Der Weitsprung ist die Spezialdisziplin von Luan Kummle. Das bewies das 14-jährige Talent jüngst beim Meeting in Zofingen/CH, als er mit 6,49 Metern den 13 Jahre alten Bezirksrekord von Max Scheible um neun Zentimeter verbesserte. Seine persönliche Bestmarke hat Luan Kummle damit innerhalb vier Wochen um 65 Zentimeter nach oben geschraubt. Bei der Bahneröffnung der LG Hohenfels in Tiengen sprang er 5,84 m, beim Meeting vor zwei Wochen in Riehen/CH 6,31 m. Auch im 100-Meter-Lauf blieb er in Zofingen mit 11,97 Sekunden erstmals unter der Marke von zwölf Sekunden.
Luan, Du springst 65 Zentimeter weiter als noch vor einem Monat. Was ist der Grund für diese Leistungsexplosion?
Ich habe anders trainiert. Das Wichtigste ist aber, dass ich in dieser Corona-Zeit verletzungsfrei geblieben bin.
Das war 2019 nicht so.
Stimmt. Im Sommer ist mir beim Hürdensprint eine Sehne an der Hüfte gerissen. Das hat mich damals sehr zurück geworfen. Ich habe mich aber wieder mit viel Training heran gearbeitet. Bei den Badischen Hallenmeisterschaften zu Beginn des Jahres habe ich sogar zwei Medaillen gewonnen.
Dann kam Corona. Keine Veranstaltungen mehr. Hat das nicht belastet?
Klar. Die Wettkämpfe haben mir gefehlt. Das Trainingslager über Ostern in Italien ist abgesagt worden.
Die Beine hast Du aber sicher nicht hochgelegt. Oder warum läuft es denn jetzt so optimal?
Corona war der Grund.
Wie denn das?
Die Pandemie ist zwar eine schlimme Sache, weil mir natürlich die Wettkämpfe und der Vergleich mit der Konkurrenz extrem gefehlt haben. Dennoch hat Corona dafür gesorgt, dass ich kontrollierter trainieren konnte. Ausdauer und Beweglichkeit haben wir hart trainiert. Wir haben zu Hause in Wehr einige Sachen neu probiert.
Zum Beispiel?
Wir haben hier in der Nähe eine Staudammtreppe. Da bin ich über 200 Stufen rauf und runter gerannt. Das hat schon mein Vater vor Jahren mit viel Erfolg so gemacht.
Schweißtreibende Trainingsmethoden?
Nicht nur das. Wir haben beim Weitsprung auch meinen Anlauf verlängert. Das hatte ganz positive Auswirkungen. Außerdem haben wir Videos von meinen Sprüngen gedreht und diese dann auch exakt analysiert.
Ist es also doch ein großer Vorteil, dass die ganze Familie hinter Deinem Sport steht?
Meine Familie hat mich schon geprägt. Ich habe mit vier Trainern in meiner Familie gute Voraussetzungen, in der Leichtathletik noch erfolgreicher zu werden.
Durch Deine Steigerung im Weitsprung auf 6,49 Meter bist Du jetzt schon in neue Dimensionen gestoßen. Setzt Du jetzt neue Ziele?
Ich habe mir vorgenommen, noch in diesem Jahr den badischen Rekord zu verbessern. Der steht momentan noch bei 6,58 m. Nicklas Sammet von der MTG Mannheim ist diese Weite vor fünf Jahren gesprungen. Für mich wäre das eine Steigerung von neun Zentimetern. Das traue ich mir schon zu.
Du weißt die Bestmarke Deines Vaters?
Natürlich. Sein persönlicher Rekord ist 7,87 Meter. Den will ich später schon mal knacken.
Da fehlen aber noch 1,38 Meter.
Ich bin ja noch jung. Jetzt starte ich noch in der U16. Aber in einigen Jahren – warum nicht. Ein Fernziel ist das schon für mich.
Darum bleiben wir erst einmal in der Gegenwart. Gibt es denn überhaupt in diesem Jahr noch Wettkämpfe, bei denen Du auf Rekordjagd gehen kannst?
Nicht so viele, aber wir haben schon noch einige Termine. Im September stehen Einzelwettkämpfe beim TV Rheinfelden an, der ja sein Nachtmeeting abgesagt hat. Stattdessen gibt es jetzt einen Wettbewerb auch für meine Altersklasse U16. Im Oktober sollen noch die Badischen Einzelmeisterschaften in Lörrach stattfinden. Das ist sogar eine große Veranstaltung in unserem Bezirk. Vielleicht kommen dann für mich noch einige Wettkämpfe in der Schweizer Nachbarschaft hinzu.
Und im kommenden Jahr?
Da will ich auf alle Fälle zur Badischen und auch zu den Deutschen Titelkämpfen. Für die Deutschen Meisterschaften im Fünfkampf würde ich mich auch gern qualifizieren.

Also bist Du nicht nur auf den Weitsprung fokussiert?
Nein. Weitsprung ist aber sicher meine Spezialdisziplin. Im Sprint über 100 Meter bin ich auch nicht so schlecht. Vor ein paar Tagen habe ich es in Zofingen erstmals mit 11,97 Sekunden unter die Zwölf-Sekunden-Marke geschafft.
Dann fehlen jetzt noch drei Disziplinen.
Ich bestreite ja den Fünfkampf Sprint/Sprung. Neben Weitsprung, 100-Meter-Lauf zählen da noch der Hochsprung, das Speerwerfen und der 80-Meter-Sprint über die Hürden dazu.
Betreibst Du noch eine Sportart?
Basketball spiele ich gern. Das ist auch gut für die Sprungkraft. Und in der Aufbauphase fahre ich auch gerne Rad.
Zur Person
Luan Kummle (14) wurde das Talent für die Leichtathletik praktisch in die Wiege gelegt. Im Alter von sechs Jahren hat er beim TV Wehr seine ersten leichtathletischen Schritte gemacht.
Trainer ist die Familie: Vater Marco war einst deutscher Junioren-Meister im Weitsprung, Mutter Elisa gibt ihm ebenso Tipps wie seine Großmutter Hildegard, die beide das Vereinstraining in Wehr leiten. Ganz zu schweigen von Opa Dieter Eckert, der bis vor kurzem an der Spitze der Leichtathletik-Abteilung im TV Wehr stand. Auch seine ältere Schwester Laura war lange Leichtathletin beim TV Wehr.
Nach einem schwierigen Jahr 2019 mit einem Sehnenriss an der Hüfte ging bei Luan Kummle in dieser Corona-Saison der Knopf auf: Innerhalb weniger Wochen verbesserte er seinen Rekord im Weitsprung um über einen halben Meter auf 6,49 Meter. Damit knackte das U16-Talent auch den Uralt-Rekord des Grenzachers Max Scheible von 2007. Ein Ende scheint für den Wehrer, der das Theodor-Heuss-Gymnasium in Schopfheim besucht, noch lange nicht in Sicht. (gew)