Fußball-Kreisliga A, Ost: – Ein Holger Kostenbader schreckt so schnell vor nichts zurück. Weder vor der Aufgabe, seinen Heimatverein SV Eggingen zurück in die Erfolgsspur zu bringen, noch den Sprung ins kalte Wasser zu wagen. Das machte der 52-Jährige beim Neujahrsschwimmen allerdings freiwillig. Kostenbader war einer der ersten an diesem frostigen Tag, der sich in die Fluten des eisigen Egginger Badesees stürzte.

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Die im Sommer 2020 angetretene Aufgabe beim Egginger Sportverein, den er schon in früheren Jahren trainiert hatte, ist indessen nicht mit dem mutigen Sprung ins Eiswasser zu vergleichen. Als Selbstläufer sieht der Polizeibeamte, der ehrenamtlich im örtlichen Gemeinderat sitzt und den Bürgermeister vertreten darf, den Erfolgskurs des SV Eggingen aber auch nicht. Entsprechend fokussiert ist er mit dem Aufsteiger, der nach 14 Spielen in der Kreisliga A, Ost auf Rang vier steht, in die Vorbereitung gestartet.

Ein Bad am Neujahrstag ist sicher nichts Normales. Das aber ist auch ein Holger Kostenbader nicht. Der Egginger bezeichnet sich selbst ja auch als „positiv verrückt“. So rieben sich die Zuschauer bei seiner letzten Trainerstation – bis 2019 war er beim Nachbarn Spvgg. Wutöschingen tätig – schon mal verwundert die Augen, wenn sie den Trainer mit Handschuhen zwischen den Pfosten gesehen haben. Für den fußballverrückten Holger Kostenbader gibt es eben immer eine Lösung – ob als Spieler, Trainer oder Schiedsrichter.

500 Kilometer Heimweg für den Verein

Für den Fußball macht Holger Kostenbader so ziemlich alles. Während seiner Ausbildung schreckten ihn der über 500 Kilometer Heimweg nicht. Jedes Wochenende fuhr er nach Hause, um für seinen Verein zu kicken. Der Fußball bestimmte sein Leben, auch nach der Zeit als Aktivspieler. Noch ehe er „aufhörte“, absolvierte er den Trainerlehrgang und erwarb die nötige Lizenz. Und die nächste Idee ist bereits gereift – und umgesetzt. Vor ein paar Wochen hat Kostenbader die Chance genutzt, seine Liebe zum Fußball als Schiedsrichter auszuleben.

Holger Kostenbader im Gespräch Video: Jan Zipfel

Mit dem Ziel, seinen Heimatverein ins gesicherte Mittelfeld der Kreisliga A zu führen, kam Kostenbader zur Saison 2020/21 zum SV Eggingen zurück. Nach den Unwägbarkeiten der Corona-Pandemie feierte er mit der Mannschaft den souveränen Meistertitel. Erst im letzten Spiel, mit dem 1:1 bei der SG Lottstetten/Altenburg, endete die sensationelle Siegesserie. Bis zum Finale hatte der SV Eggingen alle Spiele gewonnen, insgesamt 76 von 78 möglichen Punkten eingespielt.

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Aufgewachsen ist Holger Kostenbader in Horheim, durchlief beim VfR Horheim-Schwerzen sämtliche Jugendmannschaften. Drei Jahre spielte er auch aktiv für die Schwarz-Gelben, ehe es ihn die Wutach hinauf zum SV Eggingen zog. Hier erlebte er Unvergessliches, unter anderem am Ende der Saison 1994/95 den Aufstieg in die Bezirksliga mit einem denkwürdigen Spiel im Rebland beim FC Huttingen.

Tolle Erinnerung an den FC Huttingen

Mit drei Bussen kam der Egginger Tross in Huttingen an und konnte kaum glauben, dass hier die Zapfanlagen noch nicht angeschlossen waren. So schenkten sich die Egginger Fans das Bier eben selbst aus. Zur Krönung dieser unvergesslichen Auswärtsfahrt setzte sich der SV Eggingen, trainiert von Arno Schatlowski und mit dem jungen Holger Kostenbader in seinen Reihen, mit 4:2 durch. Nach dem 6:0 gegen SV Obersäckingen im ersten Spiel, war der Aufstieg in die Bezirksliga perfekt.

Holger Kostenbader im Gespräch Video: Jan Zipfel

Sechs Jahre später zog es Holger Kostenbader noch ein Stück die Wutach hinauf, zum FC Weizen. Hier blieb er drei Jahre, stieg mit dem Club in die Kreisliga A auf und kehrte 2004 zum SV Eggingen zurück. Ein Jahr spielte er noch aktiv, um dann endgültig als Trainer durchzustarten.

