Im Supermarktregal ist er sicher nicht der günstigste, aber dennoch für jedermann erschwinglich – der goldene Schokohase des Schweizer Schokoladenherstellers Lindt & Sprüngli. Ganz anders sieht es bei den Aktien des Schweizer Traditionsunternehmens aus.

Für die Anteilsscheine der Schokomanufaktur aus Kilchberg am Zürichsee muss man einen sechsstelligen Betrag hinblättern. Lindt&Sprüngli-Aktien gehören zu den teuersten Papieren weltweit. Warum ist das so?

Was ist Lindt&Sprüngli überhaupt?

Das heutige Unternehmen Lindt&Sprüngli geht auf zwei Chocolatiers zurück – den Züricher Rudolf Sprüngli und den Berner Rodolphe Lindt, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts in der Schweiz Schokolade produzierten.

1899 fusionierten Lindt und Sprüngli, wobei Lindt Patente für besonders zartschmelzende Schokolade einbrachte, für die das Unternehmen heute noch bekannt ist. 1986 ging das Schoko-Unternehmen an die Börse.

Das „Lindt Home of Chocolate“ im Schweizerischen Kilchberg am Zürichsee. Das Museum wurde im Herbst 2020 eröffnet.
Das „Lindt Home of Chocolate“ im Schweizerischen Kilchberg am Zürichsee. Das Museum wurde im Herbst 2020 eröffnet. | Bild: Alexandra Wey, dpa

Warum sind die Aktien des Unternehmens so besonders?

Besonders ist die Lindt&Sprüngli-Aktie aus mehreren Gründen. Zunächst einmal ist sie extrem teuer. „Sie ist nicht die teuerste Aktie der Welt, aber eine der teuersten börslich gehandelten Papiere Europas“, sagt ein Lindt&Sprüngli-Sprecher dem SÜDKURIER.

Aktuell kostet der Anteilsschein gut 118.000 Schweizer Franken, was umgerechnet mehr als 126.000 Euro entspricht. Streng genommen ist sie damit sogar die zweitteuerste Aktie der Welt. Mehr kosten aktuell nur Anteile am Unternehmen von Starinvestor Warren Buffett Berkshire Hathaway. Hier liegt der Preis auf dem Parkett aktuell bei umgerechnet gut 530.000 Euro pro Stück.

Bei Lindt & Sprüngli gibt es aber noch eine Besonderheit. So richtig teuer sind nur die sogenannten „Namenaktien“ des Schweizer Unternehmens. Es gibt aber auch noch Partizipationsscheine, und die kosten nur rund ein Zehntel – etwa 12.000 Euro.

Die Namenaktie von Lindt & Sprüngli – teuer und edel?

Die Namenaktie ist die exklusivste Form, in Lindt & Sprüngli zu investieren. Mit ihr ging das Unternehmen 1986 an die Börse und hat seither nur 134.000 Stück davon ausgegeben. Sie sei „bewusst als exklusive Aktie positioniert“, sagt der Lindt & Sprüngli-Sprecher.

Selbst wer das nötige Kleingeld hat, sich einen Anteilsschein zuzulegen, bekommt ihn unter Umständen nicht oder muss sich gedulden. Das Handelsvolumen ist nämlich sehr gering. An manchen Tagen wechseln weltweit nur eine Handvoll der besonderen Papiere ihren Besitzer.

Das sei durchaus gewollt und Teil der „langfristigen Investorenkultur“ des Konzerns, heißt es dazu von Lindt & Sprüngli. Der so entstehende extrem hohe Kurs sei „symbolträchtig“ und Teil der Marken- und Kapitalmarktstrategie. Auf Deutsch: Nur was teuer ist, ist auch edel.

Zwei der Lindt-Aktien gehören zum Depot eines Mannes vom Bodensee: Der 2022 verstorbene Konstanzer Millionär Thomas Seger wurde durch Investitionen am Aktienmarkt reich – von seinem Geld profitiert bis heute die Bodensee-Region.

Das 1898 gegründete Unternehmen Lindt&Sprüngli macht heute 5,5 Milliarden Schweizer Franken Umsatz.
Das 1898 gegründete Unternehmen Lindt&Sprüngli macht heute 5,5 Milliarden Schweizer Franken Umsatz. | Bild: Angelika Warmuth, dpa

Stimmrecht und Schokokoffer – welche Vorteile haben Investoren?

Wer eine Namenaktie hat, bekommt aber auch etwas dafür – und zwar das Recht am Unternehmen mitzubestimmen. Gemäß ihrer Anteile bekommen Aktien-Besitzer Stimmrechte auf der jährlich im April in Zürich stattfindenden Hauptversammlung des Schokounternehmens, das 2024 mit seinen Leckereien rund 5,5 Milliarden Schweizer Franken Umsatz erwirtschaftete.

