Wenn Jonas Koch vom RV Deißlingen im Juni bei der Deutschen Radmeisterschaft im Schwarzwald an den Start geht, wird es für ihn in vielerlei Hinsicht besonders. Vom 23. bis zum 25. Juni steigt in Bad Dürrheim und Donaueschingen das sportliche Großereignis. Am Sonntag, wenn die Männer im Straßenrennen starten, hat Koch Geburtstag – seinen 30. sogar. Außerdem ist es für den gebürtigen Rottweiler eine Fahrt über Straßen, die er kennt. „Man hat die Strecke halt im Blut“, erklärt der Schwarzwälder am Donnerstag in Bad Dürrheim, wo der Kurs zum ersten Mal vorgestellt wurde. Ein Sieg, auch noch an seinem Geburtstag, wäre in seiner Heimat die Krönung. „Das wäre überragend, aber die Konkurrenz schläft nicht“, erklärt er und lacht. Der Titel der Deutschen Meisterschaft ist begehrt. Der Sieger darf ein Jahr lang im Deutschen-Meister-Trikot fahren.
Über die drei Tage bekommen die Radsport-Fans viel geboten. Am Freitag finden die Einzelzeitfahren statt. Gestartet wird hier in Donaueschingen vor dem Rathaus. Danach geht es über den anspruchsvollen und schmalen Donauradweg nach Pfohren, wo die Fahrer eine Runde drehen. „Ein sehr technischer Teil“, wie Koch erklärt, der die Sauser Event GmbH als Veranstalter gemeinsam mit Profi-Kollege Jan Hugger beraten hat.

Danach geht es über Bisingen nach Sunthausen, anschließend folgt der schnellste Teil der Strecke, bis der Weg zurück nach Biesingen führt. Später geht es über Heidenhof, Aasen und die alte B27 bis nach Bad Dürrheim zur Zieleinfahrt. „Wenn man Ambitionen hat, muss man sich die Strecke vorher genau anschauen“, sagt Koch bei dem Blick auf die Karte. Ob er beim Einzelzeitfahren an den Start geht, weiß er aber noch nicht. „Aber wenn, dann werde ich die Strecke noch mehrmals abfahren“, ergänzt er.
Für Koch wird eher der Sonntag entscheidend, wenn das Straßenrennen der Männer startet. 2021 in Stuttgart wurde er Vizemeister im Straßenrennen. Der 29-Jährige vom Team Bora gilt in seiner Disziplin als Allrounder mit Stärken im Sprint. Im Juni erwartet ihn hier ein Rundkurs. „Wir haben uns gesagt, die Deutsche Meisterschaft muss auf jeden Fall ein Rundkurs werden“, erklärt Rik Sauser von der Event-Agentur Sauser. Die von den Brüdern Rik und Kai geführte Firma hat 20 Jahre Erfahrung im Bereich Radsport. Hinzu kommt, dass die Brüder in Oberbaldingen aufgewachsen sind und jeden Winkel der Gegend kennen. Auch Sohn Leon ist federführend dabei.

Wie das Einzelzeitfahren startet die Anfahrt für den Rundkurs in Donaueschingen und führt dann nach Aasen. Auf einer langen Geraden dazwischen findet der sogenannte „scharfe Start“ statt. Der Rundkurs führt von der Zieleinfahrt in Bad Dürrheim durch die Orte Öfingen, Oberbaldingen, Biesingen Heidenhof und Aasen. 26,7 Kilometer hat eine Runde. Während die Frauen am Samstag fünf Runden fahren, sind es bei den Männern am Sonntag acht. Für letztere bedeuten das 2900 Höhenmeter, die sie auf insgesamt 215 Kilometern zurücklegen müssen. Die komplette Strecke im Detail mit dem Höhenprofil finden sie hier
Zwei interessante Knackpunkte
Die Strecke hat viel zu bieten, wie Koch erklärt, auch wenn er sie bisher nicht so richtig einschätzen kann: „Es ist ein spannender Kurs, aber ich traue mich nicht zu sagen, für welchen Typ er am besten ist.“ Es gebe laut dem Radsportler aber zwei Schlüsselstellen. „Der erste Knackpunkt ist der Anstieg in Öfingen“, erläutert er. Mit 13 Prozent Steigung ist dies der steilste Abschnitt durch den die Fahrer müssen. „Der zweite Knackpunkt ist Aasen, weil es dort seht technisch wird“, so Koch weiter. In Aasen wird der Rundkurs verwinkelt. Viele 90-Grad-Kurven und Abschnitte, in denen die Fahrer immer wieder anfahren müssen, machen den Teil für Zuschauer spannend.
Dies sei auch ein Ziel der Gebrüder-Sauser in der Planung gewesen: ein Event, das für Sportler und Zuschauer gleichermaßen attraktiv ist. Wenn 200 Männer und 150 Frauen starten und Fans anlocken, ist klar, dass es sich um das wohl größte Sportereignis des Jahres in der Region handelt. Schon jetzt seien rund um Bad Dürrheim und Donaueschingen 640 Betten für Fahrer, Offizielle und Journalisten belegt. Es ist das Highlight für die Radsport-Szene. Auch weil eine Woche später die Tour de France startet.
Jonas Koch freut sich auf das Rennen. „Meine Tochter kommt in ein Alter, wo sie mehr mitbekommt, und auch meine beiden Neffen sind motiviert“, erzählt er und freut sich auf die Unterstützung vom Streckenrand. Ist das zusätzlicher Druck oder ein Vorteil? „Ich denke schon, dass ich einen Heimvorteil habe, wenn Freunde und Familie da sind. Und auch weil man die Aufstiege halt kennt.“ Ob sich das auszahlt, wird sich in fast fünf Monaten zeigen.