Fußball: – Training ist nicht nur trockene Regelkunde. Training soll auch Spaß machen. Diesen Eindruck gewinnt derjenige, der mit Mathias Heilig über das Kadertraining der Schiedsrichtervereinigung Hochrhein spricht. Der 26-jährige Oberliga-Schiedsrichter vom FC Erzingen ist einer der drei Hauptverantwortlichen im Bezirk Hochrhein für dieses Kadertraining. Die beiden anderen sind Timo Bugglin (23), der auch Oberliga-Spiele pfeifen darf, sowie Jonas Brombacher. Der 25-Jährige aus Kandern ist gewissermaßen das „Aushängeschild“ des Kadertrainings, leitet er doch Spiele der Dritten Liga und ist Zweitliga-Assistent.

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Das Trio engagiert sich stark für die Ausbildung der Unparteiischen und versucht auch, beim monatlich stattfindenden Kadertraining präsent zu sein. Dieses findet entweder beim SV 08 Laufenburg, beim SC Lauchringen oder beim TuS Binzen statt, denen Heilig einen großen Dank für ihre Unterstützung ausspricht.

Mathias Heilig, Leiter Kadertraining: „Auch der Teamgedanke soll beim Kadertraining gestärkt werden.“
Mathias Heilig, Leiter Kadertraining: „Auch der Teamgedanke soll beim Kadertraining gestärkt werden.“ | Bild: Welte, Gerd

„Die Idee ist, dass die Schiedsrichter sich entwickeln können in puncto Fitness und Regelsicherheit durch die Vermittlung theoretischer Inhalte“, sagt Mathias Heilig und ergänzt sogleich: „Der Teamgedanke soll dabei gestärkt werden.“ Die Jungen und die Neuen sollen, so Heilig, Kontakt zu den erfahreneren Kollegen bekommen. „Für die Jungen ist es sehr wertvoll, mit gestandenen Schiedsrichtern zu trainieren und zu ihnen aufzublicken. Das steigert die Motivation und das Gefühl, Teil eines tollen Teams zu sein.“

Praxis und Theorie

Wie sieht so eine Kadertrainingseinheit denn konkret aus? Sie besteht zunächst aus einem praktischen Teil. Das Motto dabei ist laut Heilig: „Wir müssen uns selber fit machen.“ Die Fitnessinhalte werden den Teilnehmern in Gruppen mitgegeben. Die Kaderschiedsrichter können die Tipps auch zu Hause beim individuellen Training selber umsetzen.

Der Experte hilft: Drittliga-Schiedsrichter und Zweitliga-Assistent Jonas Brombacher gibt Selina Ebner vom SV Todtmoos wichtige Tipps.
Der Experte hilft: Drittliga-Schiedsrichter und Zweitliga-Assistent Jonas Brombacher gibt Selina Ebner vom SV Todtmoos wichtige Tipps. | Bild: privat

Danach versuchen die Leiter des Trainings, ein spezielles Thema abzubilden. So werden etwa Spielszenen simuliert und auf dem Platz analysiert. Ein Thema ist beispielsweise die Rudelbildung. „Wir stellen Szenen nach, bei denen der Schiedsrichter eine Entscheidung treffen muss.“ Worauf muss er achten, wie löst er das Rudel auf? Ein weiterer Dauerbrenner ist das Stellungsspiel: Wo hat der Unparteiische den besten Blick? Das alles soll bei den gestellten Szenen aufgelöst werden.

„Wir wollen ein qualitativ hochwertiges Training anbieten. Der Leistungsgedanke kommt nicht zu kurz, aber wir haben auch immer sehr viel Spaß zusammen“, versichert Heilig. Spaß macht zum Ende des praktischen Teils der Einheit dann auch ein Fußballspiel.

