Die Entscheidung fiel nach SÜDKURIER-Informationen einstimmig und ohne lange Debatte: Dem Konzertpublikum bleibt der überaus beliebte Chefdirigent der Bodensee Philharmonie, Gabriel Venzago, erhalten. Auch Hans-Georg Hofmann, der zunächst nur für ein Jahr als Interims-Intendant nach Konstanz gekommen war, kann weitermachen.
Mit beiden hat der Gemeinderat die Verträge um drei Jahre verlängert, mit einer Option auf weitere Jahre. Der Beschluss fiel nicht-öffentlich, wurde im Nachgang aber von mehreren mit dem Vorgang vertrauten Personen bestätigt. Wegen einer ganztägigen Verpflichtung waren beide am Montag nicht für eine erste Stellungnahme zu erreichen.
Venzago (35) hatte in der Nachfolge von Ari Rasilainen ab Januar 2023 mit seiner zugänglichen Art schnell Sympathien gewonnen in Stadt und Region. Zugleich überzeugte er fachlich, indem er klassische Musik für ein breites Publikum besser zugänglich machte – unter anderem durch viele Auftritte auch jenseits des Dirigentenpults – und zugleich das Orchester zu bemerkenswerten künstlerischen Leistungen führte. Viele langjährige Philharmonie-Besucher sagen, das Ensemble sei so gut und zugleich so innovativ wie schon lange nicht mehr.
Konstanz und Mainz – Venzago traut sich beides zu
Venzago wird seine Konstanzer Aufgabe parallel zur Verpflichtung als neuer Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters Mainz ausüben. Schon als er dort verpflichtet wurde, hatte er erklärt, beide Tätigkeiten parallel ausüben zu können. Ob er punktuell seinen Platz am Konstanzer Pult auch insbesondere für andere Nachwuchstalente frei machen wird, stand zunächst nicht fest. Venzagos bisheriger Vertrag wäre im Jahr 2027 ausgelaufen.
Hofmann kam zunächst nur für ein Jahr
Hans-Georg Hofmann (56) war im Sommer 2024 eingesprungen, nachdem sich die Wege zwischen der Stadt Konstanz und Vorgängerin Insa Pijanka getrennt hatten und in der Folge ein Dreier-Team die Orchesterleitung übernommen hatte. Seither hat sich Hofmann, der auf eine langjährige Erfahrung bei Orchestern in Basel zurückgreifen kann, als geschickter Musikvermittler auch in Konstanz einen Namen gemacht.
Nun wird seine Aufgabe aber auch sein, den Haustarifvertrag für das Orchester zu erneuern und auch anderweitig Kosten zu sparen. Zugleich wird von ihm erwartet, die Besucherzahlen und Einnahmen weiter zu steigern, damit das Defizit des Orchesters von geplanten 3,9 Millionen Euro im Jahr 2026 nicht immer weiter ansteigt.
Die Entscheidung des Gemeinderats gibt dem Orchester nun auch mittelfristig eine Perspektive. Während die Konzerte in der zu Ende gehenden Spielzeit oft stürmisch gefeiert wurden, hat der politische Rückhalt für das einzige Profi-Orchester in weitem Umkreis zuletzt nachgelassen. Dass noch Zukunftsfragen offen sind, könnte auch erklären, dass die Verträge um jeweils drei und nicht wie üblich fünf Jahre verlängert wurden. Aus der Stadtverwaltung gab es dazu zunächst keine Stellungnahme.