und Kadermanagement“ in der TSG-Akademie befördert. „Hader übernimmt in dieser Rolle die Kaderplanung für die U19 sowie U23 der TSG Hoffenheim und unterstützt in seiner Rolle zudem das Scouting für die Lizenzmannschaft der Kraichgauer, vor allem im Hinblick auf mögliche neue Top-Talente für die TSG-Profis“, beschreibt der Verein die künftigen Aufgaben von Jonathan Hader, der schon seit Januar 2019 als Nachwuchsscout für die TSG Hoffenheim arbeitete.

Das könnte Sie auch interessieren

Dass er mit talentierten Kindern und Jugendlichen kann, hat Jonathan Hader schon vor zehn Jahren bewiesen, als Deutschland 2015 von einer ersten Flüchtlingswelle erfasst wurde. Auch in Jestetten wurde eine Unterkunft für Asylsuchende gebaut. Das Ziel: Eine zügige Integration der Hilfesuchenden. Das Vorhaben wird schnell mit Leben gefüllt – vor allem beim SV Jestetten. Sport verbindet, das ist bekannt. Und Fußball übt eben seinen ganz besonderen Reiz aus. So ist es der damals 18-jährige Jonathan Hader, der eine aktive Rolle einnimmt und ein Kennenlern-Training für syrische Kinder anbietet.

Das könnte Sie auch interessieren

Engagement für Flüchtlinge

Die Sonne scheint, der Platz ist frisch gemäht – und Hader mit vollem Elan dabei. Hier ein Zuruf, da eine kurze Erklärung, der Ball rollt flott über den Rasen. Und trotz der Sprachbarriere ist er überzeugt: „Am Ende wissen alle, was zu tun ist. Im Zweifel gibt es ja noch immer Hände und Füße zur Kommunikation“, erinnert sich der Vollblutfußballer mit einem Schmunzeln gegenüber dem SÜDKURIER. Später wird der SV Jestetten für sein soziales Engagement geehrt und erhält vom Deutschen Fußball-Bund den Integrationspreis. Auch, oder vor allem, dank des Engagements von Jonathan Hader. „Fußball bedeutet mir schon immer sehr viel“, sagt er heute. „Und ich habe mich immer gern im Verein engagiert.“

Teamgeist: Jonathan Hader jubelt mit Torwart Yannic Frey im Spiel des SV Jestetten beim FC RW Weilheim in der Bezirksliga-Saison 2016/17.
Teamgeist: Jonathan Hader jubelt mit Torwart Yannic Frey im Spiel des SV Jestetten beim FC RW Weilheim in der Bezirksliga-Saison 2016/17. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Beim SV Jestetten durchläuft Hader die Junioren, schafft auch den Sprung in die Auswahl des Bezirks Hochrhein. Schon als A-Junior wird er im Kader der Bezirksliga-Elf eingebaut. Als rechter Verteidiger ist er dabei. Jonathan Hader belebt das Spiel auf dem Platz, ist aber auch gut für den Teamgeist abseits des Rasens mit seiner offenen Art. Doch dem nicht genug: Nebenbei fungiert er als Juniorentrainer, hilft mit bei Festen, ist im Organisationsteam des Hallencups. Und braucht es irgendwo einen Sponsor oder Gönner, macht er sich auf die Suche. Ein echter Vereinsmensch eben.

Jonathan Hader (hier auf einem Archivfoto vom März 2016) spielte Fußball im Nachwuchs des SV Jestetten, rückte dann auch in den ...
Jonathan Hader (hier auf einem Archivfoto vom März 2016) spielte Fußball im Nachwuchs des SV Jestetten, rückte dann auch in den Aktivkader des damaligen Bezirksligisten auf. Im Sommer 2017 wechselte er für zwei Jahre zum FC Emmendingen. Danach spielte er im Breisgau auch für den FSV Rot-Weiß Stegen und den FC Sexau. Derzeit ist er als Spieler beim Heidelberger Club TSV Rettigheim in der Kreisklasse A geführt. In der vergangenen Saison erzielte Jonathan Hader ein Tor in zehn Spielen. Seit 2019 ist er beim Bundesligisten TSG Hoffenheim beschäftigt. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Doch wie das so ist in der Hochrhein-Region: Nach dem Abitur kommt oft die Zeit des Abschiednehmens. Hader zieht nach Freiburg, um auf Lehramt zu studieren. Dem Fußball sagt er natürlich nicht Adieu, sondern schließt sich dem damaligen Landesligisten FC Emmendingen an. Und: Durch Zufall bekommt er im Januar 2019 einen Nebenjob – als Talentscout bei der TSG Hoffenheim. „Ein Kollege war Teammanager bei der U19 in Hoffenheim. So kam der Kontakt“, erinnert sich der 27-Jährige.

