Was ging Ihnen zunächst durch den Kopf, als Ihr Ex-Trainer Ryszard Komornicki Ihnen mitteilte, dass er den Vertrag schon nach knapp zwei Monaten Amtszeit auflösen will? Waren Sie überrascht?
Armin Distel: Ganz überraschend kam es für uns nicht. Er hatte damit ja schon zum dritten Mal angekündigt, hinschmeißen zu wollen. Am 15. Juli hat Ryszard Komornicki uns zum ersten Mal gebeten, den Vertrag aufzulösen. Hintergrund war, dass er mit seiner Wohnsituation unzufrieden war. Bis dahin gingen wir davon aus, dass dies von unserem Sportvorstand geregelt ist. Danach haben wir uns intensiv für ihn um die Vermittlung einer entsprechenden Wohnung bemüht. Letztlich war er wohl aber auch unzufrieden mit seinem Vertrag. Einen Vertrag, den er selbst mit seinem Berater und unserem Sportvorstand ausgehandelt hat. Insofern ist uns auch nicht so ganz klar, was er uns drei Vorstandskollegen eigentlich vorwirft.
Offensichtlich fühlte sich der Trainer aus seiner Sicht nicht angemessen wertgeschätzt und respektiert. Was sagen Sie zu diesem Vorwurf?
Reinhard Warrle: Ich habe Ryszard Komornicki bei unserem Kennenlernen klar gesagt, dass wir drei Vorstände anfänglich etwas skeptisch ihm gegenüber waren. Die durchschnittliche Verweildauer bei seinen vorherigen Trainerstationen war doch recht überschaubar. Dennoch haben wir uns von Sportvorstand Denis Stogiannidis überzeugen lassen und die Entscheidung mitgetragen. Bei dem Gespräch hat er uns von seiner Persönlichkeit und seiner Fußballfachkompetenz her überzeugt. Das habe ich ihm auch gesagt. Und spätestens bei einem gemeinsamen Gespräch am 25. Juli hat der gesamte Vorstand ihm das auch deutlich gemacht. Insofern kann ich seine Aussage nicht nachvollziehen.
Andreas Flöß: Ich habe Ryszard Komornicki beim Trainingsauftakt kennengelernt. Ich glaube nicht, dass wir ihm das Gefühl gegeben haben, ihn nicht wertzuschätzen. Im Gegenteil: Wir hatten einen wirklich guten Eindruck von ihm. Aber zuständig für seine Betreuung war letztlich die sportliche Leitung.
Ihr Ex-Trainer sagte in einem Interview, dass er zum Spielball zwischen Teilen der Vorstandschaft geworden sei. Wie bewerten Sie diese Aussage?
Distel: Diesen Vorwurf kann ich nicht nachvollziehen. Bestandteil seines Vertrages war übrigens auch ein Mietkostenzuschuss. Insofern war klar, dass wir ihm keine Wohnung stellen müssten. Dennoch haben wir uns ab dem Zeitpunkt, als uns drei Vorstandskollegen die Problematik klar war, um Unterstützung bemüht. Besonders Reinhard Warrle hat sich seit unserem Gespräch sehr intensiv um Ryszard Komornicki bemüht.
Und wer war letztlich schuld, dass sich diese Wohnungssuche so schwer gestaltete?
Warrle: Die Wohnsituation speziell in Villingen ist nicht einfach. Aber es gab ja am 25. Juli das Treffen mit dem Trainer, bei dem wir alles besprochen haben. Wir haben ihm zwei Wohnungen angeboten, die er aber natürlich selbst hätte mieten müssen. Er durfte sich dann sogar Möbel auf unsere Kosten bestellen, was er im Übrigen auch getan hat. Doch am 29. Juli flatterte uns schon das nächste Rücktrittsgesuch ins Haus. Hintergrund: Nun beklagte er sich darüber, dass wir von ihm verlangt hätten, sich eine billigere Wohnung anzuschauen. Und in der letzten Woche vor seinem Abgang haben wir ihm dann nochmals eine schöne Loft-Wohnung in der Villinger Innenstadt angeboten. Dieses Angebot hat er kommentarlos verstreichen lassen.
Gibt es Punkte, bei denen Sie rückblickend auf die vergangenen zwei Monate sagen: Das hätten wir besser machen müssen?
Flöß: Sicher hätten wir uns in der Phase, als Ryszard Komornicki zum FC 08 Villingen gestoßen ist, besser abstimmen müssen. Aber dennoch kann keine Rede davon sein, dass wir uns nicht um ihn bemüht oder ihn nicht respektiert hätten.
Tun Sie sich hin und wieder schwer, die Entscheidungen von Sportvorstand Denis Stoigannidis mitzutragen?
Distel: Im Falle des Trainers haben wir die Entscheidung doch mitgetragen, obwohl bei uns eine gewisse Skepsis vorhanden war. Grundsätzlich kann es aber nur gemeinsame Entscheidungen im Sinne des Vereins und keine Alleingänge geben.
Flöß: Jeder hat bei uns sein Ressort. Ich mische mich auch nicht in die Ressorts meiner Kollegen ein. Dennoch halte ich es für wichtig, dass wir uns bei wichtigen Entscheidungen einig sind.
Warrle: Alleingänge kann es bei uns nicht geben. Vor allem vor dem Hintergrund, dass es bei uns auch um Finanzen und Budget geht.
Nun werden interimsmäßig Denis Stoigannidis mit Athletik-Trainer Alois Ribeiro sowie die Spieler Tevfik Ceylan und Marcel Sökler die Oberliga-Mannschaft leiten. Was halten Sie von dieser Lösung?
Distel: Nachdem der Trainer uns ja nun sehr kurzfristig um eine Auflösung seines Vertrages gebeten hat, bleibt uns derzeit keine andere Lösung. Wir sollten dennoch sehr zeitnah eine neue Trainer-Lösung anstreben.
Fragen: Christof Kaltenbach