Allerdings ist das bei Aktiengesellschaften durchaus üblich und keine Besonderheit von Lindt&Sprüngli. Besonders ist allerdings, dass – wer persönlich in Zürich erscheint und mitstimmt – als Dankeschön eine Naturaldividende in Form eines fünf Kilogramm schweren, mit edler Schokolade gefüllten, Koffers in die Hand gedrückt bekommt.

Eine klassische Dividende gibt es obendrauf. Fürs abgelaufene Geschäftsjahr waren es 1500 Schweizer Franken. Zum 29. Mal in Folge sei die Dividende 2024 angehoben worden, sagt der Lindt & Sprüngli-Sprecher.

Erntehelferinnen sitzen auf einer Kakaoplantage in der Elfenbeinküste. Fair gehandelter Kakao wird immer wichtiger.
Erntehelferinnen sitzen auf einer Kakaoplantage in der Elfenbeinküste. Fair gehandelter Kakao wird immer wichtiger. | Bild: Christophe Gateau, dpa

Und was sind dann die Partizipationsscheine?

Die Partizipationsscheine sind quasi die Allerweltsaktien des Unternehmens, wobei der Ausdruck bei einem Wert von rund 12.000 Euro nicht ganz angemessen ist. Wer so einen Schein besitzt, bekommt die Schokodividende nicht und darf auch auf der Hauptversammlung nicht mitstimmen.

Allerdings streicht er ebenfalls Dividenden ein. Die Partizipationsscheine sind begrenzt vergleichbar mit Vorzugsaktien nach deutschen Aktienrecht, wie sie etwa der Volkswagenkonzern ausgibt. Volkswagen-Vorzüge berechtigen allerdings im Vergleich zu den Stammaktien des Konzerns zu einer erhöhten Dividende, was bei Lindt&Sprüngli nicht der Fall ist.

Die Partizipationsscheine sind daher reine Finanzbeteiligungen am Unternehmen ohne Mitspracherechte, wie es von Lindt&Sprüngli heißt.

Warum sind die Lindt&Sprüngli-Aktien so teuer?

Das liegt einfach daran, dass seit den 1980er Jahren nie Aktiensplits durchgeführt wurden. Diese veranlassen viele börsennotierte Unternehmen von Zeit zu Zeit, um ihre Papiere nicht zu teuer werden zu lassen und nicht Gefahr zu laufen, ihre breite Aktionärsbasis zu verlieren.

Diese Sorge hat Lindt&Sprüngli nicht. Exklusivität ist hier Teil des Marketing-Konzepts und zahlt auf die Preise der Schokoprodukte im Regal ein. Frisches Kapital vom Aktienmarkt braucht das Unternehmen auch nicht. Man fährt satte Gewinne ein. 2024 verdiente der Schweizer Konzern operativ 884 Millionen Schweizer Franken. Die Umsatzrendite (Ebit) lag nach Unternehmensangaben bei komfortablen 16,2 Prozent.

Kakao-Bohnen sind 2024 sehr viel teurer geworden. Das schlägt auch auf die Schokoladenpreise durch.
Kakao-Bohnen sind 2024 sehr viel teurer geworden. Das schlägt auch auf die Schokoladenpreise durch. | Bild: tong2530 - stock.adobe.com

Wie haben sich die Schoko-Aktien im Wert entwickelt?

Als die Namenaktien 1986 auf den Markt kamen, kosteten sie je nach Tranche zwischen 750 und 1000 Schweizer Franken. Als acht Jahre später auch die Partizipationsscheine an den Start gingen, kosteten diese zwischen 800 und 1000 Schweizer Franken.

Im internen Vergleich sind die exklusiven Namenaktien also der Rendite-Renner, aber auch die normalen Lindt&Sprüngli-Aktien haben sich im Wert seither rund verzehnfacht – Dividenden nicht mitgerechnet.

Was ist die teuerste Aktie eines Baden-Württembergischen Unternehmens?

Der Wert eines Anteilsscheins desjenigen Unternehmens aus Baden-Württemberg mit der aktuell teuersten Aktie reicht bei weitem nicht an Lindt&Sprüngli heran. Nach Auskunft der Börse Stuttgart ist das nämlich die Aktie des Walldorfer SAP-Konzerns, die derzeit bei rund 260 Euro notiert. Renditeträchtig ist sie trotzdem. Wer im Januar 2000 Einstieg bekam das Papier für rund 48 Euro.