Leichtahtletik: Die Villingerin Julia Ehrle war in der vergangenen Woche Teil des 69-köpfigen deutschen Aufgebots, das bei den Leichtathletik-Europameisterschaften der U18 in Banska Bystrica (Slowakei) sein Können zeigte. Zwar hatte die 16-Jährige den Deutschen Leichtathletikverband dieses Jahr mit Gold schon sehr erfolgreich bei der Berglauf-EM vertreten, auf der Bahn war es für sie dennoch die Premiere auf internationaler Bühne.
Spannender Endspurt
Und auch diesmal wusste das Nachwuchstalent zu überzeugen. Klugerweise nahm Ehrle, wissend um ihre starke Konkurrenz, diesmal nicht vom Start weg das Heft in die Hand, sondern sortierte sich direkt hinter der führenden Britin Olivia Forrest ein, um Körner für den Endspurt zu sparen. Diese hielt das Tempo von Anfang an hoch in der Hoffnung einige Konkurrentinnen frühzeitig abschütteln zu können. Dazu kam es aber nicht – das qualitativ hochwertig besetzte Feld blieb weitgehend beisammen.
Julia Ehrle wollte sich nicht auf einen kurzen Spurt einlassen und verschärfte 650 Meter vor dem Ziel das Tempo – mit Erfolg, denn schon nach 200 Metern klaffte eine beachtliche Lücke zwischen der Schwarzwälderin und den anderen EM-Teilnehmerinnen. Diese gaben das Rennen trotzdem noch nicht auf. Besonders die beiden Britinnen Katie Pye und Olivia Forrest arbeiteten sich gemeinsam nach vorne. Sehr zur Freude der Fans kam es zu einer packenden Spurtentscheidung.
Persönlich Bestzeit verbessert
Zunächst überholten beide Britinnen die deutsche Nachwuchsläuferin, diese konnte jedoch kontern und stürmte Seite an Seite mit Katie Pye dem Ziel entgegen. In einer Milimeterentscheidung hatte die Villingerin dann um sechs Hundertstel das Nachsehen, durfte sich aber für die verdiente Silbermedaille feiern lassen. Den Bronzerang belegte die lange führende Olivia Forrest in 9:21,66 Minuten. Ein weiterer Grund zur Freude für die frischgebackene Vizeeuropameisterin: Sie konnte ihre Bestzeit um drei Sekunden auf 9:20,31 Minuten herunterschrauben. Mit ihrem jüngsten Bahnerfolg zeigte die Langstrecklerin, dass sie auf den verschiedensten Terrains zur europäischen Spitze gehört.
Mit 16 Jahren darf sie sich jetzt nämlich schon Europameisterin im Berglauf und Vizeeuropameisterin im 3000m-Bahnlauf nennen. „Ich bin einfach nur geflasht!“, gesteht Ehrle nach dem Zieleinlauf. „Bei zwei internationalen Starts mit zwei EM-Medaillen nach Hause zu kommen, ist wirklich unglaublich!“ Auch die Atmosphäre im Stadion und die Fans machten ihren zweiten EM-Start zu einem prägenden Erlebnis: „Das Stadion ist wunderschön und die Fans haben mich super angefeuert und über die Runden getragen“, so die glückliche Schwarzwälderin.