In den vergangenen 35 Jahren hat sich das Paul Scherrer Institut (PSI) in Würenlingen und Villigen zu einem international renommierten Forschungsplatz entwickelt. Jährlich reisen 2500 Wissenschaftler aus der Schweiz und der ganzen Welt ins Untere Aaretal, um Experimente durchzuführen.

Der Park Inovaare ist bald fertig

In unmittelbarer Nähe auf der Villiger Seite wird im Herbst der 155 Millionen Franken teure Park Innovaare fertiggestellt. Dieser will kreative Unternehmen mit führenden Wissenschaftlern zusammenbringen und soll bis zu 800 neue Arbeitsplätze schaffen.

Der nächste Schritt: Die Hightechzone

Dereinst soll in nächster Nähe zum PSI die Hightechzone Würenlingen realisiert werden. Und das auf einer Fläche von umgerechnet 15 Fußballfeldern. Demnächst führt der Gemeinderat mehrere Workshops zu den Plänen durch, wie es in einem Flyer heißt, der jüngst in den Würenlinger Briefkästen landete.

Ein Forschungs- und Innovationscluster

Würenlingen soll dank der Hightechzone Kern eines Forschungs- und Innovationscluster mit internationaler Bedeutung werden. So sollen Unternehmen mit starker Technologieorientierung, einer hohen Innovationskraft und einer hohen Forschungs- und Entwicklungsintensität angelockt werden. Beispielsweise aus den Branchen Pharma, Elektro, EDV, Biologie und Medizin.

Das sagt der Kantonsplaner dazu

„Die Hightechzone ist von kantonalem Interesse, da damit ein attraktives Angebot geschaffen werden soll für Unternehmen, die einen Bezug zum Paul Scherrer Institut und dem Park Innovaare aufweisen“, sagt Kantonsplaner Daniel Kolb. „Deshalb ist sie auch Bestandteil der damaligen Eingabe als Swiss Innovation Park.“

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Regionale Arbeitsplätze langfristig sichern

Das bringt gemäß Flyer zahlreiche Vorteile mit sich: Nebst dem positiven Image der Gemeinde sollen regionale Arbeitsplätze langfristig gesichert und zwischen 800 und 1200 neue geschaffen werden. Hinzu kommen Lehrstellen in den Bereichen Technik und Wissenschaft.

Diese zusätzlichen Arbeitskräfte würden sich im Dorf verpflegen und allenfalls einkaufen. Andere wiederum könnten künftig in Würenlingen wohnen und verschiedenste Dienstleistungen nutzen.

10,9 Hektar und 500.000 Kubikmeter

Die Gesamtfläche der Hightechzone beträgt 10,9 Hektar. Auf dieser Fläche werde ein Bauvolumen von bis zu 500.000 Kubikmetern entstehen mit Produktionsgebäuden, Labors und Büros. „Was zu verschiedensten Aufträgen für das Gewerbe in Würenlingen führen dürfte“, heißt es im Flugblatt.

Kosten und Ertrag des Projekts

Wie die Gemeinde im Flyer einräumt, fallen durch die Erschließung und Vermarktung Kosten an. Auch würden neue Einwohner höhere Ausgaben in den Bereichen Schulen sowie Sozial- und Gesundheitswesen verursachen. Unterm Strich resultiere für die Gemeinde jedoch ein bedeutender Ertragsüberschuss.

Dies etwa aus den Abgaben auf dem Planungsmehrwert, aus den Verkäufen der wenigen gemeindeeigenen Grundstücken oder künftigen Steuereinnahmen der neuen Unternehmen und Arbeitskräften, die dereinst im Dorf wohnen könnten. „Diese zusätzlichen Steuererträge werden gemäß Berechnungen langfristig größer sein als die Kosten“, ist der Gemeinderat überzeugt.

Dort könnte die Hightechzone realisiert werden

Für die Hightechzone kommen zwei Standorte in Frage: das Gebiet Hochstroß links der Kantonsstraße in Fahrtrichtung Döttingen und das Unterfeld auf der rechten Seite. Beide weisen gemäß Flyer jeweils spezifische Eigenschaften auf. Aktuell laufen Abklärungen, welcher besser geeignet ist. Die Vor- und Nachteile der beiden Varianten werden im Juni auch in den Workshops diskutiert, die der Gemeinderat durchführt. Daran nehmen auch Vertreter aus der Bevölkerung, von Vereinen und dem Gewerbe teil.

Die Erkenntnisse aus diesen Workshops sollen wiederum dem Gemeinderat helfen, die Bevölkerung zu informieren und die Anträge für die Gemeindeversammlung vorbereiten zu können. Denn steht der Standort fest, muss das Land entsprechend eingezont werden. Dafür ist eine Teilrevision der Nutzungsplanung notwendig.

Es sind einige Abstimmungen nötig

In einem ersten Schritt muss das Stimmvolk deshalb einen Planungskredit für die Vorbereitung dieser Teilzonenplanänderung absegnen. Danach folgt das Mitwirkungsverfahren und schließlich entscheidet das Volk nochmals über die Änderung selbst. Wann es soweit sein wird, ist derzeit noch nicht bekannt.

