Tim, Sie wollen diese und die nächste Saison keine Mountainbike-Rennen mehr bestreiten. Das klingt, auch wenn Sie erst 21 Jahre alt sind, verdächtig nach Rücktritt.
Ist es aber nicht. Ich will jetzt auch für mich eine klare Linie. Tatsache ist, dass ich mich im März 2019 und dieses Jahr im Januar zwei Knieoperationen unterziehen musste. Einmal war das linke, dann das rechte Bein dran. Die Operationen wegen überflüssiger Fettkörper in den Kniegelenken sind zwar gut verlaufen, aber dennoch plagen mich Sehnenentzündungen. Ich will meinen Knieen Zeit geben, sich komplett zu erholen.
Haben Sie noch Lust auf ihren geliebten Radsport?
Ich will wieder Spaß am Sport haben. Und Spaß habe ich nur, wenn ich schmerzfrei bin. Dazu kommt, dass mich die Schmerzen in meinem ganzen Privatleben behindern. Ich bin kein Radprofi, arbeite in einem Radgeschäft in der Schweiz in der Werkstatt. Ich schraube eben gern an Rädern rum. Dazu helfe ich ab und zu in der Zimmerei meines Vaters im Büro aus.
Das klingt schon nach Abschied vom Sport.
Die Gesundheit geht vor. Auf meinen Knieen muss ich ja auch stehen können. Ich will meine Entscheidung in Ruhe überdenken und dann entscheiden, ob ich weiter fahre oder mich voll auf meinen Beruf konzentriere. Wenn ich wieder Rennen fahren sollte, könnte ich sofort wieder für mein Conway Factory Racing Team starten. Das ist mir zugesagt worden. Voraussetzung ist natürlich, dass ich nach über einem Jahr Auszeit noch Motivation und Lust darauf habe.
Mit 21 Jahren könnte man ja auch noch von einer Sportkarriere träumen.
Hab ich schon mal. Aber es ist schwierig, im Mountainbike so viel Geld zu verdienen, dass es zum Leben reicht.

Dennoch hatten Sie viele Erfolge, waren zwei Mal deutscher Vizemeister bei den Junioren, starteten bei WM und EM. Was hat Sie angetrieben?
Die Freude, die mir der Sport gibt. Ich war nie der arrogante Typ, der als Individualsportler nur sein Ding durchzieht, der nur auf sich selbst fokussiert ist. Sport muss für mich immer auch gesellig ein. Durch den Sport habe ich viele Menschen kennen gelernt und viel Neues erlebt.
Sie sind ja auch als Funktionär tätig und im Radsport-Bezirk Hochrhein-Wiesental Bezirksvorsitzender und Mountainbike-Fachwart. Macht das Spaß?
Ja schon.
Aber?
Es ist manchmal ziemlich mühsam, alle Interessen unter einen Hut zu bringen. Im Radsport gibt es viele Fachbereiche wie Rennsport, Mountainbike, Kunstrad, Radball oder Korso. Jeder hat da seine eigenen Probleme und macht natürlich sein Ding. Es gibt viele alte Strukturen, auch im Rennsport. Und das geht von der Basis rauf bis zum Weltverband. Vielleicht ist meine Pause auch eine Gelegenheit, dass ich mehr Zeit in die Arbeit für unseren Bezirk investieren kann.
Viele Rennen in diesem Jahr sind wegen Corona ausgefallen.
Stimmt. Wir haben auch unsere Hauptversammlung auf Ende des Jahres verschoben. Ich weiß noch gar nicht, wie das jetzt mit den Corona-Beschränkungen ablaufen soll.
Einige Mountainbike-Rennen wie die WM in Österreich, die EM in der Schweiz oder die Deutsche Meisterschaft fanden zuletzt unter strengen Hygieneauflagen statt. Die Rheinfelderin Finja Lipp ist bei allen Titelkämpfen erfolgreich gestartet. War es sinnvoll, diese Titelkämpfe durchzuziehen?
Für Finja freut es mich riesig. Da konnte sie ihr Können zeigen. Die allgemeine Frage für mich ist aber, ob es nötig ist, zu Corona-Zeiten im Amateurbereich solche Risiken der Ansteckung einzugehen. Eigentlich ist es unverantwortlich, dass die Verbände das so durchziehen.
Bei Giro und Tour de France rollten auch die Räder. War das gut?
Das ist Profisport, etwas ganz Anderes. Die Fahrer verdienen ihr Geld damit. Da geht es im Gegensatz zum Amateursport um Existenzen.