Fußball, Verbandsliga: ESV Südstern Singen – 1. FC Rielasingen-Arlen (Freitag, 18.30 Uhr, Hardt-Stadion). – Mittwochabend, Hardt-Stadion. Der ESV Südstern Singen liegt im SBFV-Pokalspiel gegen den favorisierten Oberligisten FC 08 Villingen mit 0:5 zurück. Während bei den meisten Hegauern die Kräfte schwinden, sprintet Stürmer Papa Ibou Kébé in der 75. Minute übers halbe Feld zurück an die eigene Eckfahne, um sich den Ball zu erkämpfen. Aufgeben? Für den Franzosen Kébé, der auch die Staatsbürgerschaft Senegals hat, ist das keine Option. Auch nicht bei einem uneinholbaren Rückstand.
„Er ist ein Wahnsinnsfußballer!“Toni Fiore Tapia, Trainer des ESV Südstern Singen
Auch der 0:7-Niederlage im Pokal blitzt gegen den höherklassigen Gegner immer wieder auf, warum Toni Fiore Tapia von seinem Neuzugang „beeindruckt“ ist. „Er ist ein Wahnsinnsfußballer“, sagt der Südstern-Trainer über die Nummer 38, die beim 2:1-Sieg in der Pokal-Qualifikation beim SC Pfullendorf beide Treffer erzielt hatte. „Papa ist ein klassischer Neuner, ein Strafraumspieler, wie es nur noch wenige gibt“, sagt Fiore Tapia weiter. Auch gegen den FC 08 Villingen wird die körperliche Präsenz Kébés deutlich. „Er ist sehr schnell und trotz seiner Größe technisch gut. Er ist ein Anker für uns. Seine Statur macht was her, er kann die Bälle gut festmachen“, schwärmt der Trainer, der bei aller sportlichen Qualität einen Charakterzug des 35-Jährigen besonders hervorhebt: „Er ist ein absoluter Teamplayer und eine echte Frohnatur, immer positiv, mit einem Lächeln im Gesicht.“
Er will im Spaß beim Fußball
Papa Ibou Kébé nennt sich selbst einen „Wettkampftyp, der in jedem Spiel alles gibt, um zu gewinnen“, aber er will auch immer Spaß haben beim Fußballspielen. Sei es vor 30.000 Fans wie 2020, als er mit dem Hanoi FC aus Vietnam im Halbfinale des AFC-Cups stand, der nach der asiatischen Champions League der zweitwichtigste Pokal des Kontinents ist, später mit Lalitpur City im Finale der Super League in Nepal – oder eben an einem Mittwochabend im SBFV-Pokal vor etwa 250 Zuschauern gegen den FC 08 Villingen.
Kébé ist noch nicht lange in Singen, doch die ersten Tage seien sehr gut gewesen, sagt der gebürtige Straßburger, der sich in der Südstern-Kabine schnell wohlfühlte. Kein Wunder, schließlich sprechen nicht wenige in der Multi-Kulti-Elf des ESV Französisch. „Ich verstehe ein bisschen Deutsch, da ich 2016 als Gastspieler beim FSV Frankfurt in der 2. Bundesliga war und dort ein paar Begriffe gelernt habe“, sagt Kébé. „In Zukunft möchte ich mich ohne Probleme auf Deutsch unterhalten können, aber im Moment spreche ich mit den meisten anderen Spielern Englisch.“ So wie auch mit Trainer Toni Fiore Tapia. „Wir kommunizieren manchmal mit Händen und Füßen, aber alle sprechen die Fußballersprache“, erklärt der Coach.
Enge Freundschaft mit Mohamed Gouaida
Eine Person ist in Singen besonders wichtig für Papa Ibou Kébé: sein Mitspieler Mohamed Gouaida, mit dem ihn schon seit der Kindheit eine enge Freundschaft verbindet und dank dem er überhaupt erst im Hegau gelandet ist. „Momo hat mir vorgeschlagen, mit ihm zu spielen und dem Club zu helfen, da der ESV auf der Suche nach einem Stürmer war“, erklärt Kébé, „hier habe ich die Möglichkeit, mit Momo zusammen zu spielen und Spaß zu haben.“ Spaß hatten beide Seiten – der Spieler und der Verein – recht schnell miteinander. „Als sie mich in einem Freundschaftsspiel gesehen haben, wollten sie mich sofort verpflichten – ich habe in 45 Minuten zwei Tore erzielt“, sagt Kébé und lacht. Noch wohnen die beiden Kumpels im Hotel, bald wird es aber eine WG mit Momo und Papa geben.
Mit dem ESV Südstern hat der erfahrene Stürmer Kébé noch viel vor. „Dieser ambitionierte Verein ist viermal in fünf Jahren aufgestiegen, und das hat mir Lust darauf gemacht, ein Teil dieses Projekts zu werden und meine Erfahrung auf hohem Niveau sowie meine athletischen und technischen Qualitäten einzubringen“, sagt der Franzose, „und warum sollen wir dann am Ende der Saison nicht auf Großes hoffen?“
Wie eine Weltreise
Erfolge hat Papa Ibou Kébés schon einige gefeiert in seiner Karriere, die einer kleinen Weltreise gleicht. Der heute 35-Jährige spielte in Frankreich bis zur zweithöchsten Liga, war danach in Zypern, Slowenien, Vietnam und in Nepal. Sein erfolgreichstes Jahr dabei war 2019. „Da wurde ich erst mit 24 Treffern in 25 Spielen Torschützenkönig der zweiten slowenischen Liga und schaffte mit NK Tabor Sezana den Aufstieg in die erste Liga“, erinnert sich Kébé. „Zwei Wochen nach dem Aufstieg habe ich allerdings bei Hanoi FC in Vietnam unterschrieben, wo wir dann das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Supercup gewonnen haben. Außerdem sind wir ohne Niederlage ins Halbfinale des Asienpokals AFC eingezogen.“
„Fans, kommt zu unseren Spielen, denn dieses Jahr wird es ein Spektakel geben!“Papa Ibou Kébé, Neuzugang des ESV Südstern Singen
Wenn es nach der französischen Frohnatur Kébé geht, dann wird es auch im Singener Süden viel zu lachen geben in der Verbandsligasaison, die am Freitagabend mit einem Heimspiel-Derby gegen den 1. FC Rielasingen-Arlen beginnt. „Wir werden alles geben, um weit oben in der Tabelle zu stehen und wollen jedes Spiel gewinnen“, sagt Kébé der er noch ein ganz besonderes Versprechen für die Fußballfreunde aus dem Hegau parat hat: „Fans, kommt zu unseren Spielen, denn dieses Jahr wird es ein Spektakel geben!“