Donnerstagmittag in der Helios-Arena. Daniel Neumann kommt den Kabinengang entlang, nimmt etwas schüchtern Platz zum Interview. Wenige Sekunden später tauchen Stefan Wagner und Christof Kreutzer auf. Die beiden sportlichen Leiter der Wild Wings sind in ein Gespräch vertieft, können sich aber einen Kommentar zu ihrem Spieler nicht verkneifen. Kreutzer klappst Neumann auf den Rücken und erklärt, dass der 20-Jährige „unser bester Neuzugang“ sei. Das wiederum ruft bei Wagner ein belustigtes Kopfschütteln hervor und die Anmerkung: „Bleib‘ auf dem Boden, Junge.“
Besser kann man den jungen Stürmer der Schwenninger Wild Wings tatsächlich kaum beschreiben. Seit seiner Verpflichtung Ende November vergangenen Jahres hat Neumann die Fans durchaus in Staunen versetzt. Der gebürtige Freiburger wurde von Trainer Harold Kreis aber so was von zügig ins kalte Wasser geworfen und schwamm tatsächlich sofort. „Man weiß als junger Spieler überhaupt nicht, was auf einen zukommt. Man versucht, sein Bestes zu geben und irgendwie ins Team reinzukommen. Das hat zum Glück auch geklappt“, wehrt Neumann die Lorbeeren ab.
Kurze Eingewöhnungszeit
Doch das Lob ist durchaus berechtigt. Der Linksschütze wirkte schon nach wenigen Partien so, als habe er schon immer zwischen den Top-Profis Alexander Karachun und Miks Indrasis gespielt. Doch gerade mit dem deutschen Nationalspieler hat der Neuzugang das große Los gezogen. „Karachun sitzt neben mir in der Kabine und hilft mir unglaublich viel. Er ist immer für mich da und versucht immer, mich zu verbessern. Und auch Miks hilft mir viel“, lobt Neumann seine Mitspieler.
Und so dauerte es nun 20 Spiele bis zum ersten DEL-Tor. Für den U23-Profi fast schon ein bisschen zu lange: „20 Spiele sind viel, aber jetzt bin ich schon erleichtert“, sagt Neumann. Das ist schon mal eine Ansage für einen Neuling in der DEL, der allerdings eine hervorragende Ausbildung auf dem Eis genossen hat.
Angefangen hat der heute 1,85 Meter große Angreifer selbstredend in seiner Heimatstadt Freiburg beim EHC. Doch schon bald durfte es etwas mehr sein. 2016 wechselte er in die U16 der Wild Wings Future und anschließend für zwei Jahre zum EHC Basel in die Schweiz. „Ich stand dann vor der Entscheidung, ob ich die Fahrerei meinen Eltern und mir weiter zumuten will oder nicht. Ich habe mich nach einem Probetraining für die Nachwuchs-Akademie in Zug entschieden“, berichtet Neumann.
Die Nachwuchsförderung war gerade in Zug auf einem sehr hohen Niveau. Zudem war das Ziel des Wechsels ins Nachbarland von Anfang an, nach fünf Jahren im Nachwuchs die Schweizer Lizenz zu erhalten. „Das eröffnet schon mehr Möglichkeiten, denn man gilt in der Schweiz nicht mehr als Ausländer. Ich habe einfach mehrere Chancen, mich irgendwo durchzusetzen“, erklärt Neumann, der die Lizenz am Ende der letzten Spielzeit erhalten hat.
Der Ausflug in die Schweiz
Die ersten beiden Saisons in der zweiten Schweizer Liga mit dem EV Zug Academy liefen denn auch richtig gut, es folgte vergangenen Sommer der erste Profivertrag beim National League-Team der Zuger. Vier Liga-Spiele und zwei Champions Hockey League-Partien stehen zu Buche. So ganz schaffte der Youngster den Sprung zu den Profis nicht, den Unterbau der zweiten Mannschaft gab es aber nicht mehr. „Es lief nicht so recht. Ich durfte eben kaum noch bei den Erwachsenen spielen, sondern musste immer wieder für die U20 auflaufen. Ich habe also entweder in der Jugend oder aber eben gar nicht gespielt“, erzählt Neumann.
Also entschied er sich schließlich, zunächst auf Leihbasis zu den Wild Wings zu wechseln, die im Übrigen schon deutlich früher Interesse bekundet hatten. „Da gab es ein paar kleine Probleme, sonst wäre ich schon vorher nach Schwenningen gekommen“, so der Mann mit der Rückennummer 18.
Ebenso zügig wie seine Integration ins neue Team folgte die Vertragsverlängerung. Bereits im Januar legten ihm die Schwäne einen Zweijahresvertrag auf den Tisch. Keine Selbstverständlichkeit für einen so jungen Spieler. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich dachte, ich spiele hier mal so zwei oder drei Monate und dann schaue ich, was kommt. Aber Schwenningen hat mir dann schnell den Vertrag angeboten. Das hat mich extrem gefreut, denn für mich waren die Wild Wings in der DEL immer meine erste Option“, erklärt Neumann, der aber ansonsten familiär und auch vom Freundeskreis her in Freiburg verwurzelt ist.
Die nahe Zukunft liegt also erst einmal in Deutschland. Parallel zum Sport möchte der Eishockeyprofi, der mal davon geträumt hatte Pilot zu werden, sein Abitur nachholen. Seine schulische Laufbahn hatte er bei seinem Wechsel in die Schweiz hinten angestellt. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf der Sportkarriere. „Ich möchte zunächst mal der Mannschaft weiterhelfen und eine wichtige Rolle einnehmen. Dazu muss ich noch viel lernen, auch, wie man mehr Verantwortung übernimmt. Am Ende möchte ich mich in einer Liga etablieren“, blickt Neumann mit viel Bodenhaftung in die Zukunft.
Zur Person:
Daniel
Neumann
Geburtstag: 22. Februar 2002 in Freiburg im Breisgau
Position: Stürmer
Größe: 1,85 Meter
Gewicht: 80 Kilogramm
Schießt: links
Bisherige Vereine: EHC Freiburg, Schwenninger ERC U16, EV Zug U20, EV Zug Academy, EV Zug