Fußball-Kreisliga A, Ost: – Beim FC Weizen wird schon gescherzt. Ganz nach dem Vorbild des FC Southampton, der als Tabellenführer forderte „Stop the count“, könnte auch die Elf von Michael Gallmann den Südbadischen Fußballverband auffordern, die Saison bereits zum jetzigen Stand abzubrechen. So jedenfalls ist es auf der Internetseite des Vereins zu lesen. Der Amateurfußball ruht derweil. Der FC Weizen überwintert auf Platz eins und wartet darauf, wie es weiter geht.
Ein neuerlicher Abbruch wie in der Saison 2019/20 ist eher unwahrscheinlich. Käme es aber doch so, würde der FC Weizen tatsächlich um 0,333 Punkte sowohl den Titel als auch den Aufstieg in die Bezirksliga verpassen. Demnach hätte der SV BW Murg bei 21 Punkten aus neun Spielen gegenüber den 23 Zählern des FC Weizen aus zehn Spielen das bessere Ende für sich.
Scherzen ist erlaubt, träumen sowieso. Die Weizener dürfen auf jeden Fall für eine längere Zeit den Platz an der Sonne genießen. Einen Superstart in diesem Ausmaß gab es in der Vereinsgeschichte eher selten. Abgerundet wird die herausragende Zwischenbilanz von der Reserve-Elf in der Kreisliga C-6 und den Fußballerinnen, die in ihren Ligen ebenfalls auf Platz eins stehen. 23 Punkte nach zehn Spielen.
Trotz des guten ersten Drittels ist Zurückhaltung geboten. Die Anfälligkeit des Teams um Trainer Michael Gallmann ist bekannt. So endete im Spieljahr 2018/19 nach einem Superstart die Achterbahnfahrt auf Platz 8 – immerhin.
Ein Jahr später war‘s Platz 6. Die Weizener haben durchaus das Zeug dazu, für längere Zeit ganz oben mitzumischen. Die mentale Stärke spricht für Gallmanns Elf. Bisher gab es lediglich eine Niederlage. Die fiel beim Titelfavoriten SV BW Murg mit 1:6 allerdings sehr empfindlich aus.
Haben die Weizener im SV BW Murg ihren Meister gefunden? Auch das ist noch offen. Die Elf von Trainer Giuseppe Stabile macht alles andere als einen stabilen Eindruck. Ausgerechnet zu Hause setzte es die beiden Niederlagen. Und das auch noch gegen die Nachbarn SV Obersäckingen (1:2) und C.S.I. Juve Rosetta Laufenburg (0:1). Auswärts verteilten die Murger bisher keine Geschenke. Stabile hat auf jeden Fall genügend Zeit, das Team zu einer Einheit zusammen zu schweißen. Vom Potenzial und den Persönlichkeiten her, sind die Murger aber die Topadresse in der Liga.
Überhaupt fällt es in der unterbrochenen Saison richtig schwer, einen Favoritenkreis herauszuheben. Auch nach zehn Spieltagen liefert die Tabelle kein klares Bild. Herzerfrischend tritt bisher Aufsteiger SV Waldhaus auf. Die Elf von Trainer Thomas Schäfer überrascht auf Platz drei. 18 Punkte sind wohl schon die halbe Miete für das primäre Ziel, den Ligaverbleib. Die bisherigen Spiele haben durchaus gezeigt, dass die Waldhauser mehr Potenzial haben, als in den Abstiegskampf verwickelt zu werden.
Die Reserve des SV 08 Laufenburg und der FC Grießen folgen auf den Plätzen. Beide Teams hatten in der vergangenen Runde sehr viel Mühe. Sie waren mitten im Abstiegskampf. Der Abbruch kam wie eine Erlösung. Sie haben die Chance genutzt und bewiesen, dass einiges mehr in ihnen steckt. Die Grießener haben genau so viele Punkte wie der hoch gehandelte Nachbar FC Geißlingen. Beim Lokalrivalen ist nach gutem Start mächtig Sand im Getriebe. Es setzte empfindliche Niederlagen beim SV Stühlingen (0:7), FC Weizen (1:5) und gegen den SV Nöggenschwiel (0:4).
