Schon wieder baut Novartis massiv Stellen ab: 1400 in der ganzen Schweiz innerhalb von drei Jahren. Und schon wieder wird auch der Standort Stein betroffen sein. Wie viele es am Hochrhein sein werden, ist dabei noch nicht klar. Oder es wird zumindest nicht öffentlich kommuniziert. Konzernsprecher Satoshi Jean-Paul Sugimoto jedenfalls nennt auf Anfrage keine Zahlen für den Standort.

Wie der Konzernsprechers bestätigt, beschäftigt Novartis in der Schweiz aktuell insgesamt 11.600 Mitarbeiter, davon 1700 in Stein. 15 Prozent von ihnen wohnen in Deutschland, 17 Prozent in Frankreich und 68 Prozent in der Schweiz.

Primär Stellen in der globalen Verwaltung

Die Konsultation betreffe länderübergreifende Positionen in der Schweiz, sagt Sugimoto weiter. Dabei handle es sich primär um Stellen in der globalen Verwaltung in Basel. „Betroffene Mitarbeitende werden durch verschiedene Maßnahmen, wie etwa Karriereberatung, unterstützt.“

260 der 2018 beschlossenen 700 Stellen bereits abgebaut

Schon wieder, weil die letzte große Entlassungswelle gerade einmal vier Jahre zurückliegt. Im Sommer 2018 schockte der Pharmariese mit der Meldung, schweizweit innerhalb von vier Jahren 2150 Stellen zu streichen, 700 davon in Stein. Bislang wurden laut Sugimoto 260 Positionen abgebaut. Für 225 der betroffenen Mitarbeitenden konnte demnach eine direkte Anschlusslösung gefunden werden. Als Beispiele nennt Sugimoto eine interne oder externe Umplatzierung oder Frühpensionierungen. „Weitere 140 Positionen sind momentan im Prozess der Restrukturierung.“

Ist auch das Werk in Wehr betroffen?

Wie sich der Stellenabbau auf den deutschen Novartis-Standort in Wehr im Kreis Waldshut auswirkt? Hier arbeiten 300 Beschäftigte. Sugimoto erklärt auf Nachfrage des SÜDKURIER: „Die lokale Kommunikation diese Woche betraf ausschließlich die Standorte in der Schweiz. Wie sich die Schaffung unserer neuen Organisationsstruktur und des neuen Betriebsmodells auf Standorte im Ausland auswirken könnte, dazu können wir zurzeit keine Angaben machen.“

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Auch der Gemeinderat von Stein ist überrascht

Überrascht hat die neuerliche Abbau-Ankündigung von Novartis auch den Gemeinderat von Stein. „Wir wurden nicht vorinformiert“, sagt Gemeindeammann Beat Käser auf Anfrage. Weder über den Abbau noch über die Zahl der in Stein betroffenen Arbeitsplätze.

Man bedaure den Stellenabbau sehr, sagt Käser weiter und fügt eine Hoffnung an: „Aufgrund von früheren und laufenden Optimierungsmaßnahmen hoffen wir, dass im Werk Stein nur wenige Arbeitsplätze vom Abbau betroffen sein werden.“

Offen bleibt derzeit auch, was der Abbau in Stein für die Gemeinde selber bedeutet. Käser: „Wie viele Personen mit Wohnsitz in Stein betroffen sind, ist uns nicht bekannt.“

Von Novartis erwartet die Gemeinde, „dass das Unternehmen einen angemessenen Sozialplan erstellt und die ausscheidenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der beruflichen Neuorientierung bestmöglich unterstützt werden“.

Novartis will individuell an Lösungen arbeiten

Nachdem der Konsultationsprozess abgeschlossen ist und die potenziellen Auswirkungen auf die einzelnen Stellen feststehen, will Novartis mit den betroffenen Mitarbeitern „individuell an Lösungen arbeiten, die ihre spezifischen Bedürfnisse berücksichtigen“, sagt Satoshi Sugimoto. Der Sozialplan umfasse Stellenvermittlung, Unterstützung durch das hauseigene Career Center sowie sogenanntes Bestplacement und Weiterbildungen. „Ziel dieser Maßnahmen ist, die internen und externen Beschäftigungschancen der Mitarbeitenden zu verbessern“, sagt Sugimoto.

Zusätzlich würden auch Situationslösungen angeboten: „Dadurch können nicht betroffene Mitarbeitende, die das Unternehmen verlassen oder sich frühpensionieren lassen möchten, eine Abfindung erhalten, wenn ihre Stelle mit einem betroffenen Mitarbeitenden besetzt werden kann.“

300 neue Stellen im Bereich der Zell- und Gentherapien

Wie nahe bei Novartis gute und schlechte Nachrichten für einen Standort zusammenliegen, zeigte sich ebenfalls 2018. Nur wenige Wochen vor der Ankündigung des radikalen Stellenabbaus vermeldete der Konzern, er werde im Fricktal innert vier Jahren rund 100 Millionen Franken in den zukunftsträchtigen Bereich der Zell- und Gentherapien investieren und so bis zu 450 Stellen schaffen. Bis heute sind laut Sugimoto rund 300 Stellen im Bereich der Zell- und Gentherapien geschaffen worden.

Covid-19-Impfstoff wird in Stein abgefüllt

Stellen, wenn auch befristete, wurden im letzten Jahr in Stein zudem für die Abfüllung des Covid-19-Impfstoffes von Biontech/Pfizer. Für das Engagement, das zwei bis drei Jahre dauert und für das eine der Abfülllinien bereitgestellt wird, musste der Produktionsbereich angepasst werden. Novartis investierte dafür rund fünf Millionen Franken.

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