Vice Barjasic, Sie sind der vierte Trainer beim ESV Südstern in dieser Saison. Neben Slobodan Maglov und Vural Önen sind Sie selbst einer ihrer drei Vorgänger. Warum der Rücktritt vom Rücktritt?

Vice Barjasic: Wir sind ja nicht im Streit auseinandergegangen und kennen uns schon sehr lange. Als jetzt jemand gebraucht wurde, um die zwei Monate bis zum Saisonende zu überbrücken, habe ich gerne zugesagt. Es gab zwar etliche Personalwechsel in der letzten Zeit, aber die meisten Spieler kenne ich ja noch. Wenn jetzt noch ein neuer Trainer gekommen wäre, der nicht zum ESV gepasst hätte, wäre es auch für die Spieler blöd gewesen.

Sie sagten zu Saisonbeginn, in diesem Verein sei „immer Unruhe“. Brauchen Sie den Stress?

Vice Barjasic: Den braucht keiner (lacht), aber so ist es mir wenigstens nicht langweilig. Man muss sich daran gewöhnen, und ich weiß, worauf ich mich einlasse. In den letzten Tagen war ja auch schon wieder Action mit Spieler- und Trainerverpflichtungen. In Ruhe arbeiten zu können, ist immer schöner, aber das ist bei diesem Verein eben eher selten der Fall.

Wie erleben Sie die Entwicklung beim ESV Südstern? Nedzad Plavci verlässt nach der Saison den Club. Ist er überhaupt zu ersetzen?

Vice Barjasic: Ich finde die Entwicklung gut. Das war ja auch etwas, das bemängelt wurde, als ich aufgehört hatte. Da war das Spielermaterial für diese Liga nicht vorhanden. Es musste sich etwas ändern, und das ist das Gute bei Südstern: Es wurde noch während der Vorrunde gehandelt, etliche Spieler wurden verpflichtet und abgegeben, und jetzt ist der Kader stärker besetzt als vorher. Das muss man erstmal hinbekommen. Das hätte kein anderer Verein in der Verbandsliga so schnell geschafft – was vielleicht auch ein Grund ist für die anderen Begleiterscheinungen.

Nedzad war einige Jahre hier und hatte einen großen Anteil an der Entwicklung, aber ersetzbar ist jeder Spieler. Er wird nicht nur auf dem Platz fehlen, sondern auch als Typ. Er ist in jedem Training da und erzählt auf den Auswärtsfahrten immer lustige Geschichten. Es ist schon schade, dass er geht – ein lustiges Kerlchen.

Das könnte Sie auch interessieren

Ihre neue alte Mannschaft belegt Platz zehn. Sehen Sie das Potenzial, noch oben angreifen zu können, oder steckt der ESV nach den Höhenflügen der vergangenen Jahre nun im Abstiegskampf?

Vice Barjasic: Jetzt müssen wir erstmal gegen den Abstieg kämpfen. Das Potenzial ist da für mehr, aber in der Rückrunde ist es nicht optimal gelaufen. Wir haben noch neun Spiele und müssen erstmal die Kurve kriegen – was dann möglich ist, wird man sehen. Vielleicht schätzen einige im Verein jetzt im Gegensatz zum Beginn der Saison auch die Ziele etwas realistischer ein.

Am Freitagabend kommt der 1. FC Rielasingen-Arlen zum Derby in den Singener Süden. Wie schätzen Sie den Gegner aus Ihrem Wohnort ein?

Vice Barjasic: Ich habe sie am Wochenende beim 2:1-Sieg gegen den FC Auggen gesehen. Sie sind hinten relativ kompakt und gut gestanden. Sie stehen in der Tabelle vor uns und haben 38 Punkte, die hätten wir auch gerne. Es ist schon ein guter Gegner, auch von der Spielanlage. Da kommt ein Kaliber auf uns zu – und ein Derby ist es auch.

Das könnte Sie auch interessieren

Mit Mohamed Gouaida hat Ihr Verein in dieser Woche einen Ex-Profi geholt. Wie waren die ersten Trainingseindrücke und wird er am Freitag spielen?

Vice Barjasic: Ich weiß noch nicht, ob er spielberechtigt sein wird. Wenn, dann ist es eine schöne Überraschung. Mein erster Eindruck ist gut, er ist ein netter Typ mit viel Erfahrung. Mit seiner Ballbehandlung ist er eine Bereicherung für den Verein und für die ganze Region. Es ist doch schön, dass die Fußballfans einen so guten Spieler hier zu sehen bekommen. Man darf den Nachwuchs nicht vernachlässigen, aber solche Transfers machen den Fußball hier attraktiver.

Südstern-Präsident Labinot Nikqi bezeichnete Sie als „ideale Lösung“ für den Interimstrainerposten. Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, bis zum Saisonende zu bleiben?

Vice Barjasic: Ich gehe davon aus, aber wenn es nicht so sein sollte, dann habe ich kein Problem damit. So lange ist die Saison ja nicht mehr. Es geht darum, dass der Verein nicht absteigt und nicht um meine Person.

Das könnte Sie auch interessieren

Ihr Nachfolger als Südstern-Trainer wird in der kommenden Saison Toni Fiore. Worauf darf er sich jetzt schon freuen?

Vice Barjasic: Ich kenne Toni recht gut, sein Bruder Daniel hat letztes Jahr bei uns gespielt und Toni hätte auch ausgeholfen, wenn Not am Mann gewesen wäre. Er kennt den Verein und viele Spieler, und wenn er Tipps braucht, dann meldet er sich bestimmt direkt bei mir. Er muss sich vielleicht ein bisschen daran gewöhnen, dass bei diesem Verein in relativ kurzer Zeit viel passieren kann. Er wird nächstes Jahr eine richtig gute Mannschaft mit viel Potenzial haben, aber auch viel Druck. Der ESV Südstern will schließlich in die Oberliga.