Holger Kostenbader verlässt 2002 den SV Eggingen und tritt beim FC Weizen (KLA) seine erste Trainerstelle an.
Holger Kostenbader verlässt 2002 den SV Eggingen und tritt beim FC Weizen (KLA) seine erste Trainerstelle an. | Bild: Neubert, Michael

Hatte er zuvor schon Egginger Nachwuchsmannschaften trainiert, bewährte er sich nun bei den Aktiven. Bereits 2007 feierte er mit dem SV Eggingen den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Die Elf aus dem Wutachtal wurde Zweiter in der Bezirksliga, scheiterte dann äußerst knapp – mit 0:2 und 2:1 gegen den TV Köndringen – am Aufstieg in die Landesliga.

Eine weitere interessante Station als Trainer war für Holger Kostenbader im Jahr 2013 der Sprung in die Schweiz. Beim FC Schleitheim trainierte er unter anderem Thomas Stamm, der mittlerweile Cheftrainer beim Drittligisten SC Freiburg II verantwortlich ist.

Aufregendes Jahr beim FC Tiengen 08

Aufregend verlief für Kostenbader das Jahr 2015. Zur Rückrunde sprang er beim FC Tiengen 08 ein. Spielertrainer Miroslav Kral war überraschend nach Tschechien zurück gegangen und Kostenbader übernahm das Team auf Platz 14 und beendete die Saison auf Rang acht. Er übergab an Georg Isele, denn schon vor seinem Amtsantritt hatte er bei der Spvgg. Wutöschingen zugesagt. Schon ein Jahr später sah man sich wieder, denn Kostenbader holte auf Anhieb den Titel und führte die Wutöschinger Elf nach 18 Jahren zurück in die Bezirksliga.

Vielfältig: Wenn Not am Mann herrscht, dann stellt sich ein Holger Kostenbader auch mal ins Tor – wie hier als Trainer des FC ...
Vielfältig: Wenn Not am Mann herrscht, dann stellt sich ein Holger Kostenbader auch mal ins Tor – wie hier als Trainer des FC Tiengen 08 im Jahr 2015 bei einem Spiel in Lörrach. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Vier Jahre lang war er beim südlichen Nachbarn tätig, übernahm dann nochmal eine Nachwuchsmannschaft. Allerdings endete das Intermezzo bei den A-Junioren der SG Waldshut-Tiengen in der Saison 2019/20 schon nach einem halben Jahr.

Überall gern gesehen: Nach erfolgreicher Tätigkeit bei der Spvgg. Wutöschingen wurde Holger Kostenbader von Uwe Deckert (links) und ...
Überall gern gesehen: Nach erfolgreicher Tätigkeit bei der Spvgg. Wutöschingen wurde Holger Kostenbader von Uwe Deckert (links) und Willi Dercho (rechts) mit Geschenken verabschiedet. | Bild: Welte, Gerd

Nun sollte eigentlich Schluss sein. Doch Holger Kostenbader kehrte noch einmal zurück zu den Wurzeln. „Ich wusste, welches Potenzial in der Mannschaft steckt“, begründet er seine Entscheidung, im November 2020 als Nachfolger von Raimund Hübner erneut den SV Eggingen zu übernehmen.

Zukunft als Schiedsrichter

Nach dem Aufstieg im Sommer 2023 und dem Ligaverbleib im Sommer 2024 möchte Kostenbader aber einen Schlussstrich ziehen und ein neues Kapitel aufschlagen. Vor wenigen Tagen erst, hat er in Wehr erfolgreich die Prüfung zum Fußball-Schiedsrichter bestanden. Er bleibt dem regionalen Fußball erhalten und hat die Feuertaufe beim Testspiel-Einsatz zwischen der Spvgg. Wutöschingen II gegen den SV Dillendorf bereits hinter sich: „Aufs erste Spiel habe ich mich riesig gefreut“, so Kostenbader.

Ehrenamtlich aktiv: Holger Kostenbader (Dritter von links) arbeitet im Vorstand des Vereins „Badesee Eggingen“ mit.
Ehrenamtlich aktiv: Holger Kostenbader (Dritter von links) arbeitet im Vorstand des Vereins „Badesee Eggingen“ mit. | Bild: Angela Böhrer

Obwohl er im Fußball künftig etwas kürzer treten will, läuft Holger Kostenbaders Leben sicher nicht Gefahr, in Langeweile zu versinken. Bereits geplant und organisiert ist eine Wallfahrtsreise nach Rom mit den Ministranten der Seelsorgeeinheit Eggingen-Stühlingen. Seine Töchter Lisa und Annika unterstützt er als Übungsleiter beim Geräteturnen und im Badeseeverein Eggingen zählt er zu den engagiertesten der fast 800 Mitglieder. Für seine Gemeinde setzt er sich zudem kommunalpolitisch seit 2014 als Gemeinderat und mittlerweile auch als 1. Bürgermeister-Stellvertreter ein: „Man sieht – bei mir gibt es immer etwas zu tun“, lacht Kostenbader, der sich auch bei der Kommunalwahl im Juni wieder zur Wahl stellen wird.