Seit Jahrzehnten existiert ein für unsere Schweizer Nachbarn wenig schmeichelhafter Spruch: Das Schönste an Kreuzlingen sind die Grenzübergänge nach Konstanz. Soll heißen: Das hässliche Entlein Kreuzlingen ist nicht viel mehr als eine schnöde Durchgangsstation ins herrliche Konstanz. Aber ist das wirklich so? Von wegen! Es hat sich einiges getan in den vergangenen Jahren.
Was die Kulinarik angeht, hat Kreuzlingen längst an Boden gut gemacht. Das haben wir zum Anlass genommen, die Gastronomieszene von Kreuzlingen genauer unter die Lupe zu nehmen. Fazit vornweg: Es muss nicht immer Konstanz sein! Hier kommen die Tipps für Kreuzlingen.
Lässig und südländisch: Das Godimento in der Hauptstraße 40

Christian Erni, Uwe Schwierskott und Markus Greiner haben sich zusammengetan und im Frühling ein kleines Juwel mit edlen, aber nicht überteuerten Produkten im Herzen des Boulevards geschaffen. „Wir sind kein Restaurant, sondern verstehen uns als Genuss-Bar“, erläutert Markus Greiner.
Godimento ist italienisch und heißt übersetzt Vergnügen, Genuss – und genau das ist ein Aufenthalt in dem stilvollen Lokal mit Außenbereich und der Möglichkeit, südländische Delikatessen einzukaufen. Wer hier einkehrt und nach Feierabend ein Gläschen Prosecco, eine Auswahl an Tapas, eine Pinsa oder einen Teller Pasta mit einem kräftigen Rotwein genießen möchte, der fühlt sich schnell wie im Kurzurlaub in Italien, Spanien oder Frankreich.

Man fragt an der Theke, was es heute Besonderes gibt – und bestellt dann dort auch. Getestet werden beim Besuch zwei Ciabattas: eines mit italienischem Schinken für 13,50 Franken, eines mit scharfer italienischer Salami für 10,50 Franken. Beide Snacks überzeugen. Pinsa, Pizza und Pasta sehen ebenfalls sehr lecker aus. Die Auswahl an Produkten der Mittelmeerregion ist groß – vor allem Italien ist in dem Laden stark vertreten. Dabei wird auch an Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit gedacht, so gibt es zum Beispiel glutenfreie Pasta.
Zur Mittagszeit strömen hier Menschen zum leichten Lunch hinein. Bei gutem Wetter ist die Terrasse auf dem Boulevard gut besucht. Olivenbäume und Kräutergewächse sorgen auch hier für ein südländisches Flair. Ähnliche Gaststätten gibt es in Konstanz auch, die Preise auf Schweizer Seite sind jedoch etwas höher.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 9 Uhr bis 22 Uhr. Montag und Dienstag Ruhetage. Vom 28. Juli bis 12. August Sommerpause.
Hochkarätige Küche für den größeren Geldbeutel: Der Seegarten in der Promenadenstrasse 40
Cynthia und Charlie Günter haben das Restaurant von Charlies Eltern Barbara und Peter Günter übernommen – und wollen es direkt am Ufer des Kreuzlinger Hafen weiterführen. Die Karte hat gehobenes Niveau. Die Preise sind ebenfalls hoch. Aber angesichts der Qualität sind sie durchaus gerechtfertigt. Auf der Terrasse hat man einen schönen Blick auf die Boote im Hafen und den See.

Panzanella mit frischen und konfierten Tomaten, Mozzarella und Pesto für 19 Franken, Hummerspaghetti für 52 Franken: Als Normalsterblicher kann man sich so ein Menü wohl nicht täglich leisten. Aber dafür ist es ein kulinarisches Erlebnis, das noch lange in Erinnerung bleibt. Die Produkte sind edel, frisch, wenn es geht regional sowie saisonal und nahe an der Perfektion verarbeitet.
Dazu stimmt der Service, die Beratung durch die Mitarbeiter ist sehr gut, dem Preis sowie der Qualität angemessen. Nicht zu Unrecht ist der Seegarten hochdekoriert: So belegte der Seegarten beim „Best of Swiss Gastro“, so etwas wie der Oscar der Schweizer Gastronomie, den zweiten Platz in der Kategorie „Classic“. Außerdem erhielt das Haus 15 Punkte des Restaurantführers „Gault-Millau“ – was eine hohe Auszeichnung ist.
Öffnungszeiten: Montag und Dienstag Ruhetage, Mittwoch bis Freitag 9 bis 15 Uhr, 18 bis 23 Uhr, Samstag und Sonntag 9 bis 23 Uhr.
Rustikales bayerisches Erlebnis in der Schweiz: Restaurant Fischerhaus und Biergarten

Nur rund 200 Meter entfernt vom Seegarten Richtung Bottighofen und ebenfalls direkt am See befindet sich das Fischerhaus. Ein ebenfalls mondänes Restaurant mit saisonalen und regionalen Menüs von edlen Produkten wie Pfifferlingen, Meeresfrüchten, Hirsch oder Egli.
Wer es eher rustikaler und, sagen wir es einfach mal so, wie es ist, deutscher mag, dem sei der angrenzende Biergarten empfohlen, der durchaus bayerisches Format hat: Hier gibt es typische Biergarten-Klappstühle und -Tische unter Kastanien, eine großzügige Schwemme, also eine Theke mit dem Bierausschank, sowie eine offene Küche mit Einblick direkt daneben. Dieser Biergarten könnte auch am Ammersee, am Chiemsee oder im Englischen Garten in München sein.
Die Verpflegung ist so, wie sie in einem Biergarten sein sollte: rustikal, großzügig, lecker – zwar nicht unbedingt billig, dafür aber frisch zubereitet und sehr lecker. Ein bunter Schichtsalat im Glas kostet 8,90 Franken, eine große Brezel 3,90 Franken, eine Currywurst mit Pommes gibt es für 18,90 Franken.
Verschiedene Varianten der Fischerhaus-Burger kosten zwischen 21,90 und 23,90 Franken. Dazu gibt es Pommes. Neben der Schwemme steht die Pizza-Backstation. Hier backt ein Pizzaiolo frisch und vor den Augen der Gäste Pizza. Die Basis ist eine Pizza Margherita für 16,50 Franken, dazu kann man beliebig viele Beläge für 1 bis 3,50 Euro bestellen. Das zahlt man inzwischen auch in Konstanz in gehobenen Pizzerien – in der breiten Masse ist es diesseits der Grenze aber etwas günstiger.
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag ab 10 Uhr, Samstag und Sonntag ab 9 Uhr.