Leichtathletik: – Es hätte sein Jahr werden können, nach diesem verflixten 2019. Monatelang war Luan Kummle verletzt gewesen. Im Sommer bei den „Badischen“ war ihm beim Hürdensprint eine Sehne an der Hüfte abgerissen, sogar der Knochen war etwas lädiert. Akribisch arbeitete sich das Sprint- und Sprungtalent des TV Wehr über den Winter an seine Form heran, brachte vor vier Wochen gleich mal zwei Medaillen von den Badischen Hallenmeisterschaften aus Mannheim mit nach Hause – und nun das:
Eigentlich würde für Luan Kummle jetzt die schönste Zeit des Sportlerjahres beginnen. Spätestens an Ostern wäre das Hallentraining erledigt gewesen, das 2019 sanierte Frankenmattstadion wäre sein zweites Wohnzimmer geworden. Vor allem hatte er sich sehr auf das Trainingslager vor Ostern in Cervia/Italien gefreut. Doch die Emilia Romagna ist mittlerweile Corona-Krisengebiet. An eine Italien-Reise ist im Moment nicht zu denken. So hockt der 13-Jährige wie viele Sportfreunde im Land zu Hause: „Natürlich ist das blöd – aber was soll ich machen?“, murmelt der Gymnasiast enttäuscht: „Aber es trifft ja alle und nicht nur mich.“

Den Widrigkeiten zum Trotz hat sich Luan Kummle eingerichtet – im Sportprogramm und in der Schule sowieso: „Das Theodor-Heuss-Gymnasium ist an eine Lernplattform im Internet angeschlossen. Das klappt echt super“, freut er sich, dass die Corona-Pause an seinen Zensuren wohl wenig ändert: „Die Lehrer stellen täglich Aufgaben ein, die bis zum Ende der Woche erledigt sein müssen. Dazu gibt es Links zu Videos oder anderen Quellen im Netz“, erzählt Kummle und findet, dass „das System auch über die Zwangspause hinaus beibehalten werden sollte.“ Allerdings nur das System, denn der Achtklässler freut sich schon heute auf die Schulkameraden, mit denen er aktuell nur per Handy kommuniziert: „Ich freue mich schon auf den Tag, an dem ich wieder im Schulbus nach Schopfheim sitzen darf.“
Der junge Mann hat die Dinge also im Griff, auch was sein Trainingsprogramm angeht. Hier kommt keine Langeweile auf: „Wir wohnen im Flienken, da bin ich schnell zum Joggen an der Hasel“, erzählt Luan Kummle: „Oft gehe ich allein los, manchmal begleitet mich meine Schwester Laura. Ist immer gut, wenn einen jemand zieht.“ Alternativ schwingt sich der Schüler aber auch gern mal aufs Bike, nutzt die zahlreichen Wege zwischen Wehr und Hasel.

Was ihm fehlt ist das spezifische Training: „Ich bin jetzt in der U16-Jugend und wollte mich auf Weitsprung und Hochsprung konzentrieren“, so Kummle: „Das ist halt nicht so einfach zu trainieren.“ Auch wenn Mama Elisa gleichzeitig seine Trainerin ist, dürfte sie ihre Mühe mit dem Vorschlag des SÜDKURIER haben, dass Luan abends den Hochsprung-Anlauf in den Flur verlegt und mit Schwung ins Bett springt: „Keine gute Idee“, lacht er: „Da spiele ich lieber am Basketballkorb im Hof. Die Bewegung beim Korbleger kommt der beim Hochsprung viel eher entgegen.“
An fachlicher Beratung mangelt es dem Wehrer Talent nicht. Die komplette Familie zählt mehr oder minder zu seinem persönlichen Trainerstab. „Das Training im Verein montags und mittwochs leitet meine Mutter zusammen mit meiner Oma Hildegard Eckert“, erzählt Luan Kummle, dessen Opa Dieter bis vor wenigen Monaten an der Spitze der Leichtathletik-Abteilung stand. Fürs technische Training in Sprung und Sprint – freitags auf dem regulären Plan – zeichnet Papa Marco Kummle, ebenfalls eine Hausnummer in der Wehrer Leichtathletik-Szene, verantwortlich. Donnerstags geht‘s zum Krafttraining ins Studio bei Mike Heerdegen und samstags war Stützpunkttraining mit Christoph Geissler angesagt.
Volles Programm also, das in diesen Tagen und Wochen auf Eis liegt: „Ich hoffe, dass wir bald nach Ostern wieder normal trainieren können“, blickt Luan Kummle sorgenvoll auf den Kalender: „Im Spätsommer stehen die großen Wettkämpfe an und ich wünsche mir sehr, dass wir uns dann alle wieder treffen und messen können.“ Noch sind erst zwei von Corona geprägte Wochen vergangen. Allzulange soll es nicht gehen, wünscht sich der 13-Jährige grinsend: „Ich kann mir ja nicht dauernd etwas Neues überlegen, wie ich meine große Schwester ärgere.“