Trotz Rekordzahlen bei den Corona-Infektionszahlen will die Schweiz die Maßnahmen zum Infektionsschutz drastisch abbauen. „Wir können ein Ende der strengen Maßnahmen anstreben“, sagte Gesundheitsminister Alain Berset bei einer Pressekonferenz. Dafür spreche, dass die Situation in den Krankenhäusern „tragbar“ sei, die Immunität in der Bevölkerung sei hoch.

Beides ermögliche, die Maßnahmen einzudämmen. „Eine endemische Phase scheint sich zu konkretisieren“, so Berset. Der Minister hatte den Bundesrat bereits vergangene Woche mit seiner Ankündigung überrascht, die Maßnahmen früher als geplant wieder abzubauen. „Wir sehen kein Risiko mehr, dass die Kliniken überlastet werden könnten“; erklärt er den Schritt.

Auch in der Schweiz kommt es immer wieder zu Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen wie hier Anfang Januar in Zürich.
Auch in der Schweiz kommt es immer wieder zu Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen wie hier Anfang Januar in Zürich. | Bild: Walter Bieri/Keystone/dpa

Keine Quarantäne mehr

Konkret soll ab Donnerstag die Quarantäne für Kontaktpersonen von Infizierten fallen. Zuvor war sie bereits auf fünf Tage verkürzt worden. In dieser Phase der Pandemie sei die Maßnahme nicht mehr nützlich, hieß es. Bei Infizierten bleibt die Isolation von fünf Tagen aber weiter bestehen.

Zugleich fällt Donnerstag auch die bisherige Homeofficepflicht: Bislang waren Unternehmen verpflichtet, Mitarbeiter von zu Hause arbeiten zu lassen, wo immer dies möglich war.

Ende aller Maßnahmen?

Zudem steht im Raum, dass auch alle weiteren Maßnahmen fallen sollen. Derzeit gelten in der Schweiz eine 2G-Pflicht für viele Einrichtungen und eine Maskenpflicht in Innenräumen, das Covid-Zertifikat ist als Nachweis nötig, um Zutritt zu bekommen. Auch diese Vorschrift könnte dann fallen. Um weiter in der EU reisen zu können, sollen die Zertifikate aber auch künftig ausgestellt werden.

Zudem sollen die Regelungen für private Treffen geprüft werden. Hier galt bislang, dass maximal zehn Personen zusammen kommen durften, sobald eine Person nicht geimpft war.

Selbst Großveranstaltungen sollen dann wieder ohne Bewilligung möglich sein. Bislang waren sie nur unter 3G-Bedingungen möglich, in Innenbereichen nur mit 2G und mit negativem Test, eine Einlasskontrolle war ebenso Pflicht wie die Bewilligung durch den zuständigen Kanton.

Entscheidung fällt Mitte Februar

Bis kommenden Mittwoch will der Bundesrat sich Zeit lassen, um sich mit sozialen Partnern, Kantonen und Beratungsgremien auseinanderzusetzen, bevor am 16. Februar eine endgültige Entscheidung fallen soll.

Die Umsetzung könnte dem Vorschlag nach in zwei Varianten erfolgen. Entweder in zwei Stufen ab 17. Februar – oder alle Maßnahmen werden an diesem Tag gleichzeitig aufgehoben. Voraussetzung sei aber, dass bis dahin der Höhepunkt der Omikron-Welle überschritten sei.

Stufenweise Aufhebung geplant

Berset schlägt vor, die Maßnahmen stufenweise aufzuheben. In diesem Fall würde ab 17. Februar die Zertifikatspflicht, also der Impf- oder Genesenenachweis für Restaurants, Veranstaltungen und Freizeiteinrichtungen aufgehoben werden.

Bei privaten Treffen gäbe es keinerlei Einschränkungen mehr, Veranstaltungen müssten nicht mehr bewilligt werden – die Kantone dürfen aber eigene Regelungen einführen wie etwa für Fasnachtsveranstaltungen.

In Bereichen, in denen bislang eine 2G-Plus-Regelung gilt, wie etwa in Discos, Schwimmbädern oder beim Sport oder im Musikverein, soll künftig nur noch 2G gelten.

Erst in einem zweiten Schritt, dessen Umsetzungsdatum noch offen ist, würde dann die Maskenpflicht und die 2G-Zutrittsbeschränkung komplett fallen. Auch Großveranstaltungen wären dann wieder ohne Auflagen möglich.

Erleichterungen bei Einreisen

Strenge Regeln gab es bislang auch im Tourismus – zumindest auf dem Papier. Hier könnten ebenfalls bald Lockerungen kommen.
Strenge Regeln gab es bislang auch im Tourismus – zumindest auf dem Papier. Hier könnten ebenfalls bald Lockerungen kommen. | Bild: Valentin Flauraud/Keystone/dpa

Auch bei Einreisen in die Schweiz erwägt der Bundesrat Lockerungen. Die bisherige Schnelltestpflicht für Ungeimpfte könnte demnach ebenfalls aufgehoben werden.

„Wir wollen die Krise nicht für beendet erklären mit Trompeten und Fanfaren, die Pandemie ist noch nicht verschwunden, aber wir werden noch lange mit ihr leben müssen“, erklärte Berset.