Schneeeulen, Dohlen und Schwarzstörche – in der Storchenstation Möhlin können Besucher viele unterschiedliche Vögel beobachten. Wer einen genauen Blick in die Voliere wirft, erkennt auch die Turteltauben und Waldkäuze, die gerade dabei sind, ihren Nachwuchs auszubrüten.

In der Storchenstation Möhlin werden mit dem Frühling nicht nur mehr Besucher, sondern auch viele neue Vögel erwartet, die aufgrund von Verletzungen die Hilfe der Vogelpflegestation benötigen. Bruno Gardelli, Leiter der Station, spricht über deren Aufgaben und Bedeutung für den Natur- und Vogelschutz.

Storchenstation beherbergt verschiedene Vogelarten

Der Schwarzstorch ist neben dem Weißstorch die einzige in Europa brütende Art aus der Vogelfamilie der Störche.
Der Schwarzstorch ist neben dem Weißstorch die einzige in Europa brütende Art aus der Vogelfamilie der Störche. | Bild: Julius Berchtold

In einer der Volieren ist ein Schwarzmilan zu sehen. Er wurde vor einigen Tagen mit schweren Verletzungen aus Eiken in die Storchenstation gebracht und muss nun von den ehrenamtlichen Pflegekräften aufgepäppelt werden. „Ich bin optimistisch, dass er es schaffen wird“, erklärt Gardelli, der vor seinem Ruhestand als Tierpfleger im Basler Zoo gearbeitet und im Jahr 2019 die Leitung der Station übernommen hat.

Der Uhu ist ein Greifvogel und der größte Vertreter der Eulen. Hier ist er auf einem Baumstamm in seiner Voliere in der Storchstation zu ...
Der Uhu ist ein Greifvogel und der größte Vertreter der Eulen. Hier ist er auf einem Baumstamm in seiner Voliere in der Storchstation zu sehen. | Bild: Julius Berchtold

Stolz präsentiert er die von ihm neu gestalteten und neu eingerichteten Voliere, in denen die Vögel Rückzugsmöglichkeiten und Strukturen zur Beschäftigung haben. „Es liegt mir am Herzen, dass die Vögel hier artgerecht gehalten werden und sich auch mal verstecken können“, erklärt der 72-Jährige und ergänzt: „Außerdem sieht es jetzt auch für die Besucher viel schöner aus.“

Gelungene Wiederansiedlung des Weißstorches

Ursprünglich gegründet wurde die Station im Jahr 1970, um die Wiederansiedlung des Weißstorches, der Mitte des vergangenen Jahrhunderts aus der Schweiz verschwunden war, voranzutreiben. Unterstützt vom Natur- und Vogelschutzverein Möhlin gelang es schnell, die Wiederansiedlung des Storches herbeizuführen.

Mittlerweile erlebt die ikonische Vogelart dank derartiger Wiederansiedlungsprojekte einen bemerkenswerten Aufschwung. 2024 haben erstmals über 1000 Weißstorchpaare in der Schweiz gebrütet, das Ziel einer sich selbst erhaltenden Population wurde erreicht.

Die Aufgaben der Storchenstation haben sich entsprechend gewandelt: Im Laufe der Zeit brachten immer mehr Menschen verletzte Vögel, weswegen bald eine Pflegestation ergänzt wurde. Bis heute werden regelmäßig verletzte, kranke oder unterernährte Vögel in die Station gebracht, wo sie gepflegt und dann in gesundem Zustand ausgewildert werden.

Dank Wiederansiedlungsprojekten wie der Storchenstation Möhlin lebt heute eine große Population von Weißstörchen in der Schweiz. Um die ...
Dank Wiederansiedlungsprojekten wie der Storchenstation Möhlin lebt heute eine große Population von Weißstörchen in der Schweiz. Um die Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Tiere aus dem Land verschwunden. | Bild: Barbara Saladin

Die Anzahl und Vielfalt der Vogelarten in der Station wächst stetig und bietet Besuchern heute spannende Einblicke in die Welt dieser Tiere. Doch dahinter steht eine große Menge ehrenamtlicher Arbeit, die Gardelli und sein Team tagtäglich leisten.

Storchenstation ist auf Unterstützung angewiesen

Die Käfige müssen gesäubert und repariert, das Wasser gewechselt und die großen Vögel regelmäßig mit Mäusen oder Küken gefüttert werden. Die Beschaffung des Futters ist dabei nicht ganz günstig, weswegen die Storchenstation auf Spenden und Sponsoren, sowie auf die Unterstützung der Gemeinde angewiesen ist. Neben den Arbeiten vor Ort leistet die Storchenstation durch die Beringung der in Möhlin lebenden Störche auch einen Beitrag zur Analyse der Bestandsverteilung und Wanderung der Tiere.

Zudem finden vor Ort regelmäßige Veranstaltungen wie Vorträge, Exkursionen oder Ornithologen-Kurse statt. Auch Führungen für Schulklassen bietet Gardelli in seiner Station an, die gerade jetzt im Frühling rege besucht wird. Ihm geht es dabei in erster Linie um eine Stärkung des Bewusstseins für Themen wie den Natur- und Vogelschutz.

Gardelli macht sich Sorgen um die Natur

„Die Lebensräume der Vögel gehen immer mehr verloren, weil der Mensch in die Natur eingreift“, erklärt der gelernte Maurer. Aus seiner Sicht ist den Menschen in der vergangenen Zeit die Verbindung zur Natur abhandengekommen. „Wenn wir so weitermachen, kann es nicht gut gehen“, erklärt Gardelli und verwiest auf die Zusammenhänge zwischen Biodiversität, Naturschutz und Klimaschutz.

Bruno Gardelli leitet die Storchenstation Möhlin seit 2019. Auf dem Bild ist er mit Dohle Moritz zu sehen.
Bruno Gardelli leitet die Storchenstation Möhlin seit 2019. Auf dem Bild ist er mit Dohle Moritz zu sehen. | Bild: Julius Berchtold

Doch Gardelli möchte nicht schwarzmalen, sondern seinen Beitrag leisten, um die Probleme anzugehen. Mit seiner Arbeit möchte er den Menschen die Bedeutung der Natur vermitteln und ihnen einen respektvollen und genügsamen Umgang mit Ressourcen und Natur vermitteln: „Immerhin gibt es auch Erfolgsgeschichten wie die Wiederansiedlung des Weißstorches in der Schweiz.“

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