Herr Miletic, Hand aufs Herz: Nach der Doppel-Meisterschaft droht nun der Doppel-Abstieg für den FC 08 Villingen. Hätten Sie sich vorstellen können, dass in einem halben Jahr so passiert?
Ganz ehrlich: befürchtet hatte ich es. Dazu kenne ich den FC 08 zu gut. Selbst wenn anfangs noch Freude und Euphorie nach den beiden Aufstiegen herrschten. Doch schnell machte sich bei mir ein komisches Gefühl breit, weil einiges in die falsche Richtung lief.
Können Sie dies näher erläutern.
Ich hatte erwartet, dass einige Spieler aus der U21 in der ersten Mannschaft ihre Chance bekommen. Schließlich sind es die eigenen jungen Leute mit Potenzial, die den Laden zusammenhalten. Da dies nicht der Fall war, sehen wir nun die Konsequenz: viele Spieler haben uns verlassen.
Sie sprechen es an. In der Winterpause gab es einen großen Aderlass in Ihrem Team. Was waren die Gründe der Spieler zu diesen Wechseln? Finanzielle Aspekte, mangelnde Wertschätzung oder fehlende Perspektive beim FC 08?
Von allem etwas. Wobei ich den Jungs immer sage, dass ein paar Euro mehr keine Rolle spielen sollten. Sie müssen lieber schauen, dass sie so hoch wie möglich spielen. Wenn jedoch die sportliche Perspektive fehlt, ist ihnen ein Wechsel nicht zu verdenken.
Sie selbst werden den FC 08 im Sommer ebenfalls verlassen – nach fast 36 Jahren. Wann ist dieser Gedanke bei Ihnen gereift?
Es gab mehrere Gespräche mit den FC 08-Verantwortlichen, die mich eventuell an anderer Stelle im Verein sahen. Ich bin jedoch Trainer und habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich einmal eine erste Mannschaft trainieren möchte. Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Ich muss schauen, was für mich das Beste ist.
Gab es einen bestimmten Anlass, der zur Wechsel-Entscheidung führte?
Das war eher ein schleichender Prozess. In den vergangenen Jahren habe ich viel Zeit und Energie verwendet, auf Urlaube verzichtet, und als Trainer fast alles um die Mannschaft herum alleine gemacht. Da hat mir schon eine gewisse Hilfe gefehlt, die gerade in der Oberliga zwingend notwendig gewesen wäre. Es gab zu wenige, die den Verein im sportlichen Bereich unterstützen. Dabei wäre ein solches Kümmern gerade für die Spieler selbst unheimlich wichtig gewesen und hätte die angesprochene Wertschätzung gezeigt.
Gehen Sie im Groll?
Auf gar keinen Fall. Der FC 08 ist mein Verein und wird es immer bleiben. Natürlich hätte ich es mir anders gewünscht, aber für alle Beteiligten ist es bestimmt das Richtige.
Mit welchen Erwartungen gehen Sie im Sommer zum FC Königsfeld?
Ich möchte gar nicht so sehr über Königsfeld sprechen, schließlich kenne ich die Mannschaft noch nicht. Deshalb konzentriere ich mich darauf, mit der U21 eine ordentliche Rest-Saison zu spielen. Wie am ersten Tag, werde ich auch am letzten alles geben. Jeder von uns möchte nach der Runde in den Spiegel schauen und sagen können: Ich habe alles gegeben.
Haben Sie denn noch Hoffnung auf den Klassenerhalt Ihrer Mannschaft?
Dass es schwer wird, steht außer Frage. Gerade mit der kleinen Mannschaft, die uns momentan zur Verfügung steht. Wobei ich davon ausgehe, dass sich diese Situation verbessern wird. Die Kommunikation mit der ersten Mannschaft und der U19 funktioniert sehr gut. Sobald die A-Junioren den Klassenerhalt in der Oberliga geschafft haben, können Spieler von ihnen bei uns dabei sein.
Trotzdem nochmals zurück zu Königsfeld. Ein Vereinswechsel bedeutet auch immer eine gewisse Umstellung. Wie wird diese aussehen?
An meiner Einstellung und Vorgehensweise als Trainer wird sich nichts ändern. Für mich stand und steht die Entwicklung der Spieler stets im Vordergrund. Ich möchte ehrliche Arbeit abliefern. Natürlich will auch ich Erfolg haben, mache dies aber an keiner Platzierung fest.
Ist der FC Königsfeld auf Sie zugekommen oder umgekehrt?
Mit Patrick Fossé, dem bisherigen Trainer, habe ich einen langjährigen Kontakt, wir haben zusammen beim FC 08 gespielt. Als klar war, dass er aufhört, kam ein Anruf und es gab mehrere Gespräche.
Werden Ihnen Spieler vom FC 08 Villingen im Sommer folgen?
Zunächst einmal geht es mir darum, dass es der eine oder andere Spieler der U21 in die erste Mannschaft des FC 08 schafft. Aber grundsätzlich bleibt die Wechsel-Entscheidung natürlich jedem Spieler selbst überlassen. Aber so wie es für mich als Trainer gut ist, mal in einem anderen Verein zu arbeiten, wäre es auch für die Spieler sinnvoll, einen neuen Coach zu haben. Selbst mein Sohn David sagt, dass er mal einen neuen Trainer haben will und gerne erreichen möchte, was ich geschafft habe. Nämlich in der ersten Mannschaft zu spielen.