Und dann wanderten die Tausender über den Tisch. Wallach Elvis hat mit dem Hammerschlag durch Erika Jakob, Leiterin des Betreibungsamts Kaiseraugst-Olsberg, für 3500 Franken die Besitzerin gewechselt. Danach wurde auch um Stute Diana geboten – für sie gab es 2500 Franken.
So kam es zur Versteigerung
Doch der Reihe nach. Kürzlich wurden beim Dressur- und Pensionsstall Gracia in Kaiseraugst die beiden Freiberger Pferde zwangsrechtlich verwertet. Hintergrund der traurigen Geschichte war, dass die Besitzende der Tiere die Unterhaltskosten nicht bezahlt haben soll. Der Stall habe die Pferde über sieben Monate selbst versorgen müssen, Kosten von über 20.000 Franken seien aufgelaufen. So zumindest die Ansicht der Stallbetreiberin und des Betreibungsamts.
Gekommen sind an diesem Nachmittag eine Handvoll Bietende und ein paar Leute, die das Ganze sonst zu interessieren scheint. Schaulustige ohne Bezug zur Pferdeszene: Fehlanzeige. Die beiden Polizisten von der Regionalpolizei, die das Geschehen beobachten, werden wohl kaum eingreifen müssen.
„Wir konnten nicht einschätzen, wie viele Leute zur Versteigerung kommen“, sagt Gemeindepräsidentin Françoise Moser. Die vorab aufgebotenen Polizisten seien eine reine Vorsichtsmaßnahme.
Schuhüberzieher sollen vor Krankheiten schützen
Bevor es aber zur eigentlichen Versteigerung kommt, soll ein Helfer die Pferde kurz am Halfter vortraben lassen. Nachdem Elvis zu Beginn kaum in die Gänge kommt, lässt er sich irgendwann von der aufgescheuchten Diana anstecken und reißt sich mitsamt Strick los. „Dianas“ Trab-Präsentation wird danach aufs Nötigste beschränkt. Nun geht es in die Reithalle zum Versteigerungsvollzug. Wer aus einem anderen Pferdestall kommt, wird angeordnet, Schuhüberzieher überzustreifen. So soll die Gefahr von übertragbaren Krankheiten minimiert werden.
Zuerst geht es um die Zukunft von Elvis. In 250er-Schritten wird sein Preis stetig überboten. Bis schließlich bei 3500 Franken Schluss ist und Erika Jakob mit dem Hammerschlag den Preis bestätigt. Bei Stute Diana geht die Bieterei nicht ganz so weit, für sie gibt es noch 2500 Franken.
„Ich bin sehr zufrieden und gespannt auf die Zeit mit dem neuen Pferd“, sagt Andrea Meier, nachdem sie sich Elvis ersteigert hat. Stallbetreiberin Sibylle Kohler wiederum konnte sich Stute Diana sichern. Kohler hat die vergangenen Wochen und Monate sehr mitgenommen, sie möchte sich nach der Versteigerung nicht mehr dazu äußern. Nur so viel sagt sie: „Wir überlegen nun ernsthaft, ob wir zukünftig von neuen Kunden einen Betreibungsauszug verlangen.“
Die Autorin schreibt für die „Aargauer Zeitung“. Dort ist der Beitrag auch zuerst erschienen.