Die Biber sind im Aargau keine Seltenheit mehr. Ihre Spuren hinterlassen sie entlang von Flüssen und Bächen. Und ab und zu führt sie ein Ausflug auch in die Zivilisation. Passiert etwa vor einigen Tagen, als ein Biber mitten durch Möhlin spazierte und damit für Aufsehen in den sozialen Medien sorgte – mit einem Video, das den Biber zeigt, wie er gemütlich über einen Fußgängerstreifen watschelt. Ganz so, als wüsste er, wofür die gelben Markierungen da sind.
Er sieht ihn und packt seine Kamera aus
Gefilmt hat die Szene Marco Wyss, der in Möhlin das Optiker-Geschäft Meyer führt. „Ich habe in Möhlin schon mehrmals Biber beobachten können – dann aber halt am oder im Bach“, erzählt er. Die Begegnung mitten auf der Straße hat ihn dann aber doch überrascht: „Erst dachten meine Frau und ich noch, es sei eine etwas dicke Katze“, sagt er mit einem Lachen.
Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken
In den sozialen Netzwerken freuen sich die Userinnen und User über das Video: „Cool, das sieht man auch nicht jeden Tag“, schreibt jemand in den Kommentaren, „hoffentlich wird er nicht überfahren“, jemand anderes. Auch die Gratiszeitung „20 Minuten“ veröffentlichte das Video.
So erklärt der Experte den ungewöhnlichen Trip
Dabei ist es nicht das erste Mal, dass ein Biber in Möhlin im Dorf auftaucht. Schon 2021 watschelte ein Tier über das Schulgelände Storebode. „Ob es sich um dasselbe Tier handelt, lässt sich nicht feststellen, ist aber unwahrscheinlich“, sagt der kantonale Biber-Beauftragte Daniel Stahel.
Er hat eine andere Erklärung: „Das Verhalten an sich ist zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich. Die Biber haben derzeit Nachwuchs. Jungtiere, welche mit zwei Jahren die Geschlechtsreife erreicht haben, müssen daher den Familienverband verlassen und sich ein eigenes Revier suchen. Diese Suche kann die Tiere auch in die Zivilisation führen.“
Die Statistik zeigt, dass der Biberbestand im Kanton Aargau wächst. Bei einer Bestandserhebung des Bundesamts für Umwelt 2022 wurden im Aargau 556 Biber in 172 Revieren gezählt – doppelt so viele wie rund zehn Jahre zuvor. Besiedelt wurden in den vergangenen Jahren etwa auch die Sissle und eben der Möhlinbach.
Biber stellt keine Gefahr für Haustiere dar
Dass die Tiere auf der Suche nach einem Revier in die Dörfer kommen, ist für Daniel Stahel nicht unbedingt besorgniserregend. „Wie viele Wildtiere wehrt sich ein Biber, wenn er sich in Bedrängnis fühlt – wird er hingegen in Ruhe gelassen, passiert nichts. Hält man also Abstand, geht vom Biber keinerlei Gefahr aus“, sagt er. „Halterinnen und Halter von Haustieren müssen sich wegen des Bibers im Dorf keine Sorgen machen.“
Unschöne oder gar gefährliche Begegnungen etwa mit Hunden gäbe es nur dann, wenn ein Hund in das Revier eines Bibers eindringe und dieser das Revier verteidige, so Stahel.
In solchen Fällen wird‘s für den Biber gefährlich
Er hofft deshalb vielmehr, dass die Ausflüge für die Biber gut enden, denn: „Gefährlich sind die Ausflüge vor allem für die Biber selbst wegen des Straßenverkehrs“, sagt er. Wobei der Straßenverkehr nicht die häufigste Todesursache ist: „Rund die Hälfte der Biber, die verenden, sterben nach Revierkämpfen mit Artgenossen an Infektionen, die sie sich über die Verletzungen zuziehen.“
Die Autorin ist Redakteurin der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.