Fußball: – Mit seinem regelmäßigen Inklusionstraining hat der SC Niederhof/Binzgen innerhalb des Fußballbezirks Hochrhein kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Seit geraumer Zeit wird Inklusionstraining von Mary Lou Gaglio beim B-Kreisligisten FC Dettighofen im Osten des Kreises Waldshut angeboten. Im Kreis Lörrach hat der FV Lörrach-Brombach erst vor wenigen Wochen ein Inklusionsprojekt ins Leben gerufen.
FV Lörrach-Brombach spielt Liga
Das Inklusionsprojekt des FV Lörrach-Brombach stieß sofort auf eine breite Akzeptanz. Im September hat das erste Probetraining stattgefunden, berichtet Dominik Kiesewetter als einer der Verantwortlichen beim Verbandsligisten ist. „Wir sind begeistert von der Resonanz. Grund für den Zuspruch sind wohl das geringe Angebot in der Region und die große Nachfrage.“
Insgesamt 18 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren sind aktuell dabei, wobei ein Drittel der Teilnehmer ohne Handicap ist und zwei Drittel der Kinder leben mit einer Beeinträchtigung. Es ist geplant, dass Aktivspieler immer wieder zur Inklusionsgruppe kommen und ihr Können weitergeben.
Anders als die Gruppen beim SC Niederhof/Binzgen und beim FC Dettighofen spielt das Team des FV Lörrach-Brombach in der Inklusionsliga des Südbadischen Fußballverbands (SBFV) mit und hat am Sonntag, 15. Oktober, in Freiburg den ersten Einsatz.
Ein Team besteht aus sieben Spielern, von denen mindestens drei Spieler ein Handicap aufweisen. Der SBFV will mit dieser Liga den Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung die Teilhabe am Vereinsfußball ermöglichen.
Trainiert wird beim FV Lörrach-Brombach mittwochs von 16 Uhr bis 17:30 Uhr auf dem Kunstrasenplatz im Sportzentrum Grüttpark. Während der Wintermonate geht‘s in die Halle.
Zehn Kinder beim FC Dettighofen
Vor einem Jahr hat Mary Lou Gaglio das Inklusionsprojekt beim B-Kreisligisten FC Dettighofen gestartet. „Ich habe den Bedarf einer Trainingsgruppe für Kinder mit und ohne Handicap gesehen“, erzählt sie über ihre Motivation. Der Erfolg gibt ihr Recht, denn mittlerweile sind zehn Kinder mit Handicap regelmäßig im Training.

„Ich wünsche mir aber, dass noch mehr Teilnehmer ohne Handicap dabei sind oder auch ab und zu aus dem Aktivbereich jemand dazu kommt. So könnte der inklusive Gedanke noch besser gelebt werden“, sagt Mary Lou Gaglio. Sie glaubt, dass es eine Hemmschwelle bei Eltern von Kindern ohne Handicap gebe, diese zur Gruppe zu schicken. Dabei sei es für die Kinder selbst überhaupt kein Problem, mit ihren Altersgenossen zu trainieren.
Auch beim FC Dettighofen geht es nicht nur um Fußball, sondern vor allem um Spaß an der Bewegung. Trainiert wird donnerstags von 17:30 Uhr bis 19 Uhr auf dem Sportplatz des FC Dettighofen oder in der Sporthalle.
Sportverbände unterstützen Vereine bei der Umsetzung von Inklusionsangeboten – nicht nur für Kinder und Jugendliche mit Handicap
Menschen unterschiedlicher Hintergründe, Fähigkeiten und Altersgruppen zusammenzubringen, ist eine der wichtigsten Eigenschaften des Sports. Und so findet das Thema Inklusion in der Gesellschaft immer mehr Beachtung. Das haben Verbände wie Deutscher Olympischen Sportbund (DOSB), Badischer Sportbund Freiburg (BSB) und Südbadischer Fußballverband (SBFV) erkannt.
Als Dachverband des deutschen Sports hat sich der DOSB die Förderung von Inklusion zu einem Kernziel gemacht. Es geht nicht nur um die Integration von Menschen mit Handicap, sondern auch um die Anerkennung und Wertschätzung aller sozialen, kulturellen und geschlechtlichen Hintergründe. Der DOSB arbeitet eng mit Vereinen und Verbänden zusammen, um die Teilnahme aller am Sport zu ermöglichen und Barrieren abzubauen.
Der Badische Sportbund Freiburg unterstützt mit Programmen und Initiativen wie „Vielfalt im Sport“ ein buntes Miteinander der Menschen. Vereine werden bei entsprechenden Projekte mit Aus- und Fortbildungen, Freizeitmaßnahmen und Kooperationen unterstützt. Ziel ist es Erfahrungen zu sammeln, Grenzen und Barrieren zu erkennen.
In einer Befragung der Vereine zum Thema Inklusion durch die Badische Sportjugend und die Uni Freiburg, gaben 88 Prozent der Übungsleiter an, dass sie sich vorstellen können, auch Personen mit Handicap in den Trainingsbetrieb mit aufzunehmen. Fast 80 Prozent der südbadischen Vereinsvorstände sind bereit, sich für das Thema Inklusion zu öffnen, allerdings ist Inklusion erst bei 22 Prozent ein echtes Thema. Daran will der Badische Sportbund etwas ändern.
Der Südbadische Fußballverband hat sich in Bezug auf Inklusion als Vorreiter erwiesen und war nicht zuletzt auch Wegbereiter und Motivator für das Inklusionsprojekt des SC Niederhof/Binzgen. Dabei geht es nicht nur um Fußball mit körperlichem Handicap. Es sollen auch Rassismus und Diskriminierung bekämpft werden. Die Schaffung eines inklusiven Umfelds auf und neben dem Spielfeld ist hier oberstes Gebot.
Die Initiative „Fußball für alle“ bietet Workshops mit Trainern, die pädagogische und interkulturelle Kompetenzen haben, für Kinder und Jugendliche an – für Flüchtlinge, sozial benachteiligte oder lernschwache Schüler. Ziel ist es, neben dem Fußballspielen auch Werte wie Fairness, Respekt und Toleranz zu vermitteln. Durch gemeinsamen Sport können Vorurteile abgebaut, Selbstvertrauen gestärkt und soziale Kompetenzen gefördert werden, betont der SBFV.