Für den Til-Schweiger-Film „Honig im Kopf“ gab es von der Deutschen Film- und Medienbewertung das Prädikat wertvoll. Für sein englischsprachiges Remake „Head Full of Honey“ erntete derselbe Filmemacher vernichtende Kritiken. Das See-Burgtheater bringt nun im Sommer die Reise eines Demenzkranken und seiner Enkelin als Theaterstück auf die Bühne. Regisseur Giuseppe Spina verspricht trotz des schweren Themas Leichtigkeit. „Es hat sehr lustige Momente. Und das Thema hat gesellschaftliche Relevanz“, erklärt er.

Vor einem Jahr habe er in Süditalien seinen Vater in ein Altersheim begleitet. „Es geht ihm gut, und er ist glücklich. Damals wusste ich noch nicht, dass wir ‚Honig im Kopf‘ aufführen würden. Ich dachte an eine irische Komödie und suchte nach etwas, mit dem sich die Gesellschaft beschäftigt. Ich kannte den Titel, hatte den Film aber noch nicht gesehen. Ich habe mir die Theaterfassung schicken lassen und gelesen“, erzählt Spina. Diese stammt von Florian Battermann. In der Schweiz wurde sie offensichtlich bisher kaum aufgeführt.

Luigi Prezioso wird in die Rolle des Großvaters Amandus Rosenbach schlüpfen. Enkelin Tilda Rosenbach kommt als Puppe auf die Bühne, die Rahel Wohlgensinger beleben wird. Für Spina zählt das Puppenspiel – „das ist kein Kasperletheater“, sagt er nachdrücklich – zur neuen Kernkompetenz des See-Burgtheaters, dessen künstlerische Leitung er zusammen mit Wohlgensinger und Simon Engeli übernommen hat.

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Puppen- und Schauspiel auf einer Bühne: Wie funktioniert das?

Dass die Sache mit dem Puppenspiel hervorragend funktioniert, konnte das Publikum 2024 sehen, als Rahel Wohlgensinger im „Prometheus“ eine große Ziegenpuppe zum Leben erweckte. „Ich bin immer noch verblüfft, dass sich das mit Open Air verträgt. Die Puppe wird gerade in Berlin gebaut. Sie wird eine Vollgliederpuppe. Ich werde reingehen können. Sie hat ein Klappmaul und relativ viel Text. Das habe ich noch nie in dieser Dimension gemacht“, erzählt sie. Das Führen einer (fast) menschengroßen Puppe erfordert Kraft und manchmal auch Unterstützung durch eine weitere Person.

Am Ufer vor der Seeburg wird Tilda Rosenbach ihren an Alzheimer erkrankten Großvater Amandus von Hamburg nach Venedig entführen, wo er mit seiner mittlerweile verstorbenen Frau die Flitterwochen verbracht hatte. „Der Film ist ein Roadmovie. Tilda ist die Freche, die die Probleme der Erwachsenen nicht sehen will“, berichtet Giuseppe Spina. Die Familie gehöre zur besseren Gesellschaft Hamburgs und müsse sich mit dem geistig abbauenden Großvater befassen.

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„Nach dem ersten Schub sind alle überfordert. Sie fragen sich, ob sie nicht früher hätten etwas tun sollen. Und wie geht man mit so jemandem um?“, erzählt der Regisseur. „Teenager und Demenzkranke können nicht gut mit Druck umgehen. Die beiden passen daher gut zusammen, und Tilda versucht Angenehmes für den Großvater schaffen“, erläutert Giuseppe Spina. „Ich habe mich gefragt, ob das Thema zu schwer wird und die Leute erschlägt. Aber der Film schließt versöhnlich“, beruhigt er.

Neue Effekte bei Licht und Musik und ein spezielles U30-Angebot

„Musik ist wieder sehr wichtig. Die Band wird dieses Mal nicht im Container, sondern in einem Radio spielen. Aber keine Figur muss singen“, erklärt Spina. Auf der Bühne wird auch eine überdimensionale Lampe zu sehen sein. „Ganz wichtig und teuer ist die LED-Wand mit drei Meter auf vier Meter. Sie soll den schnell Hintergrund projizieren“, erläutert der Regisseur. Erstmals beim See-Burgtheater sei ein Lichtdesigner mit an Bord.

Die neue Intendanz handle getreu dem Satz „Prüft alles und behaltet das Gute“, betont Simon Engeli. In der Schule hätten er und Giuseppe Spina den Spruch nicht zu schätzen gewusst. „Aber dieser Satz macht in seiner Einfachheit Sinn. Es gibt Dinge, die wir beibehalten. Es wird bekannte Namen geben. Nicht weil wir bequem, sondern weil sie gut und bewährt sind“, betont er. „Wir sind im Sattel und versuchen, uns am Hals festzuhalten“, scherzt Engeli.

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Zugleich will sich das See-Burgtheater verstärkt an ein junges Publikum wenden. „Jugendliche und junge Erwachsene“ sollten langfristig in den Fokus genommen werden. Unter-30-Jährige wollen die Theatermacher im aktuellen Stück mit einem Sonderangebot locken. Giuseppe Spina erläutert: „Pro Abend gibt es kontingentierte Plätze für Zuschauer unter 30 Jahren. Einmal zahlen für vier Personen, von denen alle unter 30 sein müssen.“ Die Macher des See-Burgtheaters sind überzeugt, dass sich das langfristig auszahlen wird.

Als weitere Änderung kündigt Simon Engeli die Umstellung bei der Kartenbestellung an. Sie werde ab dem 1. Mai online erfolgen. Der Kauf an der Abendkasse bleibe erhalten, sofern Karten verfügbar seien. Und das gastronomische Angebot im Zelt soll unter neuer Leitung erweitert und gemütlicher werden.