Der Schwenninger Sören Lauinger berichtet in seinem Podcast über unerzählte Geschichten beim SERC, den späteren Wild Wings. Auch dieses Mal ist es ihm wieder gelungen, manchen bisher unbekannten Vorfall aus den Kabinen und dem Umfeld des Eishockey-Bundesligisten ans Tageslicht zu befördern.
In seinem aktuellen Podcast, den er live vorstellte, kümmert er sich um zwei Eishockeyspieler: einem Deutsch-Kanadier, der plötzlich in Schwenningen aufschlug, und einem Verteidiger, der noch einen ganz anderen Job hatte.

Produziert wird meistens im Wohnzimmer
Meistens produziert Lauinger die Podcasts zusammen mit seinen Freunden und Co-Moderatoren im heimischen Wohnzimmer. Immer dann, wenn er ganz besondere Gäste hat, lädt er dazu auch Publikum ein. So wie jetzt, als der Podcast im Vereinsheim der Modelleisenbahnfreunde, der Galerie 87, am oberen Neckar aufgezeichnet worden ist.

Im Experte-Talk wird die aktuelle Lage analysiert
Zunächst ging es aber um die aktuellen Ereignisse bei den Wild Wings. Zusammen mit Holger Scharn analysierten Lauinger und seine Co-Moderatoren die letzten Spiele. Als Mitorganisator der Fan-Busse zu den Auswärtsspielen kennt Scharn jeden Spieler und die meisten Fans. Und zusammen haben sie über die letzten Jahre die Mannschaft schon durch viele Höhen und Tiefen begleitet. Aktuell sieht Scharn die Wild Wings jetzt zurück in Richtung Playoff-Ränge.
Zwei Verteidiger plaudern aus dem Nähkästchen
Die Stars des Abends waren die beiden Verteidiger-Altstars aus der goldenen Bundesligazeit des SERC, Karl Altmann und Stefan Königer. Beiden gemeinsam ist, dass der aus Landshut stammende Karl Altmann und der Deutsch-Kanadier mit Sonthofener Wurzeln Stefan Königer nach ihrer Sportkarriere ihre neue Heimat auch in Schwenningen gefunden haben.
Der heute 65-jährige Karl Altmann wechselte 1982 vom Berliner SC nach Schwenningen, wo er über zwölf Jahre als „Mister Zuverlässig“ in der Defensive der Bundesligisten agierte. Im Interview erfahren die Zuhörer unter anderem einiges zu den kulturellen Unterschieden der verschiedenen Clubs, in denen er spielen durfte.

Bauleiter und Eishockey-Spieler
Dabei wird immer wieder deutlich, dass der Schwenninger SERC schon immer etwas Besonderes. Altmann wurde in und mit Berlin nie heimisch. „Wer eine Großstadt mag, für den ist Berlin perfekt, aber wenn man so wie ich aus Niederbayern kommt, hat man ständig Heimweh nach dem Landleben“, erinnert er sich.
Sein Vertrag beim Schlittschuh-Club Berlin war auf zwei Jahre ausgestellt. Die hielt er auch durch, wusste aber schon früh, dass er wieder zurück in den Süden wollte. So griff er dann auch gleich zu, als er das Angebot bekam, in Schwenningen spielen zu können. „Wo Schwenningen genau lag, wusste ich nicht, das war aber auch fast egal, Hauptsache endlich wieder zurück in den Süden“, erinnert sich Altmann.
Bereits zu seiner Spielerzeit war er im Hauptberuf als angestellter Bauleiter tätig. Schließlich waren damals die Spielergehälter alleine noch nicht ausreichend, um eine ganze Familie ernähren zu können.
Im Bus gearbeitet
Gleichzeitig war das aber auch ein Umstand, der am Ende zu seiner Entlassung aus dem Team führen sollte, wie er erst jetzt im Interview mit Lauinger preisgab. „Auf den langen Busfahrten habe ich mir immer Arbeit mitgenommen. Während die anderen gefeiert oder geschlafen haben, habe ich mich in die hinterste Ecke im Bus verzogen, um in Ruhe meine liegen gebliebenen Aufgaben als Bauleiter zu erledigen“, erinnert er sich. Ein Umstand, mit dem sich Trainer und Vorstand damals nicht anfreunden konnten, sein Vertrag wurde deshalb dann auch nicht mehr verlängert.
Keine Ahnung, wo Schwenningen liegt

Der vier Jahre jüngere Stefan Königer stieß 1986 für zwei Jahre zum Team, bevor er seine Karriere in Krefeld und Frankfurt fortführte. „Ich hatte keine Ahnung, wo Schwenningen liegt und noch keinerlei Spielerfahrung in der Ersten Bundesliga“, erinnert er sich.
Wohnen bei Torhüterlegende Matthias Hoppe
Beides änderte sich aber innerhalb weniger Tage, als er zunächst bei der Torhüterlegende, Matthias Hoppe, einquartiert wurde, wie er den Zuhörern erzählte. Das war sozusagen ein Schnellkurs über alles, was man in Schwenningen wissen musste.
„Matthias war einer der besten Torhüter und von ihm habe ich auf dem Eis sehr viel über das Spiel gelernt“, weiß Königer noch genau, und weiter: „Mein Ding war die Verteidigung, und das habe ich einfach immer so gut gemacht, wie ich nur konnte, und die Torhüter haben das geschätzt“. Vor allem war das Spieltempo in der Bundesliga deutlich höher als er es bis dahin gewohnt war.
Geboren in Kanada
Geboren und aufgewachsen ist Königer in Kanada, wo er auch das Eishockeyspielen lernte. Jährliche Familienbesuche bei der deutschen Großmutter im Allgäu ließen in ihm den Wunsch wachsen, Eishockey in Süddeutschland spielen zu wollen. Im Alter von 18 Jahren war es dann auch so weit, er wechselte nach Sonthofen und später nach Schwenningen.
Heimat in Schwenningen
Ob er sich denn nun mehr als Kanadier oder Deutscher fühle, wollte Lauinger dann zum Abschluss noch von ihm wissen. „Das ist einfach zu beantworten“, erklärt Königer mit einem ganz leichten englischen Akzent: „Für die deutschen Spieler war ich immer der Kanadier und für die Kanadier war ich der Deutsche“. Nach der langen Zeit in Deutschland fühlt er sich selbst aber tatsächlich auch eher als Deutscher und in Schwenningen hat er seine Heimat gefunden.
Nach seiner Zeit beim SERC spielte er noch in der vierten. Liga in Schaffhausen. Parallel dazu absolvierte er seine Prüfung zum Golflehrer und ist in diesem Beruf in der Region bis heute aktiv.