Eishockey: Peter Spornberger ist derzeit ganz schön im Stress. Im Spiel- und auch im Reisestress. Einer der Jüngsten der Wild Wings ist in diesen Monaten mächtig gefordert.
Vergangenen Samstagabend in Wil: Schwenningen feiert im dritten Testspiel seinen ersten Sieg gegen den HC Davos. Für einen Akteur in Reihen der siegreichen Schwaben waren die Feierlichkeiten allerdings nach dem Duschen zu Ende. Peter Spornberger verabschiedete sich an diesem Abend für eine gute Woche von seinen Teamkollegen und machte sich auf nach Österreich für eine Zwischenübernachtung. Am Sonntagmorgen ging es dann weiter nach Wien und dort stand der Verteidiger bereits am Nachmittag wieder auf dem Eis, absolvierte ein Testspiel mit der italienischen Nationalmannschaft gegen Österreich.
Weiter ging die Reise am Montag ins lettische Riga, wo am kommenden Wochenende die Qualifikationsspiele für die Olympischen Spiele in Peking im nächsten Jahr stattfinden werden. Italien bekommt es dabei in einer starken Gruppe mit den Gastgebern, Ungarn und Frankreich zu tun. Nur der Gruppenerste wird in Peking dabei sein. „Ich denke, unsere Chancen sind nicht so schlecht. In drei Spielen kann alles passieren. Vom Papier her sind wir sicher nicht die Favoriten, aber wir sind sehr ehrgeizig und arbeiten sehr hart“, freut sich Spornberger auf dieses Turnier. Denn natürlich gilt auch für ihn: „Olympia ist etwas Besonderes, da will jeder hin.“
Derartige Turniere, in denen man eher als Außenseiter wahrgenommen wird, sind für den 22-Jährigen ohnehin kein Neuland. Bereits im Alter von 18 Jahren debütierte der gebürtige Bozener im Nationalteam, in diesem Mai nahm er an seiner ersten Weltmeisterschaft teil, die übrigens ebenfalls in Riga stattfand. Mit der „Squadra Azzura“ traf er dabei auf so illustre Gegner wie Finnland, USA, Deutschland und Kanada. Besonders beeindruckt hat ihn dabei ein junger Mann aus dem Mutterland des Eishockeys: der Kanadier Owen Power, der nach der WM beim NHL-Draft als Nummer eins gezogen wurde. „Der ist noch drei Jahre jünger als ich und auch Verteidiger. Da schaut man schon genauer hin. Ich habe ganz schön große Augen bekommen“, berichtet Spornberger.
Und freut sich gleichzeitig über solche Gegner. Schon vor einigen Wochen erwähnte der Südtiroler nach einem Training, dass man nicht nur von den Mitspielern, sondern auch von den Gegnern lernen kann. Das hat er in den letzten Tagen ausgiebig betrieben und so das DEL-Niveau kennengelernt. Schließlich ist der Linksschütze, der vom Kooperationspartner EHC Freiburg zu den Wild Wings stieß, bislang noch ohne Erfahrung in Deutschlands höchster Liga. „Man bekommt nichts geschenkt. Die Liga ist schon sehr stark, das kann ich nach der kurzen Zeit schon sagen. Man muss also einfach versuchen, sich durchzusetzen. Man muss jeden Tag alles dafür tun, besser zu werden“, weiß er, was die nächsten Monate zu tun ist.
Viel Zeit abseits des Eises wird ihm angesichts des baldigen Saisonstarts nicht bleiben. Zumal der beim EV Landshut und den Kölner Junghaien ausgebildete Defensivmann nebenher noch ein Studium der Sportwissenschaften an der Deutschen Sporthochschule Köln absolviert. Kein einfaches Unterfangen als Vollprofi. Die Praxiskurse darf er alle im Sommer machen, der Rest läuft ohnehin derzeit nur digital. So peilt Spornberger für den Winter ein Praktikum und den Beginn der Bachelorarbeit an, im kommenden Sommer soll der Abschluss folgen. Was er mit diesem Abschluss dann später anfangen wird, steht aber noch in den Sternen. „Diese Frage stelle ich mir auch sehr oft“, sagt er lachend. „Ich möchte aber nach dem Bachelor auf jeden Fall noch weiter machen, gerne weiter im Sportbereich.“
Zunächst steht die Karriere auf dem Eis im Vordergrund, die nun in Schwenningen richtig Fahrt aufnehmen soll. Dabei gilt es für den 1,86 Meter großen und 90 Kilogramm schweren Athleten, sich erst einmal in die Schwenninger Mannschaft zu spielen. „Klar, mein Ziel ist es, unter den Top-Sechs-Verteidigern zu sein. Das wird schwer genug. Aber ich möchte jeden Tag ein bisschen mehr Verantwortung übernehmen und jeden Tag besser werden“, so Spornberger. Und bestenfalls am Ende seiner ersten DEL-Saison die Playoffs spielen. „Das muss die Erwartung sein und das ist auch auf jeden Fall drin.“