Zwei Geschwister, sie sind 16 und 19 Jahre alt und haben schon so viele Titel, dass man mit dem Zählen kaum noch hinterherkommt. Egal ob Welt-, Europa- oder Deutsche Meisterschaft, die beiden Villinger haben überall schon Medaillen geholt. Jetzt sitzen Julia und ihr älterer Bruder Lukas Ehrle entspannt auf einer Bank in einem ruhigen Waldstück in der Nähe des Villinger Stadtteils Volkertsweiler.

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Julia ist gerade frisch von der Deutschen U18-Meisterschaft in Leichtathletik aus Mönchengladbach zurück – mit reichlich Edelmetall. Über 3000 Meter holte die 16-Jährige die Goldmedaille, über 1500 Meter gab es Silber. „Über 1500 Meter bin ich noch nie bei einer Deutschen Meisterschaft gelaufen“, sagt sie glücklich. „Ich habe das erste Mal einen Doppelstart gemacht über beide Distanzen. Ich habe es mal ausprobiert, aber es lief gut.“

Drei WM-Titel für Lukas Ehrle

Auch für Lukas waren die vergangenen Wochen erfolgreich. Gleich drei Weltmeister-Medaillen sicherte er sich im Skyrunning, einer Disziplin des Berglaufs. Erstaunlich ist das, weil es das erste Mal war, dass Lukas Ehrle bei der Sykrunning-WM der Junioren an den Start ging und sogar erfahrene Läufer hinter sich ließ. „Direkt dreimal Weltmeister. Das war ein sehr prägendes Erlebnis, dass man mehrmals auf diese Bühne darf und mehrmals die Nationalhymne hören darf“, beschreibt der 19-Jährige den großen Moment in Montenegro und ergänzt: „Wenn man das die nächsten Tage realisiert: Der Sport ist nicht olympisch, das ist also das Höchste, was man erreichen kann. Das ist natürlich Wahnsinn, wenn man mit 19 schon Weltmeister ist.“

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Nun sitzen sie hier im Wald, tragen ihre Laufklamotten. Hier hat alles angefangen. Nur zwei Kilometer von zu Hause entfernt, haben sie unzählige Kilometer zurückgelegt. „Früher, als unsere Eltern laufen waren, sind wir immer mit dem Fahrrad mitgegangen. Und irgendwann hatten wir Lust, selbst mitzulaufen“, erzählt Julia. Dass es auf die internationale Bühne gehen würde, hat da noch niemand gewusst. Beide Elternteile haben das Laufen nur als Hobby gemacht.

Der Wald um Villingen ist wohl auch der Grund, warum die Geschwister so breit aufgestellt sind. Egal ob Bahn, Crosslauf oder Straßenrennen, Julia und Lukas haben schon überall Erfolge gefeiert. „Das kommt vielleicht auch von unseren Ursprüngen. Wir sind am Anfang die Volksläufe in der Region gelaufen. Da waren eben Läufe dabei, die nur auf der Straße waren, aber auch Läufe, die nur im Wald stattgefunden haben. Irgendwann mag man die Abwechslung nicht missen“, erklärt der 19-Jährige.

Die Erfolge steigern sich immer weiter

Einen bestimmten Punkt, an dem die Geschwister gemerkt haben, dass sie schneller sind als andere, gab es nicht. Es sei eher ein Prozess gewesen, erklären die beiden. „Das geht eher so Schritt für Schritt. Wenn man hier in der Region immer gewinnt, dann weiß man ja nicht, wie es weiter oben aussieht. Das ist dann schon überraschend, wenn man dann zur Deutschen Meisterschaft geht und wieder gewinnt. Und so steigert sich das immer“, erklärt Lukas.

Lukas und Julia Ehrle posieren im National-Dress mit ihren Medaillen bei der Berglauf-EM.
Lukas und Julia Ehrle posieren im National-Dress mit ihren Medaillen bei der Berglauf-EM. | Bild: Jules Claudel

Gesteigert hat es sich bei beiden. Lukas und Julia haben bei EMs und DMs Medaillen geholt, von Bronze bis Gold war alles dabei, mehrmals. Doch es gibt auch noch Titel, die die beiden nicht gewonnen haben. Julia Ehrle war beispielsweise noch nicht bei einer WM dabei. Die Norm über die 1500 und 3000 Meter auf der Bahn hat sie aber erreicht. Dennoch wolle sie sich erst einmal bei der EM beweisen. „Das wäre sonst zu viel gewesen“, sagt sie und lacht.

International konnte sich besonders Lukas Ehrle einen Namen machen. Der 19-Jährige studiert mittlerweile Businessmanagement in den USA an der Wingate Universität in North Carolina. Dort trainiert er in einer Gruppe mit starken Läufern. „Da sind viele auf einem hohen Level. Da ist man solche Erfolge eher gewohnt“, sagt er. Sein neuester Erfolg kann sich aber sehen lassen.

Großer Erfolg beim Weltcup

Gestartet war er bei seinem ersten Herren-Weltcup-Rennen im Berglauf am Wochenende in Österreich, in Heiligenblut. Also gegen die Elite dieses Sports. Der 19-Jährige lief auf Platz vier, hinter vier Kenianern, die in dieser Disziplin dominieren. Als bester Europäer ließ er sogar den Europameister der Männer hinter sich.

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Konkrete Ziele haben beiden Schwarzwälder Geschwister nicht. Sie wollen ihre Bestzeiten verbessern, wollen sich weiterentwickeln. Julia will wie ihr großer Bruder im Ausland Erfolge feiern: „Mein Ziel ist es, bei den internationalen Meisterschaften gut abzuschneiden und auch den Titel bei der Deutschen Meisterschaft verteidigen“, sagt sie. Spezialisieren wollen sich beide aber erstmal nicht, auch wenn das irgendwann nötig wird: „Aber es ergibt schon Sinn, in einzelnen Saisonphasen Schwerpunkte zu setzten“, erklärt Lukas.

„Wenn man zur Weltklasse gehören will, muss man sich aber irgendwann spezialisieren. Aber wenn man sich im Berglauf spezialisiert, dann lässt man die Bahneinheiten trotzdem nicht weg.“ Und egal ob Straße oder Wald, hier in Villingen werden sich die beiden wohl immer wohlfühlen.