„Es geht auch um Vertrauen“

Jonathan Haders Aufgabe war es, begabte Juniorenfußballer in Südbaden und in der Schweiz aufspüren. Bei den besonders Guten galt es, einen Draht aufbauen, sie für die TSG zu begeistern und den Kontakt zu intensivieren. Im Fußball-Business gar nicht so einfach, schwirren auf den Plätzen doch viele Scouts und Berater umher. Gerade, wenn es um die großen Talente geht. Da will jeder Club einen Fuß in die Türe bekommen. Es geht um Zukunftsversprechen, um Träume – und irgendwann auch um Geld, um viel Geld im Profibusiness. „Aber es geht vor allem auch um Vertrauen. Man muss offen und ehrlich mit den Kindern und Eltern sein, das ist die Basis“, schiebt er ein.

Erinnerungen: Mit dem SV Jestetten spielte Jonathan Hader (links, gegen Alex Rindt vom FC RW Weilheim) in der Saison 2016/17 in der ...
Erinnerungen: Mit dem SV Jestetten spielte Jonathan Hader (links, gegen Alex Rindt vom FC RW Weilheim) in der Saison 2016/17 in der Bezirksliga. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Hader ist voll motiviert, reist viel umher, schaut sich zahlreiche Spiele an, bis hinunter in den Kinderfußball. Er knüpft Kontakte zu Vereinen und Beratern – und eben zu Spielern und deren Eltern. Auch, als die Corona-Welle voll einschlägt und der Spielbetrieb eingestellt wird, gibt es kein Ausruhen für Hader. Finden keine Spiele statt, kümmert er sich eben so um die Förderung „seiner“ Talente. Auf verschiedenen Kunstrasenplätzen in Südbaden bietet er Einzeltrainings an, diese sind inzwischen wieder erlaubt. Ein Nachwuchskicker nach dem anderen darf ran, immer eine Stunde. Hader steht bei klirrender Kälte den ganzen Tag auf dem Platz. Ein positiv Verrückter eben. „Ich wollte den Kindern helfen. Das war eine echt harte Zeit, aber das Training war eine gute Ablenkung“, offenbart der Inhaber der Trainer-B-Lizenz.

Schritt für Schritt nach oben

Die Erfolge und die Leidenschaft bleiben den Machern in Hoffenheim nicht verborgen. Hader mehr und mehr Verantwortung zugewiesen. Nach seinem Studium zieht er ganz nach Hoffenheim, einen festen Arbeitsvertrag hat er inzwischen in der Tasche. Hader arbeitet weiter als Scout und kümmert sich zusätzlich intensiv um die Kaderplanungen bei den U-Teams. Erst U15, dann U17, dann U19. Schritt für Schritt geht es nach oben.

Sein großes Ziel schon von Klein auf: Irgendwann in der Bundesliga landen. Als Fußballer schafft er es nicht, da bleibt die Landesliga das Maximum. Aber in seiner Rolle in Hoffenheim startet er durch. Und nun, mit erst 27 Jahren, wurde er „Leiter Scouting und Kadermanagement“ in der TSG-Akademie.

Das könnte Sie auch interessieren

Die U23 spielt seit dieser Saison in der 3. Liga, ebenso scoutet er für die Bundesliga-Elf. Top-Talente an die Profis heran zu führen ist eine Schnittstellen-Arbeit, die Hader seit jeher mit Elan ausfüllt. Er freue sich immer, wenn ein Talent, das er womöglich mitentdeckt hat, ganz oben ankomme, sagt der Fußball-Fachmann mit glänzenden Augen. „Ich weiß ganz genau, was die Jungs alles investieren, um oben anzukommen“, erklärt Hader – und hakt ein. „Aber es gibt viele, die es nicht bis zum Profi schaffen. Deshalb ist es wichtig, den Talenten neben dem Platz eine gute Ausbildung zukommen zu lassen, um sie auf das Leben vorzubereiten.“

Top informiert in Sachen SV Jestetten

Gerne erinnert er sich an seine Zeiten in Jestetten zurück. An den damals noch unbeschwerten Fußball. Wie er sich als Trainer freute, mit seinen E-Junioren die Meisterschaft zu gewinnen. Die Zeiten von Kabinen-Partys, wenn er mit den Aktiven ein Bezirksliga-Derby gewann. Er komme immer wieder gern in die Heimat zurück, sagt das Urgestein. „Leider immer seltener. Doch ich habe noch viele Freunde, die in Jestetten wohnen oder kicken. Ich bin top informiert, was da so läuft“, sagt er mit einem Schmunzeln.

Das könnte Sie auch interessieren

Obwohl er es nun vermehrt mit den Bundesligastars auf der großen Fußballbühne zu tun haben wird, hat er seine Bodenständigkeit und seinen Enthusiasmus nie verloren. „Der Fußball bedeutet mir einfach sehr viel. Schon damals in Jestetten und jetzt in Hoffenheim. Diese Leidenschaft wird sich niemals ändern“, ist Hader überzeugt: „Egal was noch kommt.“