Büffeln wie in der Schule: Jonas Brombacher, Timo Bugglin und David Brombacher (von links) beim theoretischen Unterricht.
Büffeln wie in der Schule: Jonas Brombacher, Timo Bugglin und David Brombacher (von links) beim theoretischen Unterricht. | Bild: privat

Nach der Praxis geht‘s bei jedem Kadertraining zur Theorie ins Vereinsheim. Auch dieses „Büffeln“ muss nicht langweilig sein, gliedert sich bei dem verantwortlichen Trio in drei Teile. Zunächst bewerten die Teilnehmenden fünf bis zehn Videoszenen aus dem Profi- und Verbandsfußball. „Es müssen Entscheidungen getroffen werden, die regelkonform sind. Das Auge des Schiedsrichters soll geschult werden. Das Ziel ist, dass wir alle zur gleichen Entscheidung kommen“, sagt Heilig.

Im zweiten Teil der Theorie gibt‘s einen Regeltest. Konkrete Regelfragen sollen beantwortet werden. Dazu gehört auch Kniffliges. Beispiel: Ein Einwurf landet direkt im eigenen Tor. Was gibt‘s? Eckball für den Gegner. Der Einwurf landet im gegnerischen Tor. Was gibt‘s? Abstoß. Hätten Sie‘s gewusst?

Neue Schiris gesucht! Die Schiedsrichter-Vereinigung Hochrhein bildet wieder Schiedsrichter aus. Der Neulingslehrgang wird in Hybridform ...
Neue Schiris gesucht! Die Schiedsrichter-Vereinigung Hochrhein bildet wieder Schiedsrichter aus. Der Neulingslehrgang wird in Hybridform mit Präsenzterminen im Frankenmattstadion beim FC Wehr durchgeführt. Termine sind die Wochenenden 21./22. sowie 28./29. Januar 2023. Infos gibt es beim Lehrwart Luigi Satriano unter luigisatriano@aol.com | Bild: sbfv

Zum Abschluss des theoretischen Unterrichts geht‘s wieder um Videos. „Wir schauen uns Szenen aus dem praktischen Teil an. Die Rudelbildung ist noch einmal Thema oder verschiedene Handspielsituationen werden analysiert.“ Strafstoß oder keiner? Bei ihrer Entscheidung können die Teilnehmenden weder im Training noch beim Ernstfall auf dem Platz auf schnelle Hilfe aus dem Kölner Keller hoffen. Der Videobeweis ist im Amateurfußball noch ganz weit weg.

Interessierte jederzeit willkommen

Wer sind denn nun die rund 30 Teilnehmenden, die sich monatlich zum Kadertraining treffen? „Zum Kader zählen alle Schiedsrichter unter Beobachtung, alle Assistenten und alle Jungschiedsrichter“, erklärt Heilig. Das Kadertraining sei also nicht nur für die Jungen – sprich die Schiedsrichter unter 18 Jahren – gedacht, sondern auch für die erfahreneren Unparteiischen, die noch etwas lernen wollen. Heilig: „Interessierte sind jederzeit willkommen.“

Für die Jungschiedsrichter sei es aber, so der Trainingsleiter, enorm wichtig, von einem älteren und erfahreneren Kollegen begleitet zu werden. Hier kommt das Patensystem ins Spiel, das sich, so Heilig, in den vergangenen Monaten bewährt habe. Der Neuling soll nicht allein gelassen werden, sondern auf einen Förderer und Ratgeber zählen können, der ihm jederzeit zur Seite steht – seinen Paten.

Immer motiviert: Von links Jonas und sein Bruder David Brombacher, Mathias Heilig und Timo Bugglin.
Immer motiviert: Von links Jonas und sein Bruder David Brombacher, Mathias Heilig und Timo Bugglin. | Bild: privat

Mathias Heilig ist sich mit seinen beiden Partnern als Leiter des Kadertrainings einig, dass das Patensystem Zukunft habe. „Die Teilnehmerzahlen steigen“, freut er sich über die große Resonanz. Kontakte werden gepflegt, Freundschaften seien entstanden. Heilig ist sich sicher, dass die Leistung auf dem Platz besser geworden sei und formuliert sein Credo: „Durch intensive Förderung von Beginn an können wir die Entwicklung der Schiedsrichter vorantreiben und sie für dieses wunderbare Hobby erhalten.“