So sieht es der Gemeindeammann

Im Flyer lässt sich Gemeindeammann Patrick Zimmermann (FDP) mit den Worten zitieren, dass die Region mit diesem Generationenprojekt als Forschungs- und Technologiestandort gestärkt werde und so langfristig hoch qualifizierte Arbeitsplätze gesichert würden.

Nach der Funkstille das nächste Kapitel

Auf Anfrage ergänzt er, dass das Vorhaben, eine Arbeitszone zu entwickeln, vor weit über zehn Jahren begonnen habe. „In der Zwischenzeit haben sich die Rahmenbedingen und die Akteure geändert. Ich freue mich sehr darüber, dass es im Projekt nun weitergeht. Nach einer Zeit der Funkstille schreiben wir nun das nächste Kapitel.“

Für die weiteren Schritte werde es Anträge an Gemeindeversammlungen geben. „Mit den aktuellen Aktivitäten wollen wir den Puls unserer Bevölkerung fühlen um zu verstehen, wie wir die kommenden Schritte optimal vorbereiten können.“

Gute Gründe für den Standort Würenlingen

Dass der Kanton ausgerechnet Würenlingen als Standort für die Hightechzone ausgewählt hat, liegt an der Nähe zum PSI und dem Park Innovaare, heißt es im Flyer. Es passe zur Hightechstrategie des Kantons Aargau sowie zum Konzept des Schweizerischen Innovationsparks. Seit 2015 ist dieses Gebiet im Richtplan eingetragen. „Auch ist Würenlingen sehr gut bezüglich Verkehr erschlossen“, ergänzt Kantonsplaner Daniel Kolb.

Das PSI mit seinen imposanten Einrichtungen

Das PSI Villigen-Würenlingen ist das größte Forschungsinstitut für Natur- und Ingenieurwissenschaften in der Schweiz und erstreckt sich über ein Gelände von rund 40 Hektar. Das Areal Ost liegt auf Würenlinger Boden und das Areal West auf der anderen Aareseite in Villigen. Das Institut mit seinen 2200 Angestellten und einem Jahresbudget von 400 Millionen Franken betreibt gleich mehrere Großforschungsanlagen. Diese sind in der Schweiz einzigartig – einzelne gibt es weltweit nur am PSI.

Von außen am imposantesten ist wohl die Synchrotron Lichtquelle Schweiz SLS, die sich im monumentalen, kreisförmigen Gebäude mit 300 Metern Umfang befindet. Dort wird mit gebündeltem Röntgenlicht etwa untersucht, wie Viren an Zellen andocken, auch werden dort neue Speichertechnologien für Computer entwickelt.

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Die jüngste Großforschungsanlage ist der erst 2016 eröffnete Schweizer Freie-Elektronen-Röntgenlaser SwissFEL, der im Würenlinger Wald liegt. An der 740 Meter langen Anlage können extrem schnelle Vorgänge wie die Entstehung neuer Moleküle bei chemischen Reaktionen oder detaillierte Strukturen lebenswichtiger Proteine verfolgt und bestimmt werden. Die Erkenntnisse führen zu praktischen Anwendungen wie neuen Medikamenten.

Und bald öffnet der Park Innovaare

Noch im Bau ist in unmittelbarer Nähe zum PSI auf Villiger Boden der Park Innovaare, der technologiegetriebenen Startups Zugang zu Wissen und Expertise, Forschungsinfrastruktur und Finanzierungsmöglichkeiten schaffen wird. Rund drei Viertel der 23.300 Quadratmetern an Bürofläche, Labors, Reinräumen und vibrationsgeschützten Bereichen wird das PSI mieten.

Eine Unterführung verbindet das Institut mit dem neuen Innovationscampus. Weitere Mieter sind etwa Startups wie die Medtech-Firma LeadXPro oder das Technologietransferzentrum Anaxam. Im Januar 2024 soll das auf rund zwei Hektar erstelle Gebäude bezugsbereit sein.

Eine optimale und nötige Ergänzung

„Das Paul Scherrer Institut und der Park Innovaare ziehen viele Wissenschaftler und Firmen an und bilden ein hervorragendes Ökosystem für Forschung und Entwicklung“, lässt sich PSI-Direktor Christian Rüegg im Flyer zitieren. „Die Hightechzone Würenlingen ist eine optimale und nötige Ergänzung für die produzierende Industrie.“

Die Hightechzone wertet die Region auf

Und für Robert Rudolph, Direktor von Park Innovaare, ist klar: „Die Entwicklung der Hightechzone Würenlingen wertet die Region auf.“ Das Areal sei komplementär zum PSI, dem Park Innovaare und den bereits vorhandenen Hightech-Firmen im Umkreis. „Es erweitert die Möglichkeiten der Ansiedlung von Unternehmen und fördert den Aufbau von zukunftsrelevanten Technologie-Clustern. Das Zusammenspiel dieser Akteure bietet die Chance, die Attraktivität der Gemeinde zu steigern.“

Die Autorin ist Redakteurin der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.