
Von der Säntis-Schwebebahn aus können Besucher aktuell eine große Baustelle beobachten. Schon Ende 2026 soll nämlich eine neue Bahn die Gäste auf den Berg bringen. Doch bis dahin gibt es noch viel für Michael Wehrli, technischer Leiter, und sein Team zu tun.
Der Ausstieg auf der Stütze 2, unterhalb derer die Bauarbeiten stattfinden, bietet einen tollen Ausblick auf die umliegenden Gipfel. Eine Metalltreppe führt auf die Baustelle, die sich auf 2100 Metern Höhe befindet.

Zurzeit finden Verankerungen und Betonierarbeiten statt, erzählt Michael Wehrli. Seit 15 Jahren macht er seinen Beruf. Der Bau der Schwebebahn ist auch für ihn etwas Besonderes: „Manche technischen Leiter erleben das nicht einmal, dass eine neue Bahn gebaut wird.“
Im Bereich der aktuellen Stütze 2 sind schon die vier Füße für die neue Stütze erkennbar. „Die bauen wir alle parallel, während der Betrieb noch funktioniert“, sagt er. Die vier Stützfüße werden nun nach und nach betoniert.

Die aktuelle Stütze 2 ist 25 Meter hoch, die Neue wird eine Höhe von 43 Metern haben. Auf einer neuen Aussichtsplattform können Wanderer ab Ende 2026 von dort aus den Gipfel erklimmen. „Der Ausstieg wird dann noch eine Spur spektakulärer werden“, sagt Michael Wehrli.

Die erste Stütze wird aufgrund der Erhöhung nicht mehr gebraucht. „Dann haben wir eine Stütze weniger“, so Michael Wehrli. Dies erleichtere den Betrieb: „Jede Stütze, die nicht notwendig ist, ist für eine Bahn einfacher. Weniger Unterhalt, weniger Wartung, weniger Inspektion. Das ist ein Vorteil.“ Auch der Lawinenschutz im Bereich der ersten Stütze sei nicht mehr notwendig, was die Landschaft aufwerte.
„Im Punkt Sicherheit machen wir einen Riesenschritt“, sagt Michael Wehrli. Nicht, dass die aktuelle Schwebebahn nicht sicher sei, aber es sei eben eine neue Generation. Ein Redundanzantriebssystem soll dafür sorgen, dass die Bahn in jeder Situation zurück in die Station fahren kann. Eine höhere Seilspannung schafft zudem mehr Stabilität, auch bei Wind. Die Kabinen werden etwas größer, dennoch werden weiterhin 85 Personen transportiert. Das sorge für mehr Komfort. Ebenso die Panoramafenster, die einen beeindruckenderen Ausblick bieten sollen.
Für die neue Bahn, die dritte Generation der Säntis-Schwebebahnen, rechnet Michael Wehrli mit einer Lebensdauer von bis zu 60 Jahren. „Die Betriebsbewilligung wird für maximal 40 Jahre erteilt und die haben wir bereits für die nächsten 40 Jahre erhalten“, so der Technische Leiter. Danach müsse der Sicherheitsnachweis erneuert werden.
Um diese Arbeiten überhaupt möglich zu machen, muss auch das Material auf den Berg transportiert werden. Über 300 Kubikmeter Beton sind schon nach oben gelangt, sagt Michael Wehrli. Pro Fahrt könnten zwei Kubikmeter Beton transportiert werden. Mit allen Materialtransporten schätzt der Technische Leiter die Fahrtenanzahl auf 360. „Das haben wir ausschließlich mit der Bahn hoch transportiert, kein einziger Helikopterflug“, betont er.

Die Materialtransporte finden vor allem abends und früh morgens statt. „Die zahlenden Gäste haben Priorität“, sagt der Technische Leiter. Ein Seilzug hängt dann unterhalb der Schwebebahn und transportiert beispielsweise Beton. Aber auch ein Bagger wurde so schon zur Baustelle gebracht. Mit diesem haben die Arbeiter die Aushübe gemacht.

Auf einer Plattform lagert das Team Baucontainer und das Material, das bisher nach oben transportiert wurde. „Das wird dann nächstes und übernächstes Jahr auch gebraucht, denn die Stahlelemente für die neue Stütze müssen darauf. Die können wir nicht einfach in den Felsen reinlegen“, sagt Michael Wehrli.
Neben den Transporten gibt es viele weitere Herausforderungen für einen solchen Bau. „Das Wetter ist eine große Herausforderung. Es kann sehr windig sein, wir hatten Anfang Juni schon mal Schneefall“, sagt Michael Wehrli dazu. Zudem finden die Bauarbeiten aktuell während des laufenden Gästebetriebs statt. Parallel noch das Material zu transportieren, beanspruche auch die Mitarbeiter.
Wichtig ist außerdem die Sicherheit: Die alte Stütze steht auf Fundamenten, die weiterhin das volle Gewicht tragen müssen, obwohl direkt daneben Fels abgetragen wird. Um sicherzugehen, dass diese Fundamente stabil bleiben, sind Messgeräte installiert, die ihre Belastung ständig überwachen.
Unterhalb der Bergstation finden aktuell auch Felsarbeiten statt. Denn für die neue Schwebebahn gilt ein bestimmter Sicherheitsabstand von der Bahn zum Felsen. Um dies zu gewährleisten, wird aktuell dort der Fels abgetragen.

Die Arbeiten laufen laut dem technischen Leiter bislang nach Zeitplan. Im September sollen die aktuellen Arbeiten dann abgeschlossen sein. Denn: „Der Winter kommt ja manchmal früh auf dem Säntis.“
Ab September bis Frühjahr 2026 finden im Gipfelgebäude Vorbereitungsarbeiten statt: „Das ist dann aber das Meiste im Gebäudeinnern, da haben wir eine gewisse Wetterunabhängigkeit.“
Anschließend daran finden ab Mai 2026 die Hauptarbeiten in der Talstation, bei den Stützen und in der Bergstation statt. Dann ist der Betrieb für Gäste bis zum Spätherbst 2026, voraussichtlich November, auch unterbrochen. Für die Umsetzung dieses Projekt wurde eine Gesamtbausumme von 22,7 Millionen Franken genehmigt. „Das wird sehr ambitiös, dass wir das einhalten können“, sagt Michael Wehrli zu den Kosten.
Die Baustelle sei schwierig einzuschätzen, deshalb würden sich die Kosten eher im oberen Rahmen bewegen. Schließlich sei man auch wetterabhängig: „Im Juli hat es fast geschneit, zweimal im Monat. Da müssen die Leute mehr Pause machen, sich aufwärmen, das ist einfach nicht effizient. Da kostet alles sehr viel schneller mehr.“
Nicht eingerechnet sind die finanzellen Folgen des Betriebsunterbruchs im Sommer 2026. Die Einnahmen von Gipfelbesuchern sowie Einnahmen aus dem Bahnverkehr fallen dann weg. Diese schätzt Michael Wehrli auf fünf Millionen Franken. „ Das müssen wir nicht bezahlen, aber wir haben es nicht und in der Jahresbilanz fehlt das“, sagt er.