Fußball: Die Fußballvereine in der Region haben mal wieder Post vom Südbadischen Fußballverband (SBFV) bekommen – für einige sind es erfreuliche Nachrichten, für andere zählen sie eher zur Kategorie „ärgerlich“. Es geht um das Schiedsrichter-Soll für die Saison 2019/20.

Schiedsrichter-Obmann Ralf Brombacher (Kandern) vom Südbadischen Fußballverband: „Neben den Schiedsrichter-Einsätzen wird den ...
Schiedsrichter-Obmann Ralf Brombacher (Kandern) vom Südbadischen Fußballverband: „Neben den Schiedsrichter-Einsätzen wird den Vereinen auch die Tätigkeit ihrer Funktionäre im Schiedsrichterwesen gut geschrieben. Dieser Einsatz wurde in der Vergangenheit nicht gewürdigt. Schließlich fehlen die auf Bezirks- oder Verbandsebene tätigen Funktionäre den Vereinen bei der Besetzung ihrer eigenen Ämter.“ | Bild: Scheibengruber, Matthias

Ob die Klubs eine Ausfallgebühr bezahlen müssen oder eine Übersoll-Prämie erhalten, wurde bis 2020 auf Basis der gemeldeten Schiedsrichter und deren Einsätze sowie der Anzahl der Mannschaften berechnet. Das hat sich geändert. Nach dem Beschluss beim Verbandstag 2019 ist beim Ist/Soll-Verhältnis ab der Saison 2019/20 die Anzahl der Spiele, die ein Schiedsrichter leitet, ein wichtiger Faktor.

Das könnte Sie auch interessieren

Für Verbands-Schiedsrichter-Obmann Ralf Brombacher (Kandern) eine längst überfällige Änderung. „Wenn ein Verein fünf Schiedsrichter hat, die jeweils nur 20 Spiele in einer Saison pfeifen, wurde er wesentlich besser eingestuft als ein Club, der einen Schiedsrichter hat, der über 100 Spiele pfeift. Die neue Berechnung ist mit Abstand fairer“, so Brombacher, der Albert Hilbold vom FC Wehr als herausragendes Beispiel benennt: „Früher zählte er als ein Schiri – egal, wie viele Spiele er geleitet hatte.“

Das könnte Sie auch interessieren

Hilbold allerdings zählt seit Jahren zu den Marathon-Männern an der Pfeife. 100 Spiele pro Saison sind bei ihm keine Seltenheit. Trotz des vorzeitigen Abbruchs im März wegen der Corona-Pandemie war der Wehrer, der am heutigen Donnerstag, 21. Januar, seinen 31. Geburtstag feiert, in der Saison 2019/20 stattliche 67 Mal im Einsatz. So kassierte der FC Wehr eine Prämie von 1750 Euro – und Hilbold allein brachte dem Verein schon 750 Euro an Prämie ein.

Das könnte Sie auch interessieren

Neu berechnet werden nicht nur die Ausfallgebühren, sondern eben auch die Prämien: „Vorgesehen waren 500 Euro für 40 Spiele im Übersoll. Wegen des Abbruchs haben wir beide Zahlen halbiert“, erklärt Brombacher die Rechnung am Beispiel des FC Wehr: „Neben den Einsätzen seiner Schiedsrichter wird dem Verein auch die Tätigkeit ihrer Funktionäre im Schiedsrichterwesen gut geschrieben – dieser Einsatz wurde in der Vergangenheit nicht gewürdigt. Schließlich fehlen die auf Bezirks- oder Verbandsebene tätigen Funktionäre den Vereinen ja auch bei der Besetzung ihrer Ämter.“

Das könnte Sie auch interessieren

So kommt der FC Wehr auf ein „Guthaben“ von 210 Einsätzen. Dem stehen 55 geforderte Einsätze gegenüber. 18 Spiele für die „Erste“, 15 Spiele für die „Zweite“ und 13 Spiele für die „Dritte“. Unterm Strich stehen 155 Spiele im Übersoll. Für jeweils 20 Spiele werden 250 Euro gut geschrieben.

