Juniorenfußball: – Das war‘s dann also? Zumindest in der kommenden Saison gehen der VfB Waldshut und der FC Tiengen 08 wieder getrennte Wege, schicken jeweils eigene A-Junioren in den Spielbetrieb. „Was die Zukunft bringt, wissen wir nicht. Aber jetzt liegt die SG Waldshut-Tiengen erst einmal auf Eis“, lässt Markus Althoff, seit 2020 beim VfB Waldshut als Jugendleiter tätig, Enttäuschung durchklingen. Ähnlich sieht es sein Pendant beim FC Tiengen 08: „Leider konnten wir uns nicht einigen“, so Frank Hesse, 2020 erneut zum Jugendleiter gewählt: „Knackpunkt war am Ende die Trainerfrage.“

Was ist passiert, in Zeiten, in denen Vereine zusammenrücken, in denen die Corona-Zwangspausen den Verantwortlichen in den Jugendabteilungen große Sorgenfalten auf die Stirn zeichnen, in denen um jeden Spieler und um jede Mannschaft gerungen wird?
Gerade in der großen Kreisstadt schien – nach außen hin – die 2018 begonnene Kooperation zwischen den Erzrivalen aus der Schmittenau und vom Langenstein bei den A-Junioren als Blaupause für spätere gemeinsame Projekt dienen zu können. Eine Ausweitung der Kooperation war zwar weder bei der Jugend noch bei den Aktiven angedacht, doch die SG Waldshut-Tiengen bei den A-Junioren war immerhin ein erster Schritt der Annäherung.
Zwei Jahre nach dem Aufstieg der A-Junioren des VfB Waldshut in die Landesliga gewannen die B-Junioren des FC Tiengen 08 im Sommer 2018 den Titel in der Bezirksliga. Weil das Gros der Spieler die Altersgrenze erreicht hatte, beschlossen die Konkurrenten, bei den ältesten Junioren künftig gemeinsame Sache zu machen. Die Jungs aus Waldshut und aus Tiengen fanden schnell zusammen, beendeten die Spielzeit 2018/19 unter Trainer Markus Hristianovic auf dem dritten Platz. Lediglich vier Punkte fehlten zu den Aufstiegsspielen in die Verbandsliga. Die wegen der Corona-Pandemie abgebrochene Saison 2019/20 sah das Team nach zwölf Spielen auf Rang fünf. Neun Punkte aus acht Spielen hatte das Team als Neunter auf dem Konto, als der zweite Lockdown begann.
Monatelange Suche nach einer Lösung
Seit Oktober hatten die Jugendleiter die Zukunft der A-Junioren auf der Agenda. Beiden war bewusst, wie wichtig eine gute Lösung ist. Schließlich steht diese Altersklasse auf dem Sprung zu den Aktiven. Ein Schritt, der nicht erst nach dem letzten Punktspiel eingeleitet werden darf.

Über die Monate wurden Kaderlisten erstellt, über Spielorte und Trainingsplätze diskutiert. Auf der guten Basis der bisherigen Zusammenarbeit beider Vereine schien einer Verlängerung der SG-Vereinbarung nichts im Wege zu stehen, so Markus Althoff: „Geplant war, dass wir mit rund 45 Spielern künftig zwei Teams stellen, eine in der Landesliga und eine in der Kreisliga.“
Als nicht lösbarer gordischer Knoten erwies sich die Trainerfrage für die „Erste“. Der VfB Waldshut besteht als „federführender Verein“ auf Eric Nestler, mit Co-Trainer Christian Tröndle: „Die zwei haben unser Vertrauen, sind seit Jahren eingespielt“, so Althoff: „Zudem bringt Eric mit seiner C-Lizenz viel Qualifikation mit. Aktuell arbeitet er daran, die B-Lizenz zu erreichen.“

