Herr Pacher, Sie haben am Sonntag in Schwenningen ein hitziges Fußballspiel gepfiffen, NK Hajduk VS gegen FV/DJK St. Georgen (3:3). Es gab sechs Platzverweise. Wie verlief die Partie aus Ihrer Sicht?
Das Spiel war 85 Minuten fair, ordentlich und temporeich. Beide Mannschaften wollten Fußball spielen. Die letzten zehn Minuten inklusive Nachspielzeit waren die hitzige Phase. Die Gelb-Roten Karten waren aufgrund von Unsportlichkeit und zweimal wegen zweiten Foulspiels. Die roten Karten kamen durch eine Tätlichkeit, durch Zuschauerbeleidigung, und die dritte war nach Abpfiff des Spiels wegen Schiedsrichterbeleidigung. Ich wurde aber nach dem Spiel in Zivil nicht mehr dumm angemacht. Verantwortliche kamen auch zu mir und haben sich entschuldigt.
Wie haben Sie dafür gesorgt, dass es nicht zum Abbruch kam?
Da braucht man Ruhe und auch ein bisschen Mut, um sich zwischen die Spieler zu stellen und sie mit lauterer Stimme aufzufordern, etwas herunterzukommen. Da ich schon 28 Jahre als Schiedsrichter dabei bin, habe ich schon die ein oder andere kritische Phase gehabt. Sechs Platzverweise hört sich nach viel an, und es sind auch viele, das ist nicht alltäglich. Aber das Spiel war nicht übertrieben hart.
War es die Erfahrung, mit der Sie diese Situation lösen konnten?
Auf jeden Fall. Wenn ich mich in meine Zeit als junger Schiedsrichter in der Landesliga hineinversetze, dann wäre das Spiel wahrscheinlich abgebrochen worden. Aber durch die Gelassenheit und durch meine Weiterbildungen und Ämter, die ich innehabe, kann ich damit souveräner umgehen.
Wie sehr beschäftigt Sie eine solche Begegnung danach noch?
Dieses Spiel hat mich noch lange nach der Kabine beschäftigt. Ich habe auch am Abend mit meiner Frau darüber gesprochen und mir auch am nächsten Morgen beim Sonderbericht intensive Gedanken gemacht.
Waren Sie als Schiedsrichter mit Ihrer Leistung zufrieden?
Ich kann mir eigentlich keinen Fehler zuschreiben. Bei einer Tätlichkeit mit Stoß in den Rücken und bei einer Zuschauerbeleidigung bleibt mir nichts anderes übrig, als Rot zu zeigen. Genauso, wenn einer nach dem Spiel hämisch applaudiert und mich Depp nennt.
Wie oft kam so etwas in 28 Jahren vor?
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich in den fast 1500 Spielen, die ich gepfiffen habe, schon einmal sechs Platzverweise hatte. Das war schon außergewöhnlich und wird sicher ein paar Wochen im Kopf bleiben. Auch mit jungen Assistenten werde ich darüber sprechen, wie ich in dieser Situation reagiert habe, um sie darauf vorzubereiten. Das möchte ich dann schon auch weitergeben.
Fragen: Esteban Waid