Ein Blick nach hinten
Im Abstiegskampf stecken Teams, die schon bessere Zeiten erlebt haben. Allen voran der SC Lauchringen, der gerade einmal zwei Pünktchen geholt hat. Der SV Rheintal muss sich allmählich daran gewöhnen, kleinere Brötchen zu backen. Die Spvgg. Wutöschingen wollte besser starten, was nicht gelungen ist. Beim C.S.I. Juve Rosetta Laufenburg, Fünfter der Vorsaison, läuft es auch nicht rund. Der Trainerwechsel von Salvatore Spano zu Giuseppe Iudici hat noch nicht gefruchtet, abgesehen vom Überraschungssieg in Murg.
Beim FC 08 Bad Säckingen, SV Albbruck und SV Nöggenschwiel ist durchaus noch Luft nach oben. Aufsteiger SV Obersäckingen hält sich wacker. Der Schwung des SV Stühlingen und VfR Horheim-Schwerzen ist durch den Corona-Unterbruch gestoppt worden.
Adelin Oborocianu vom SV Stühlingen und Yannick Schäfer vom SV Waldhaus wissen aktuell am besten, wo das gegnerische Tor steht
Zahlen und Statistiken sind das Salz in der Suppe, auch für die Fans und Spieler in der Kreisliga A. Wir haben uns den Zwischenstand angeschaut.
- Äußerst torhungrig präsentierten sich die Kicker der beiden Staffeln Ost und West. Bis zum Abbruch, also an zehn Spieltagen, wurden im Osten 297 Tore bejubelt, was eine Quote von 3,8 Toren pro Spiel ergibt. Torhungriger waren die Kollegen in der West-Staffel. Dort fielen bislang 356 Tore, also sage und schreibe 4,6 pro Spiel.
- Die beste Ausbeute im Osten – wie soll es anders sein – hat Tabellenführer FC Weizen mit 28 Toren. Dass es im Wutachtal öfter rappelt, unterstreichen der SV Stühlingen und der VfR Horheim-Schwerzen, mit jeweils auf 26 Treffern. Statistisch gesehen hat der SV BW Murg die mit Abstand beste Abwehr: Nur sechs Tore kassiert der Titelfavorit bisher. Die meisten Treffer, jeweils 24, fingen sich der FC Geißlingen und der SV Albbruck ein.
- Im Westen spiegelt sich die grandiose Quote in der Ausbeute einzelner Teams. Der TuS Kl. Wiesental brachte es auf 31 Tore. Kaum weniger torhungrig waren die SF Schliengen (30) und der TuS Stetten (29). Mit 45 Gegentoren fällt der SV Liel-Niedereggenen komplett aus dem Rahmen. Das reicht aber nicht für die „Rote Laterne“, die beim noch sieglosen FC Hausen baumelt.
- Die besten Torjäger in der Ost-Staffel sind Adelin Oborocianu vom SV Stühlingen und Yannik Schäfer vom Aufsteiger SV Waldhaus mit je acht Toren. Der treffsicherste Stürmer des Spitzenreiters FC Weizen ist Sandro Büche mit sieben Toren. Ebenso oft trafen Andreas Hoffmann (VfR Horheim-Schwerzen) und Lamin Kanteh (SV Obersäckingen) ins Netz.
- Im Westen tauchen immer wieder dieselben Namen an der Spitze auf. Patrick Hafensteiner (TuS Kl. Wiesental) traf zwölf Mal, in dem Spiel im Schnitt also mehr als einmal. Auf zehn Tore brachte es Guido Perrone vom FC Huttingen. Justin Friebe (7 Tore) ist der beste Torjäger der SG FC Wehr-Brennet II. Kevin Grunert vom SV Eichsel folgt mit sechs Treffern dicht dahinter.
- Interessant ist der Blick auf die Fairnesstabelle. Fairste Mannschaft im Osten ist mit einer Quote von 1,2 (12 Gelbe Karten) der VfR Horheim-Schwerzen. Dass man Erfolg mit sauberem Stil haben kann, zeigt der FC Weizen. 18 Gelbe Karten geben eine Quote von 1,8. Etwas aus dem Rahmen fällt der FC 08 Bad Säckingen mit 33 Gelben, drei Gelb-Roten und einer Roten Karte – was der Elf von Clemens Bauer eine Quote von 5,22 einbrockt.
- Dass es besser geht, zeigt im Westen der SV Todtnau mit lediglich zehn Gelben Karten und einer Quote von 1,11. 28 Gelbe Karten, drei Gelb-Rote und eine Rote Karte bescheren dem FC Steinen-Höllstein eine Quote von 4,66 und den letzten Platz. (neu)