Ein Argument, das beim FC Tiengen 08 nicht zog: „Wir stellen das Gros des gesamten Kaders“, verweist Frank Hesse auf 24 Tiengener Akteure gegenüber 17 Waldshutern: „Die künftige A-1 hätte überwiegend aus unseren Spielern bestanden. Allein 15 rücken aus unseren B-Junioren auf. Die haben die Landesliga dominiert und bis zum Abbruch alle sieben Spiele gewonnen.“ Auch Hesse spricht bei seinen Trainern von einer gewachsenen Einheit: „Es liegt für uns nahe, dass wir in dieser Frage nicht über die Köpfe von Spielern und Trainern entscheiden. Wir bringen die meisten Spieler ein, somit auch deren langjährige Trainer Edin Muhovic und Nikolaj Janke.“
Nun war guter Rat teuer, beide Verhandlungspartner wichen von ihrem Konzept nicht ab: „Externe Trainer wären ein Kompromiss gewesen. Aber darüber wurde am Ende gar nicht mehr gesprochen“, so Althoff. Als sich in den vergangenen zwei Wochen abgezeichnet habe, dass es wohl keine gemeinsame Lösung geben wird, sei der Anruf des FC Tiengen 08 gekommen: „Schade um die Zeit, die für die Planung drauf gegangen ist.“
FC Tiengen 08 hofft auf Platz in der Bezirksliga
Nach dem SG-Aus ist auch Frank Hesse enttäuscht, betont aber: „Gerade in diesem Alter ist es für eine Mannschaft wichtig, dass das Zwischenmenschliche passt.“ Dass seine Spieler nun auf Bezirksebene neu starten müssen, sei schade, aber nun mal nicht zu ändern: „Ich hege Hoffnung, dass wir in die Bezirksliga dürfen – und nicht in die Kreisliga. In der unteren Spielklasse mit einer überregional erprobten Mannschaft anzutreten, täte weder uns noch den Gegnern gut“, hofft Hesse auf Entgegenkommen, wenn der Jugendausschuss des Bezirks Hochrhein die Staffeln für 2021/22 einteilt.

Dass sich die verbliebenen 17 Spieler des VfB Waldshut als A-Junioren in der Landesliga auch ohne die Akteure aus dem Osten der Stadt behaupten können, ist für Markus Althoff indessen keine Frage: „Die Qualität ist vorhanden, zudem rechnen wir mit drei, vier Neuzugängen. Wer Landesliga spielen möchte, für den sind unsere Türen offen.“ Dass es durch diese Konstellation auch Spieler des FC Tiengen 08 nach Westen in die Schmittenau zieht, sei durchaus möglich, gibt Frank Hesse zu: „Allerdings rechne ich nicht mit Abgängen. Uns haben eigentlich alle Spieler zugesagt, im Team zu bleiben.“
Kooperation mit den Aktiven
Schließlich sei der FC Tiengen 08, in Kooperation mit Trainer Erkan Kanli, intensiv bestrebt, die A-Junioren frühzeitig an die Aktivmannschaften heranzuführen: „Wir haben ein klares Integrationskonzept“, so Hesse und verweist auf ein weiteres Argument, die ältesten Jugendspieler mit eigenen Trainern ins Rennen zu schicken: „Gemeinsam mit Erkan haben wir für den Nachwuchs ein sportliches Konzept entwickelt, das sich durch alle Mannschaften zieht.“
Einig – trotz der künftig getrennten Wege bei den A-Junioren – sind sich beide Jugendleiter aus der großen Kreisstadt hingegen im Fazit: „Wir setzen die SG jetzt nicht fort, aber was in einem Jahr ist, wird man sehen“, so Frank Hesse und Markus Althoff, selbst einst als Aktiver beim FC Tiengen 08 tätig: „Es gibt keinen Krach und keine Missstimmung. Wir haben immer konstruktiv geredet und werden das auch in Zukunft tun, wenn Bedarf besteht.“ Das war‘s dann also doch noch nicht ganz...