Fußball: – Wenn Jose Allende als Schiedsrichter in einem Schwarzwälder Fußballspiel eingeteilt wird, ist es oft so, dass sich die beteiligten Mannschaften freuen. Der 71-Jährige hört es gern, doch er stellt ebenso klar: „Falls dies nicht mehr so ist, höre ich auf, Spiele zu leiten.“ Diese Beliebtheit hat er sich in über 30 Jahren als Schiedsrichter erarbeitet. Genauso wichtig ist für ihn die Entwicklung junger Schiedsrichter. Bekanntes Beispiel ist Jürgen Schätzle aus Schönwald, den Allende bis in die Oberliga begleitete.
Wenn es um Benefizspiele geht, ist der gebürtige Spanier immer bereit, diese Partien zu pfeifen oder zu assistieren. So war es 2005, als es ein Spiel in Furtwangen zugunsten der Katharinenhöhe zwischen einer Bregtal-Auswahl gegen die SC Freiburg All-Stars gab. Das Spiel leitete der damalige Bundesliga-Schiedsrichter Knut Kircher mit Allende als Assistent an der Seitenlinie.
Allende bezeichnet sich selbst als „fußballverrückten Menschen“. Daher denkt er auch mit 71 Jahren nicht ans Aufhören. „Solange mich meine Füße tragen, mache ich weiter.“ Allerdings stört ihn, dass er im Herrenbereich lediglich Kreisliga B pfeifen darf. Von dieser Regel hält er nicht viel. „Ich erwarte nicht, dass ich jede Woche ein Spiel in der A-Liga pfeife, aber ab und zu wäre es schön.“ Im vergangenen September hat Allende gezeigt, dass das ohne Probleme geht. Als der eigentliche Schiedsrichter zum Spiel SG Eintracht Gütenbach/Neukirch und DJK Villingen nicht erschienen war, leitete er die Partie, obwohl er bereits zuvor die Begegnung der zweiten Mannschaften von beiden Teams gepfiffen hatte.
Wenn der St. Georgener in die Zukunft blickt, bereitet ihm die Entwicklung im Schwarzwald bei den Schiedsrichter große Sorgen. „Wir haben eindeutig zu wenig Jugendschiedsrichter. Allerdings muss ich auch sagen: wie es zurzeit auf den Sportplätzen zugeht, braucht man sich nicht zu wundern, warum junge Leute nicht Schiri werden wollen.“ Er sieht die Nachwuchsschiedsrichter in der Pflicht und kritisiert vor allem das Verhalten auf dem Platz. „Viele junge Schiedsrichter sind mir zu arrogant und schauen von oben herab auf die Spieler. So funktioniert das nicht. Man muss ein Fingerspitzengefühl haben, wie man mit den verschiedenen Spielertypen umgeht. Ich schaue mir oft Spiele von der Landes- und Verbandsliga an. Wie hochnäsig teilweise da die Schiedsrichter sind, macht mich verrückt.“
Allende gibt gern Ratschläge weiter. „Wenn ältere Schiedsrichter Tipps geben, muss man diese definitiv annehmen, denn wir haben die nötige Erfahrung. In meiner Zeit als Obmann war das Benehmen als Schiedsrichter auf dem Platz ein wichtiges Gut. Natürlich wird es immer schwerer, sich auf dem Platz durchzusetzen, aber man muss auf Augenhöhe mit den Spielern reden und nicht sofort, wenn es mal Gegenwind gibt, die gelbe Karte zeigen.“ Allende ist ein Befürworter der Wiedereinführung der Zeitstrafe. „Ich finde die Zeitstrafe viel besser als eine gelbe Karte. Den Spieler einfach mal fünf Minuten rausschicken und abkühlen lassen.“
Drohungen und körperliche Angriffe haben auf die Unparteiischen auch im Schwarzwald zugenommen. „Die Kommunikation auf dem Platz, aber auch vor allem die Gesellschaft hat sich verändert. In der Jugend sind es hauptsächlich Eltern der Spieler, die Probleme bereiten“, meint Allende. Er wurde in seiner langen Zeit als Schiedsrichter bisher noch nie bedroht oder körperlich angegriffen. „Wenn so etwas vorkommt, höre ich auf.“
In seiner langen Laufbahn gibt es natürlich auch Anekdoten. 2014 vergaß er bei einem Spiel in Freiburg seine Fußballtasche, sodass er nochmals nach Hause fahren musste. Glücklicherweise ist Allende immer früh genug auf dem Sportplatz, sodass er 45 Minuten später das Spiel anpfeifen konnte.
In 35 Jahren gab es für Allende einige Auszeichnungen. Der Deutsche Fußballbund verlieh ihm eine Urkunde für vorbildliche ehrenamtliche Leistungen im Schiedsrichterwesen. Nun peilt er die Ehrung für 40 Jahre an. Mit Sicherheit würden sich Mannschaften im Schwarzwald freuen, wenn Jose Allende ein Spiel von ihnen pfeift.