Herr Bader, wie sehr fehlt Ihnen der Jugendfußball in diesen Tagen und Wochen?
Er fehlt mir natürlich. Aber der Fußball er fehlt vor allem den Jugendlichen. Sie warten seit Monaten sehnsüchtig darauf, dass endlich wieder gespielt werden darf.
Der Südbadische Fußballverband will in diesen Tagen entscheiden, wie die Saison 2020/21 zu Ende gespielt werden soll. Was erwarten Sie?
Ich denke, es ist klar, dass das geplante Konzept mit verkürzter Rückrunde infrage gestellt werden muss. Ich gehe davon aus, dass wir nicht vor Mitte März Fußballspielen dürfen. Mit vier Wochen Vorbereitung könnten wir Mitte April mit dem Spielbetrieb beginnen. Dann sind es noch gut zwei Monate bis Rundenende. Wir müssen froh sein, wenn die Vorrunde zu Ende gespielt werden kann.
Gilt die Entscheidung des Verbandes auch für den Jugendfußball?
Ich gehe davon aus.
Kinder und Jugendliche konnten seit November nicht zusammen kicken. Es ist offen, wann sie es wieder dürfen. Befürchten Sie negative Folgen?
Ich hoffe es nicht. Wichtig ist, dass wir die Kinder in ihrer Freizeit so schnell wie möglich wieder ins Freie bekommen – weg von Computer, Fernseher und Handy. Aber das gilt für alle Sportarten. Allerdings ist dieses Problem auch nicht neu. Es wurde durch die Corona-Krise jedoch verstärkt. Jugendliche kommen vielleicht durch die erhöhte Zeit am PC erst in Berührung mit Computer-Spielen.
Befürchten Sie, dass Kinder den Spaß am Fußball verlieren und sich für andere Hobbys entscheiden?
Es wird auf jeden Fall schwierig, sie zu motivieren. Die Kinder wieder zum Fußball zu bringen, wird eine echte Herausforderung. Wichtig ist, dass die Regelmäßigkeit wieder da ist. Sie war ein Jahr sehr eingeschränkt. Es fehlt auch ein halbes Jahr Ausbildung. Einige können damit gut umgehen, andere tun sich schwerer.
Kinder gehören psychisch in der Corona-Krise zu den Leidtragenden. Besteht hierin eine Gefahr für den Nachwuchssport oder sogar die Chance, dass der Sport den Kindern wieder Auftrieb geben kann?
Vielleicht ist es sogar eine Chance. Vereine geben Kindern oft Halt und haben derzeit leider nur noch wenig oder gar keinen Kontakt zu ihnen. Ich bin guten Mutes, aber es wird Zeit benötigen, bis sich alles wieder normalisiert.
Ist beim Jugendfußball der sportliche oder soziale Faktor größer?
Das sollte man nicht vergleichen. Natürlich zählt nicht nur das Sportliche. Jugendarbeit ist auch ausgelegt auf Team-Fähigkeit und Zusammenleben. Das ist wichtige Arbeit, die die Vereine tagtäglich machen.
Finden Sie es richtig, dass Profis derzeit Fußball spielen dürfen, Jugendliche aber nicht?
Ja. Für Profis ist Fußball ihre Arbeit. Im Profifußball ist auch das Geld da, um die nötigen Hygienekonzepte umzusetzen. Das könnte im Amateurfußball gar nicht realisiert werden.
Sollte die Politik entscheiden, dass auch die Amateure wieder Fußball spielen dürfen: Wie kompliziert wird dann die Anpassung und Änderung von Spielplänen?
Das ist ein Riesenaufwand, da wir ja jetzt noch nicht konkret planen können. Aber wir werden parat sein. Außerdem ist nicht der Spielbetrieb das Wichtigste. Es geht vor allem darum, dass überhaupt wieder gespielt wird.
Im Sommer wird im Fußballbezirk Schwarzwald der Jugendbezirkswart gewählt. Werden Sie erneut kandidieren?
Ja. Ich werde wieder antreten. Das Amt macht mir Spaß. Wir haben ein tolles Team und ich arbeite auch gerne mit den Jugendleitern der Schwarzwälder Vereine zusammen. Ich hoffe, wir können im Sommer einen Jugendbezirkstag abhalten.
Fragen: Christof Kaltenbach