Die Swiss Shrimp AG ist mit ihrem Vorhaben, in Rheinfelden nachhaltig Crevetten zu produzieren, gescheitert. Das Bezirksgericht Rheinfelden hat am 13. Mai den Konkurs über das Schweizer Crevetten-Pionierunternehmen eröffnet. Damit haben sich alle Hoffnungen auf eine Rettung des jungen Unternehmens, das 2018 mit dem Zuchtbetrieb startete, zerschlagen.
Für die Durchführung des Konkursverfahrens ist nun das Konkursamt Aargau zuständig – unter anderem auch für die Verwertung der Konkursmasse zur Bedienung offener Forderungen. Eine Anfrage vom vergangenen Montag, wie es nun konkret weitergeht und ob sich noch Crevetten in den Becken befinden, blieb vom Konkursamt bisher unbeantwortet.
Hunderttausende Larven wachsen heran
Wie das SRF-“Regionaljournal Aargau Solothurn“ berichtet, verbleiben nach dem Konkurs rund eine Million lebende Crevetten in der Anlage. Diese befinden sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien in den großen Salzwasserbecken. Pro Becken können 150.000 Larven zu ausgewachsenen Crevetten heranwachsen. Damit sie nicht verenden, benötigen sie Pflege, eine konstante Wassertemperatur von etwa 30 Grad sowie regelmäßige Fütterung.
In dieser Situation hilft derzeit die Winterthurer Firma Lucky Shrimp. „Wir sind daran, mit dem Konkursamt und den Schweizer Salinen eine Lösung zu finden“, sagt Stephan Lendi, Verwaltungsrat von Lucky Shrimp, gegenüber dem SRF-Regionaljournal. Die Firma betreibt ebenfalls eine Crevettenzucht.
Bei den Gesprächen gehe es ausschließlich um die Tiere – der restliche Betrieb der Swiss Shrimp AG werde liquidiert. Noch sei unklar, ob die Crevetten aus Rheinfelden in die Anlage nach Winterthur gebracht werden könnten. In Rheinfelden leben sie in 16 Becken mit je 100.000 Litern Salzwasser. Für Lucky Shrimp wäre es eine Option, die bestehende Anlage in Rheinfelden weiterzubetreiben.
Wie Lendi erklärt, erfolgt die Zucht in Winterthur in einer anderen Form der Aquakultur: Dort leben die Crevetten in trübem Wasser, das der natürlichen Umgebung eines Mangrovensumpfs ähnelt. In Rheinfelden hingegen lebten sie in klarem Wasser.
Schweizer Salinen gehören zu den größten Gläubigern
Die Abwärme und das Salz für die Wasserbecken der Swiss Shrimp AG stammen seit Beginn des Betriebs von der benachbarten Schweizer Salinen AG, die auch die Produktionshallen für die Zucht vermietet. Im Konkursverfahren zählt sie zu den größten Gläubigern. Wie Urs Hofmeier, CEO der Schweizer Salinen, gegenüber dem Regionaljournal erklärt, arbeite man mit dem Konkursamt an einem geordneten Herunterfahren der Anlage – inklusive der Ernte und Verwertung der verbleibenden Tiere.
In finanzielle Schwierigkeiten geriet das Unternehmen aufgrund „anhaltend hoher Kosten für Energie und Wasseraufbereitung sowie des Nichteinhaltens vereinbarter Bestellmengen durch einige Großkunden“. Bis zuletzt hoffte die Swiss Shrimp AG, den Konkurs abwenden zu können. Im April hatte das Bezirksgericht eine provisorische Nachlassstundung bewilligt und einen Nachlassverwalter eingesetzt – mit dem Ziel, eine mögliche finanzielle Sanierung zu prüfen.
Unter anderem reichte die Swiss Shrimp AG am 1. April eine Absichtserklärung der Novaton AG beim Bezirksgericht ein. Darin bekundete das Zürcher Aquakulturunternehmen formell die Absicht, sämtliche Vermögenswerte der Swiss Shrimp AG zu übernehmen – vorbehaltlich bestimmter Bedingungen und Maßnahmen. Doch zur Übernahme kam es nicht. Zuletzt beschäftigte der Crevettenzüchter rund 20 Mitarbeitende.
Der Autor ist Redakteur der „Aargauer Zeitung“. Dort ist der Beitrag zuerst erschienen.