Fußball: Um drei Uhr nachts bekam Eberhard Staiger Ende Oktober einen Anruf, der sein Leben schlagartig veränderte. Einen Anruf, vor dem alle Eltern Angst haben. „Du, dein Sohn liegt im Krankenhaus, es sieht nicht gut aus“, sagte die Stimme am anderen Ende. Sein Sohn Patrick ist Vorstandsmitglied des FC Kappel und liegt seit einem tragischen Unfall im Urlaub auf Mallorca im Koma – bis heute. Ein Schock für die Familie und das Umfeld. Das Schicksal von Patrick Staiger zeigt aber auch, dass der Fußball eben doch mehr ist, als nur Sport, denn in den letzten Wochen rückte die Schwarzwälder Fußballfamilie ein Stück zusammen.

Bangen und viele Fragen

„Das Fegefeuer ist ein Kindergeburtstag dagegen“, erklärt Eberhard Staiger seine Gefühlslage in den vergangenen Wochen. Direkt nach der Schocknachricht flog der Kappeler auf die spanische Insel. Es folgten Tage und Wochen des Bangens und voller Fragen. Wie geht es Patrick? Wie kam es zu dem Unfall? Wie kommt er zurück nach Deutschland? Klar ist: Patrick Staiger hat ein Schädelhirntrauma, gebrochene Wirbel und mehr. Was genau passiert ist, lässt sich noch nicht vollständig nachzeichnen. Es gibt auch Wichtigeres, eben die Frage, wie es jetzt weitergeht. Wie geholfen werden kann.

Patrick Staiger ist seit seiner Jugend ein Teil des FC Kappel.
Patrick Staiger ist seit seiner Jugend ein Teil des FC Kappel. | Bild: privat

Zwei Wochen lag er im Koma, bis die Medikamente abgesetzt wurden. Doch der Funktionär des FC Kappel wachte nicht auf. Die spanischen Ärzte haben sich darum gekümmert, dass der Druck im Kopf nicht steigt. Für seinen Vater sei klar gewesen: Er muss nach Deutschland. Die Krankenkasse wollte für diesen Transport jedoch nicht aufkommen. So stand Eberhard Staiger vor der Frage, wie er die knapp 20.000 Euro für den Transport zusammenbekommt.

Spendenkampagne schlägt hohe Wellen

„Ich habe mich informiert und bin dann auf einen ähnlichen Fall aus Thailand gestoßen“, erzählt Staiger. An dieser Geschichte nahm er sich ein Beispiel und setzte eine kleine Spendenkampagne auf, wenn auch mit Bauchschmerzen, denn er habe nicht betteln wollen. Doch schließlich postete er ein Bild von seinem Sohn. Darauf war knapp zu lesen, worum es ging und eine Paypal-Adresse. „Das hat eine Welle geschlagen“, erzählt Staiger begeistert. „Wir waren gerührt, das war unglaublich.“ Die Kampagne ging durch die sozialen Medien, wurde von Menschen und Vereinen im Schwarzwald geteilt und erlangte viel Aufmerksamkeit. Auch Kai Brünker setzte sich ein, teilte den Beitrag. Der Drittliga-Profi lernte das Fußballspielen beim FC Kappel und spielte in der Jugend mit Patrick Staiger zusammen. „Sie sind sehr gute Freunde“, erklärt Eberhard Staiger. „Es kam von überall irgendetwas. Das ist ein schönes Zeichen, dass die Rivalität auf dem Platz egal ist“, sagt Popko.

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Patrick Staiger spielte seit seiner Jugend beim FC Kappel, hängte vor zwei Jahren die Fußballschuhe an den Nagel und engagiert sich seither in der Vorstandschaft. „Für ihn gibt es keinen anderen Verein“, sagt sein Vereinskollege Michael Popko. Auch bei den Mitgliedern des Clubs sitzt der Schock immer noch tief: „Natürlich ist es verdammt schwierig, weil es einfach unvorstellbar ist.“ In einer WhatsApp-Gruppe bekommen einige Vereinsmitglieder hin und wieder Updates von der Familie. „Man hofft jeden Tag, dass es vielleicht besser wird“, so Popko.

Im Verein versuche man, die Familie zu unterstützen. „Das finanzielle ist ja nur eine kleine Hilfe, man kann ja sonst nicht viel machen. Wir versuchen, das Beste zu tun.“ Die General- und Jugendversammlungen im Verein habe man aus Solidarität verschoben. Auch bei der Weihnachtsfeier seien sich die Vereinsverantwortlichen noch nicht sicher, ob diese stattfinden kann. Andererseit müsse es auch weitergehen, sagt Popko. Am Samstag findet beispielsweise ein Kuchenverkauf in der Villinger Innenstadt, in der Niedere Straße, statt. „Das kommt komplett der Familie zugute. Aktuell haben wir schon 40, 50 Kuchenspenden“, so Popko, der nur einen Wunsch hat: „Es ist nur wichtig, dass es die Möglichkeit gibt, dass er vielleicht wieder am Leben teilnehmen kann.“

Alle in der Region bangen mit

Die Anteilnahme ist so groß, dass die Familie die Rückführung nach Deutschland durch Spenden geradeso bezahlen konnte. Vergangene Woche leitete Eberhard Staiger dann ein, dass sein Sohn in einem Flugzeug nach Deutschland gebracht wird, in eine Spezialklinik in Allensbach. Doch auf dem Weg kam der nächste Schock. „Patrick erlitt einen septischen Schock, es sah richtig schlecht aus. Die Ärztin hat nicht damit gerechnet, dass er durchkommt“, erinnert sich Staiger. Nun liegt Patrick auf der Intensivstation in Ravensburg, immer noch im Koma. Es sind Wochen und Tage des Bangens für die Familie, denn ihr Sohn Patrick kämpft weiter ums Überleben. Und alle Fußballer aus der Region bangen mit.