Suche im Olsberger Forst: Irgendwo muss es doch sein. Da müssten doch die Sägen knattern, die Maschinen dröhnen und die Waldarbeiter lautstark rufen. Aber hier – nichts von alldem. Ein Mann und zwei Pferde sind im Einsatz – leise, effizient und eingespielt. Es sind Peter Nussbaumer mit seinen beiden Freiberger-Wallachen Nico und Don Figaro, 16- und achtjährig.
Sie schaffen die Stämme aus dem Unterholz
Wo sie arbeiten, liegen die zuvor umgesägten Baumstämme querbeet im Unterholz, teils im unwegsamen und steilen Gelände. Jetzt sorgt das Mensch-Tier-Trio dafür, sie herauszuschaffen und so am Wegrand zu deponieren, dass sie dort verladen werden können. Holzhackschnitzel zum Heizen werden aus den Stämmen von Eichen, Roteichen, Bergahorn und Fichten.

Forstmaschinen richten Schäden an
Heutzutage wird diese Arbeit meistens mit Vollerntern erledigt. Die großen Forstmaschinen brauchen viel Platz zum Fahren im Wald, sogenannte Rückegassen. Die Schäden am Waldboden, zum Beispiel tiefe Fahrspuren beim Abbiegen von den befestigten Waldstraßen und Schäden an den verbleibenden Bäumen, am Bestand, lassen sich kaum vermeiden.
Der Bodenschutz hat höchste Priorität
Gemeinsam mit der Waldeigentümerin, der Ortsbürgergemeinde Olsberg, möchte Astrid Schwyter jedoch dem Bodenschutz höchste Priorität einräumen. Mitte 2021 hat sie das Mandat als Försterin von Olsberg und Kaiseraugst übernommen. Und das Holzrücken mit Pferden zurückgebracht. Für Schwyter stehen also nicht Romantik und Nostalgie im Vordergrund, sondern die boden- und bestandsschonende Waldnutzung.
Die ersten Versuche im Winter 2022/23
Aus dem Winter 2022/23 datieren Schwyters erste Versuche, die alte Tradition zurückzuholen – noch mit einem anderen Partner und mit noch nicht zufriedenstellendem Ergebnis. Aber jetzt, mit Peter Nussbaumer im Boot, hat sie ein gutes Gefühl. Er, im Kanton Solothurn aufgewachsen und heute Kutschenfahrtenunternehmer in Magden, durfte die Arbeit von Grund auf lernen. Zu Hause auf dem elterlichen Betrieb wurde noch mit Pferden gearbeitet, auch für Holzrückearbeiten.
Es erinnert ein wenig an einen Dressurwettbewerb
Mit Nico und Don Figaro am Zügel erinnert das Holzrücken per Pferd in Olsberg teils an einen Dressurwettbewerb. Elegant und auf kleinstem Raum drehen Mensch und Pferd hier ihre Runden. Dass das Teamwork klappt und die zwei Kaltblüter allein auf Stimmkommando stehenbleiben, abbiegen, rückwärts treten und mit dem schweren Baumstamm im Schlepptau Hindernisse passieren, ist das Ergebnis einer rund sechsjährigen Ausbildung. „Kein Rückepferd darf sich im Wald aus der Ruhe bringen lassen. Sie müssen gut trainiert sein und Muskeln haben“, sagt Nussbaumer.
Darum ist eine großflächige Wiederbelebung schwierig
Das Holzrücken per Pferd ist eine Leidenschaft des Fricktalers. „Eine schöne und zufriedenstellende Arbeit“, wie er sagt. Eine, die er außerhalb von Olsberg noch kaum übernimmt, was er aber gerne ändern würde. Aber es sei eben auch schwierig, die alte Tradition großflächiger wiederzubeleben. Sie auch in Forstrevieren wieder einzuführen, die über einen Maschinenpark verfügen, der auch ausgelastet sein will.
Der Autor ist Redakteur der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.