Die Stühle und Stehplätze in der Mehrzweckhalle in Hohentengen waren bis auf den letzten Platz belegt. Hohentengener und viele interessierte Bürger aus angrenzenden Gemeinden nutzten die Möglichkeit, im Rahmen der spontan angesetzten Informationsveranstaltung mehr zu dem geplanten Atommüllendlager in Nördlich Lägern – direkt an der Grenze zu Deutschland – zu erfahren und Fragen zu stellen. Diese Themen interessierten am meisten:
Wurde bei der Auswahl des Standortes bedacht, dass es sich auch um ein Gebiet handelt, in dem Erdbeben auftreten können, und wie würde sich ein solches Ereignis auf den in der Tiefe gelagerten Atommüll auswirken?
Ein Hauptgrund für die Standortwahl ist die Bodensubstanz aus sogenanntem Opalinuston. Dieser schließe den radioaktiven Abfall bestmöglich ein. Sollte es zu Rissen im Gestein kommen, beispielsweise durch ein Erdbeben, hat der Opalinuston die Eigenschaft „selbst zu heilen“. Die Risse schließen sich von alleine. Zudem wird der atomare Müll als zusätzlichen Schutz in zwei Schalen einbetoniert, bevor er transportiert und dann eingelagert wird. Behörden und Wissenschaftler sehen kein Risiko in Bezug auf ein Erdbeben.
Wird das Atommüllendlager nur für den radioaktiven Abfall der Schweiz verwendet oder können auch andere Länder „einen Platz mieten“?
Das geplante Atommülllager ist ausschließlich für die radioaktiven Abfälle aus der Schweiz vorgesehen. Wie auch Deutschland, hat sich die Schweiz vertraglich dazu verpflichtet, die Entsorgung von Atommüll als nationale Aufgabe zu behandeln.
Wann ist mit einem Baubeginn zu rechnen und in diesem Zusammenhang mit welchen Einschränkungen?
Es wird mindestens zehn Jahre dauern, bevor mit einem ersten Spatenstich zu rechnen ist. Es ist davon auszugehen, dass es zu einem Beginn der Einlagerung im Jahr 2050 kommen wird. Zunächst geht es um eine Baubewilligung. Diese soll bis Ende dieses Jahrzehnts erteilt werden.
In einer der nächsten Stufen des Projekts, soll es zu einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit kommen, die sich mit den Details des Baus befassen.
Man befürchtet durch die Entscheidung einen Einbruch der regionalen Tourismusbranche und einen Werteverfall bei Immobilien. Wie wird die Schweiz damit umgehen?
Schon heute laufen Studien und Beobachtungen, wie sich der Bau eines Atommüllendlagers auf eine Region auswirken kann. Bei eventuellen Veränderungen würde die Region selbstverständlich nicht allein gelassen, erklärt dazu Monika Stauffer vom Bundesamt für Energie (BfE). Allerdings könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch keine genauen Angaben hierzu machen. Dafür sei es noch zu früh.
Viele Bürger haben Zweifel an der Aussage der Nagra, mit dem Standort Nördlich Lägern den besten, sichersten Standort gefunden zu haben. Ein Grund hierfür ist, dass nach Beginn der Standortsuche die Nagra genau dieses Gebiet eigentlich nicht weiterverfolgen wollte.
Deutlich wiesen die Schweizer Behördenvertreter darauf hin, dass das Gebiet Nördlich Lägern vor einigen Jahren lediglich zurückgestellt wurde, aber nie ganz aus dem Rennen war. Bedenken habe es lediglich wegen der bautechnischen Umsetzbarkeit gegeben, so Maurus Alig von der Nagra. Die Behörden seien von Beginn an von den Vorteilen des Areals überzeugt gewesen. Die Schicht des Opalinuston sei hier besonders gut ausgeprägt. Auch gäbe es in Nördlich Lägern ausreichend Platz für den Bau des Atommüllendlagers.
Was wird der Bau des Atommülllagers kosten und wie wird das finanziert?
Circa 20 Milliarden Schweizer Franken sind momentan kalkuliert für den Bau. Die Entsorgungskosten werden seit jeher auf den Strompreis umgelegt. Die so erwirtschafteten Mittel werden in staatlich überwachte Fonds eingezahlt.
Wird es in absehbarer Zeit eine Änderung des Gesetzes geben in Bezug auf die nicht vorhandene Laufzeitbegrenzung der Schweizer Atomkraftwerke?
Hierzu konnte von dem anwesenden Gremium keine Aussage getroffen werden, da solche Entscheidungen von der Politik und dem Stimmvolk getroffen werden.