Tops und Flops der Vereine

Die größte Summe kassierte in Südbaden der FC Kandern, für den die Obleute Ralf Brombacher (SBFV) und Hafes Gerspacher (Bezirk Hochrhein) als Funktionäre und Schiedsrichter tätig waren. Gemeinsam mit sechs weiteren FCK-Schiris stellten sie den 28 geforderten Spielen stolze 295 Einsätze gegenüber. Dem Kassierer bringen das Übersoll von 268 eine stolze Gutschrift von 3250 Euro ein.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Berechnung von Gebühren und Prämien ist nicht ganz einfach: „Ich war zwei Tage damit beschäftigt“, schmunzelt Brombacher. Jeder Verein hat entsprechend der Zahl seiner Mannschaften und deren Liga-Zugehörigkeit ein bestimmtes Soll an Spielleitungen zu erfüllen. In Spielklassen, in denen Gespanne eingesetzt werden, wird der Soll-Wert mit dem Faktor 3 multipliziert.

Das könnte Sie auch interessieren

So müssen Verbandsligisten 50 Soll-Spielleitungen pro Saison bringen, multipliziert mit dem Faktor 3 sind das 150 Spiele. Bei Landesligisten sind es bei 45 Soll-Spielen noch 135. Da in der Bezirksliga ohne Gespann gepfiffen wird, stehen hier „nur“ 40 Soll-Spiele. Für die abgebrochene Spielzeit 2019/20 wurden diese Soll-Werte halbiert.

Das könnte Sie auch interessieren

Den höchsten Betrag, 6900 Euro, hat Bundesligist SC Freiburg an den SBFV überweisen müssen. Der Sportclub stellt zwar 18 Schiedsrichter, die sich 420 Einsätze gut schreiben ließen. Aufgrund seiner zahlreichen Mannschaften musste der Club aber 673 Einsätze bringen. Die zu zahlenden Beträge seien, so Brombacher, zu Gunsten der Vereine errechnet worden: „Da für jede Mannschaft eine bestimmte Soll-Zahl steht, wurden die geleisteten Spiele so zugeordnet, dass eine Liga quasi erledigt ist.“

Das könnte Sie auch interessieren

Platz zwei belegt Oberliga-Aufsteiger FV Lörrach-Brombach, der mangels Schiedsrichter keine einzige Spielleitung vorweisen konnte. Für die damit fehlenden 200 Spielleitungen schickte der Verband eine Rechnung von 6600 Euro ins Grütt. Der Betrag teilt sich auf in 3300 Euro für die Verbandsliga, 700 Euro für die Bezirksliga, 600 Euro für die Kreisliga A bei den Aktiven. Auf den Nachwuchs entfallen 1500 Euro auf die A-Junioren in der Oberliga sowie je 200 Euro für die B-Junioren (Landesliga) und C-Junioren (Verbandsliga). Für die restlichen 100 Euro zeichnen die C-2-Junioren in der Landesliga verantwortlich.

Das könnte Sie auch interessieren

Unterm Strich verschickte der Südbadische Fußballverband Rechnungen in Höhe von 272.000 Euro für Ausfallgebühren. Etwa 142.000 Euro wurden an Übersoll-Prämien an die Vereine ausgeschüttet. Im vergangenen Jahr wurden nach der bisherigen Regelung 244.000 Euro berechnet und 26.500 Euro an Prämien ausgezahlt.

So haben die Vereine nach der neuen Berechnung erheblich profitiert, weil nunmehr der Aufwand der Unparteiischen belohnt wurde. Das Plus für die Verbandskasse reduzierte sich somit von 217.000 Euro auf 130.000 Euro. Einnahmen, die Ralf Brombacher mit gemischten Gefühlen sieht: „Natürlich ist das eine beträchtliche Summe, aber das ist nicht unser Ziel. Viel wichtiger ist, dass wir genügend Schiedsrichter haben.“