Fußball-Kreisliga A, Ost: – Viele Trainer auf Weltklasseniveau haben oft einen Spieler, der ihnen als „verlängerter Arm“ dient. Dieser soll helfen, die taktischen Interessen des Trainers bestmöglich auf dem Spielfeld umzusetzen. Christian Schnurr, der von seinen Freunden auch „Slay“ genannt wird, braucht so jemanden nicht. Er ist Trainer beim SV Unteralpfen und steht nahezu immer selbst auf dem Platz. Und das nicht nur irgendwie. Mit 14 Treffern ist der Spielertrainer der beste Torschütze seiner Mannschaft. Ligaweit liegt er auf Platz fünf der Torjägerliste.
Schnurr war bereits in jungen Jahren ein begnadeter Fußballer. In der Jugend spielte er lange Zeit beim SV 08 Laufenburg. Mit den B-Junioren stieg er 2011 sogar von der Verbandsliga in die Oberliga auf, die höchste Spielklasse in Baden-Württemberg. Dort spielte er unter anderem gegen die Reserven der Bundesligisten TSG Hoffenheim und VfB Stuttgart.

Das Kuriosum, dass der große SV 08 Laufenburg damals keine A-Jugend hatte, führte ihn zu seinem Heimatverein SV Unteralpfen zurück. Dort war für mehrere Monate nur Training angesagt. Erst nach seinem 18. Geburtstag durfte er in der „Ersten“ spielen.
Sprung ins kalte Wasser mit 23 Jahren
Nach einer sportlich schwierigen Phase des SV Unteralpfen gingen der Verein und der damalige Trainer Matteo Vella im Herbst 2019 getrennte Wege. Ein Nachfolger wurde gesucht. „Kurzfristig einen anderen Trainer zu finden, gestaltete sich allerdings sehr schwierig“, beschreibt Schnurr die Situation.
„Slay, mach du das doch“, ertönten die Stimmen der Mannschaftskollegen. „Mir blieb nichts anderes übrig. Ich wurde einfach ins kalte Wasser geworfen“, lacht er. Von da an trainierte er den SV Unteralpfen als Spielertrainer. Eine gute Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte.

Ganz unerfahren war der damals 23-jährige Schnurr aber nicht. Gemeinsam mit dem heutigen Kapitän Frederick Albiez trainierte er zuvor die D-Junioren und wurde mit ihnen in der Saison 2018/19 sogar Meister in der Kreisklasse.
Nach zwei Corona-Jahren, beendete der SV Unteralpfen – im dritten Jahr unter Spielertrainer Schnurr – die Saison 2021/22 auf dem fünften Platz in der Kreisliga B.
Im Jahr darauf sollte sportlich der ganz „große Wurf“ gelingen. Mit 19 Siegen und zwei Unentschieden eroberten die Unteralpfener die Tabellenspitze und stiegen direkt in die Kreisliga A auf. „Nach einer eher unglücklichen Hinrunde stand es sogar zwischenzeitlich auf der Kippe, ob ich als Spielertrainer überhaupt weiter mache“, erinnert sich der 28-Jährige an ein verrücktes Jahr.

Mittelfeldplatz mit dem Neuling
In der aktuellen Saison läuft es weiterhin außergewöhnlich gut. Mit 24 Punkten steht der Aufsteiger im Mittelfeld der Liga. Kürzlich wurde sogar Tabellenführer FC Hochrhein mit 2:1 besiegt. Keine Selbstverständlichkeit, wie Christian Schnurr weiß: „Da ich selbst spiele und nicht ständig coachen kann, ist von den Spielern viel Selbstdisziplin gefordert.“ Seine Spielidee müsse von allen mitgetragen werden. „Das klappt seit zwei Jahren super, was man auch am Erfolg sieht“, freut er sich.

Aufgewachsen mit dem Ball
Mit vier Jahren begann Christian Schnurr beim SV Unteralpfen mit dem Fußball. Nach seinem Abstecher zum SV 08 Laufenburg kehrte er mit 17 Jahren zurück – und will nicht mehr weg. Der Ingenieur für Hardware-Planung wohnt mit seiner Verlobten nur einen Katzensprung vom Sportplatz entfernt und fühlt sich in Unteralpfen pudelwohl. „Anfragen von anderen Vereinen gab es in der Vergangenheit immer wieder, aber das hat mich nie gereizt“, erzählt Christian Schnurr, denn Fußball bedeutet für ihn vor allem Spaß mit Freunden zu haben.