In den vergangenen Tagen hat man in Schreibwarengeschäften immer wieder – zumeist Mütter – mit langen Listen in den Händen gesehen. So eine Liste hat auch Maria Cammisa Marinaro von der Heinrich-Hansjakob-Schule in Waldshut für ihren Sohn Enea erhalten.

Maria Cammisa Marinaro zeigt die Liste mit den Materialien, die sie für die Einschulung ihres Sohnes benötigt.
Maria Cammisa Marinaro zeigt die Liste mit den Materialien, die sie für die Einschulung ihres Sohnes benötigt. | Bild: Duygu-D'Souza, Susann

Darauf steht, was die Erstklässler für den Schulstart benötigen: Da wären zum Beispiel Wachsmalstifte, Wasserfarbkasten, Kittel, Klebestifte, Schere, Bleistifte, Folienstift, Zeichenblock, Radiergummi, Lineal, Hefter in rot, blau, grün, braun, lila und orange, dazu noch ein Heft A4 liniert, Sportsachen, Brotdose und Trinkflasche. Die Schulen listen gar auf, welcher Spitzer und welcher Plastikbecher zum Pinsel besorgt werden muss.

So viel kosten die Materialien

Rund 50 Euro haben die Cammisas für Stifte, Ordner und andere Materialien ausgegeben. Hinzu kommen rund 25 Euro für Trinkflasche und Brotbox. Sportschuhe muss die Familie noch besorgen, bis dahin reichen Turnschläppchen.

Rund 50 Euro hat Maria Cammisa Marinaro für Hefte, Stifte, Malfarben, Kleber und Co. ausgegeben. (Auf dem Bon befinden sich noch ein ...
Rund 50 Euro hat Maria Cammisa Marinaro für Hefte, Stifte, Malfarben, Kleber und Co. ausgegeben. (Auf dem Bon befinden sich noch ein paar Dinge, die nichts mit der Schule zu tun haben, weswegen die Endsummer höher ist.) | Bild: Susann Dugu-D'Souza

Auch eine Busfahrkarte braucht der siebenjährige Enea, der auf dem Waldshuter Aarberg lebt, dafür zahlt die Familie 90 Euro pro Jahr, der Rest wird von Landratsamt Waldshut subventioniert.

Schultasche ist am teuersten

Rückenschonend soll sie sein, ergonomisch geformt und natürlich mit coolem Motiv: der Schulranzen. Kostenpunkt: Rund 300 Euro. „Uns war es wichtig, dass der Ranzen leicht ist“, sagt Maria Cammisa Marinaro und ist froh, dass sich Eneas Oma und Patentante die Kosten geteilt haben. Bei der Schultasche dabei waren eine Federtasche, ein Mäppchen und ein Turnbeutel.

Enea Cammisa freut sich auf seine Einschulung am Mittwoch. Das teuerste war seine Schultasche mit Federmäppchen und Turnbeutel. Rund 300 ...
Enea Cammisa freut sich auf seine Einschulung am Mittwoch. Das teuerste war seine Schultasche mit Federmäppchen und Turnbeutel. Rund 300 Euro mussten seine Eltern dafür bei einem Händler vor Ort ausgeben. Wichtig war den Eltern, dass der Ranzen sehr leicht ist, damit Eneas Rücken geschont wird. | Bild: Duygu-D'Souza, Susann

Insgesamt hat Familie Cammisa rund 400 Euro für die Erstausstattung bezahlt – ohne Schultüte und ohne extra Sportsachen.

Rund 300 Euro für die Erstausstattung – ohne Ranzen

Auch Carla Strotz aus Hänner wird dieses Jahr eingeschult und besucht dann die Naturparkschule Niederhof. Mutter Marina Strotz hat die Liste mit den benötigten Materialien bereits vor den Sommerferien von der Schule erhalten.

Marina Strotz hat rund 300 Euro für alle Schulmaterialien ausgegeben. Hinzu kommt noch der Schulranzen.
Marina Strotz hat rund 300 Euro für alle Schulmaterialien ausgegeben. Hinzu kommt noch der Schulranzen. | Bild: Marie Leonie Berchtold

Etwa 300 Euro hat die Familie dafür ausgegeben – ohne Schulranzen. Gerade die Spezialsachen wie Griffhilfe, Schreiblernstifte und Wendestifte für das Silben schreiben seien besonders teuer, obwohl sie nur für sehr kurze Zeit notwendig sind. Mit eingerechnet sind auch Turnschuhe und Hausschuhe, die für die erste Klasse nötig sind.

Die Liste der Naturparkschule Niederhof.
Die Liste der Naturparkschule Niederhof. | Bild: Marie Leonie Berchtold

Und wie ist es nun in der Schweiz?

Hier gibt es keine lange Listen, weiß Melanie Kirchmayer aus dem schweizerischen Leuggern, deren Sohn Leon bereits im August eingeschult wurde. „Alles wird von der Schule aus gestellt.“ Hefte, Schreibstifte, Malutensilien. Sogar eine Warnweste für den Schulweg, den die Erstklässler schon allein laufen sollen, gibt es kostenlos. Auch eine Schulgebühr wird laut Melanie Kirchmayer nicht erhoben.

Melanie Kirchmayer zeigt die Weste, die ihr Sohn Leon auf dem Schulweg tragen muss. Auch die wird von der Schule im schweizerischen ...
Melanie Kirchmayer zeigt die Weste, die ihr Sohn Leon auf dem Schulweg tragen muss. Auch die wird von der Schule im schweizerischen Leuggern gestellt. | Bild: Duygu-D'Souza, Susann

Was bleibt, ist die Schultasche, Sportbeutel und Brotdose sowie Trinkflasche. „Dafür haben wir etwa 260 Euro ausgegeben.“

Und auch eine Schultüte, die in Deutschland fast jeder Erstklässer erhält, ist keine Tradition in der Schweiz. „Weil ich aber aus Deutschland komme und die Tradition schön finde, hat unser Sohn Leon eine Schultüte bekommen“, erzählt die Leuggernerin.

Straßenschuhe sind in der Grundschule tabu

Außerdem musste sie für ihren Sohn noch drei Paar Hausschuhe für die Primarschule, wie die Grundschule in der Schweiz heißt, kaufen. Denn dort dürfen in den Unterrichtsräumen keine Straßenschuhe getragen werden. Kostenfaktor: rund 50 Euro.

Und noch ein Unterschied zu Deutschland

Alle Schulsachen wie Bücher und Hefte bleiben laut Melanie Kirchmayer in der Schule. Lediglich eine kleine Mappe mit Hausaufgaben müssen die Kinder in ihrem Ranzen mit nach Hause nehmen.

Leons Schultasche ist fast leer. Lediglich diese kleine Hausaufgabenmappe muss er tragen. Bücher und Hefte bleiben in der Schule.
Leons Schultasche ist fast leer. Lediglich diese kleine Hausaufgabenmappe muss er tragen. Bücher und Hefte bleiben in der Schule. | Bild: Duygu-D'Souza, Susann

Weniger Wertschätzung?

Marina Strotz, die selbst Lehrerin ist und eine Zeit lang in der Schweiz arbeitete, sieht neben vielen Vorteilen im schweizerischen Schulsystem aber auch einen Nachteil: „Dadurch, dass alles gestellt wird, passen die Kinder viel weniger auf ihre Sachen auf, denn es gibt ja ständig Nachschub. Daraus folgt ein höherer Verschleiß und eine geringere Wertschätzungen der Schulmaterialien.“

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