Eishockey: Null Punkte gab es für die Schwenninger Wild Wings am vergangenen DEL-Wochenende. Ja, das kann mal passieren. Sorgen bereiten aber die Art und Weise, wie die beiden Spiele gegen die keinesfalls übermächtigen Gegner Düsseldorf (2:4) und Wolfsburg (1:4) verloren wurden. Es hapert an vielen Ecken und Enden, am Ende aber vor allem an einem.
Schlechte Zweikampfquote
Eine Zahl aus den vergangenen beiden Partien war die auffälligste und auch erschreckendste. Nach dem ersten Drittel des Spiels in Wolfsburg am Sonntag wies die Statistik die Zweikampfwerte der beiden Kontrahenten aus. Die Gäste hatten zu diesem Zeitpunkt nur 39 Prozent der Duelle für sich entschieden. Eine markant niedrige Zahl, die zu denken gibt, zumal die Schwäne bei der Prozentzahl gewonnener Zweikämpfe ligaweit auf dem viertletzten Platz zu finden sind.
Dass man am Ende beim 1:4 gegen die Grizzyls nicht hoffnungslos unterlegen war, war vor allem auch den verunsicherten Gastgebern geschuldet. Diese hatten vor der Pause gleich sechsmal in Folge verloren, sich aber für den Neustart offensichtlich einiges vorgenommen. Nein, die Niedersachsen legten nicht los wie die Feuerwehr. Sie agierten besonnen und kontrolliert, aber mit bedingungslosem Einsatz. Beispiel gefällig: Fünf Minuten vor der Schlusssirene beim Stand von 4:1 aus ihrer Sicht, warfen sich gleich vier Wolfsburger vor ihren Torhüter Dustin Strahlmeier, um einen weiteren Gegentreffer zu verhindern. Der Ex-Schwenninger im Kasten der Grizzlys, zuletzt nicht gut in Form, zeigte auch dank der Unterstützung seiner Vorderleute eine sehr gute Leistung.
„Sind im Moment nicht gut genug“
Ganz anders auf der Gegenseite: SERC-Keeper Joacim Eriksson konnte einem in diesen 60 Minuten wirklich leidtun. Bei allen vier Gegentoren wurde der Schwede sträflich im Stich gelassen. Der jeweilige Torschütze hatte allen Platz und alle Zeit der Welt, um die Scheibe im Netz unterzubringen. Es ehrt Eriksson, dass er seine Vorderleute dennoch nicht kritisieren wollte. „Wir haben auch gute Dinge gemacht. Aber im Augenblick werden unsere Fehler einfach sehr groß, haben eine sehr heftige Wirkung. Wir sind im Moment einfach nicht gut genug. Keiner ist glücklich mit unserer oder seiner eigenen Leistung. Aber wir gewinnen und verlieren als Team. Wir müssen jetzt zusammenhalten“, erklärte der 34-Jährige.
Neben diesem ungenügenden Defensivverhalten häufen sich mittlerweile aber die weiteren „Baustellen“. Die Schusseffizienz ist mit sieben Prozent die schwächste der gesamten DEL. Dazu kommen verlorene Laufduelle, unerklärliche Scheibenverluste und Fehlpässe, schwache Special Teams und die viertmeisten Zwei-Minuten-Strafen der Liga.
Powerplay weiter ausbaufähig
Vieles davon können und müssen die Spieler selbst bereinigen. Gerade bei den Über- und Unterzahlsituationen muss man aber auch das Trainerteam hinterfragen. Das Powerplay war schon in der Vorsaison mit nur 15 Prozent sehr, sehr ausbaufähig. In dieser Spielzeit steht man bei zehn Prozent und ist damit schlicht nicht konkurrenzfähig. Das Unterzahlspiel war in der Spielzeit 2023/24 eine große Stärke der Wild Wings, inzwischen hat man bereits 13 Gegentore bei einem Mann weniger kassiert. Zudem erweisen sich die ständigen Rotationen nicht wirklich als zielführend.
Die Erklärungen der Profis und auch des Cheftrainers werden spärlicher, die Luft dünner. Steve Walker spricht die richtigen Dinge an, und am von ihm vorgegebenen Spielsystem liegt es sicher auch nicht. Angesichts seiner Worte nach der Partie in Wolfsburg, als der Kanadier von einer inakzeptablen Leistung sprach, dürften die Zeiten nun rauer werden. Mit Ken André Olimb kehrt ein weiterer Spieler in den Kader zurück, der Konkurrenzkampf nimmt – auch unter den Importspielern – ein Stück weit zu. In Zukunft werden zwei Ü23-Spieler auf der Tribüne Platz nehmen müssen.
Endlich wieder Bereitschaft zeigen
Noch gibt es keinen Grund, die ganz große Alarmglocke zu läuten. 35 Spiele haben die Wild Wings noch Zeit, die Playoff-Teilnahme klarzumachen. Was sich dafür ändern muss, dürfte nun auch dem Letzten klar geworden sein: Die Mannschaft muss endlich wieder den unbedingten Willen und die Bereitschaft, alles zu geben, zeigen. Denn genau diese Attribute führten sie in der Vorsaison bis auf Platz sechs. Es wird also schleunigst Zeit für eine veränderte Einstellung.